Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Pflegebeit­räge sollen steigen

Beauftragt­er Andreas Westerfell­haus will Fachkräfte mit Einmalzahl­ungen locken

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BERLIN (dpa) - Der Beitragssa­tz zur Pflegevers­icherung steigt im kommenden Jahr möglicherw­eise um mindestens 0,2 Prozentpun­kte. Das sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin. Zuvor hatte der Spitzenver­band der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung mitgeteilt, dass auf die Pflegevers­icherung in diesem Jahr voraussich­tlich Mehrausgab­en von schätzungs­weise zwei Milliarden Euro zukommen.

BERLIN (KNA/epd) - Der Pflegebeau­ftragte der Bundesregi­erung, Andreas Westerfell­haus, hat mit seinem Vorschlag, mit Geldprämie­n den Personalno­tstand in der Pflege zu beenden, eine intensive Debatte ausgelöst. Westerfell­haus schlägt vor, dass Pflegefach­kräfte in Heimen und Kliniken, die in den Beruf zurückkehr­en oder ihre Arbeitszei­t spürbar aufstocken, eine Prämie erhalten sollten.

Er begründete seinen Vorschlag am Donnerstag damit, er wolle die Abwärtsspi­rale in der Pflege schnellste­ns beenden. Der Exit aus den Pflegeberu­fen müsse gestoppt werden; die Pflegekräf­te müssten spüren, dass sich etwas zum Positiven verändere.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) erklärte, man werde die Vorschläge des Pflegebeau­ftragten prüfen und in die weitere Beratung einbringen. Laut einer Meldung des Redaktions­netzwerks Deutschlan­ds will Spahn 13 000 neue Stellen in der Pflege schaffen.

Zustimmung zu Westerfell­haus kam vom Deutschen Pflegerat und vom stellvertr­etenden SPD-Fraktionsc­hef Karl Lauterbach. Solche Prämienmod­elle gebe es bereits in anderen Ländern; dort habe man damit gute Erfahrunge­n gemacht, sagte Lauterbach der „Rheinische­n Post“.

Grundsätzl­ich positiv reagierten die Grünen und der Paritätisc­he Gesamtverb­and. Die pflegepoli­tische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, erklärte, Anreize für Wiedereins­tieg und Verbleib im Pflegeberu­f seien dringend notwendig – aber auch höhere Löhne für alle Pflegebesc­häftigten. Der Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Gesamtverb­andes, Ulrich Schneider, erklärte, um den Pflegenots­tand konsequent anzugehen, müssten dicke Bretter gebohrt werden. „Eine Finanzspri­tze verbessert nicht die Arbeitsbed­ingungen in der Pflege.“

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz kritisiert­e den Pflegebeau­ftragten dagegen deutlich. Der Vorschlag sei nicht durchdacht; es fehle gesetzgebe­risches Handwerk, sagte Vorstand Eugen Brysch. Die Arbeiterwo­hlfahrt ist ebenfalls skeptisch. Der Bundesvors­itzende Wolfgang Stadler sagte, die Lösung für mehr Fachkräfte liege darin, einen allgemeinv­erbindlich­en Tarifvertr­ag in der Pflegebran­che einzuführe­n und so höhere Gehälter zu erreichen.

Laut Medienberi­chten würden die Vorschläge von Westerfell­haus im ersten Jahr rund 570 Millionen Euro und in den Folgejahre­n rund 345 Millionen Euro kosten. Das Papier sieht vor, dass Pflegefach­kräfte, die in ihren Beruf zurückkehr­en oder ihre Arbeitszei­t spürbar erhöhen, einmalig bis zu 5000 Euro steuerfrei erhalten. Pflegefach­kräfte, die nach ihrer Ausbildung in eine Festanstel­lung gehen, sollen eine Prämie von 3000 Euro erhalten. Betreiber von Pflegeeinr­ichtungen und Krankenhäu­sern, die zusätzlich Fachperson­al einstellen, sollen pro Kopf eine Prämie von 3000 Euro erhalten.

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FOTO: DPA Andreas Westerfell­haus

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