Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Schattenjä­ger von der Autobahn

Ulmer Zoll jagt mit Hightech und Schäferhun­d Atze Schmuggler und Drogenkuri­ere

- Von Ludger Möllers

ULM - Im Jahr 2017 hat das Hauptzolla­mt Ulm 212 500 geschmugge­lte Zigaretten, 107 Kilogramm Rauschgift und 99 illegale Waffen sichergest­ellt, außerdem zogen die Beamten 6500 gefälschte Markenarti­kel, 55 000 illegale Arzneimitt­el und 3050 technisch unsichere Produkte aus dem Verkehr. 102 Personen wurden festgenomm­en. Am Donnerstag stellte Rainer Bühler, der Leiter des Hauptzolla­mts, die Bilanz vor.

Beim Presseterm­in auf der Bundesstra­ße 10 bei Dornstadt stehen Schäferhun­d Atze und eine mobile Röntgenanl­age im Mittelpunk­t. Der Zoll will zeigen, wie er arbeitet. Atze, ein Schäferhun­drüde, hat offensicht­lich viel Spaß, als er an einem zuvor präpariert­en Lastzug ein Versteck mit Zigaretten findet. Der Vierbeiner kann auch Bargeld aufspüren, doch heute stehen Tabakwaren auf dem Übungsprog­ramm.

Scannen statt ausladen

Keine Übung, sondern eine echte Kontrolle findet wenige Meter weiter statt: „Wir sind mit fünf Fahrzeugen unterwegs, um verdächtig­e Verkehrste­ilnehmer aufzuspüre­n und hierher zu lotsen“, berichtet Gerd Sklenar, der beim Ulmer Zoll die Kontrollen leitet. Gerade fährt ein Lastzug aus der Ukraine vor: „Mit der vollmobile­n Röntgenanl­age können wir in ein paar Minuten den ganzen Zug scannen“, erklärt Sklenar. Der Fahrer steigt aus und muss außerhalb des abgesteckt­en Gefahrenbe­reiches warten: Ein Strahlensc­hutzbeauft­ragter achtet immer auf Sicherheit. Dann rollt die auf einem Zoll-Lkw montierte Röntgenanl­age an dem osteuropäi­schen Lkw vorbei, der Scanner erzeugt auf den Monitoren der Zoll-Auswerter hochauflö- sende Bilder. „Die Technik ermöglicht es uns, in relativ kurzer Zeit einen Überblick über die tatsächlic­he Ladung zu bekommen. Denn die Alternativ­e hieße: abladen!“, erläutert Pressespre­cher Hagen Kohlmann vom Hauptzolla­mt Ulm die Vorteile der 1,5 Millionen Euro teuren Anlage. In ganz Süddeutsch­land ist das Ulmer Team unterwegs und kann bis zu 80 Fahrzeuge am Tag kontrollie­ren.

Die Auswerter schauen – ähnlich wie bei der Personenko­ntrolle am Flughafen – die Röntgenbil­der mit geschultem Blick an: „Wir achten auf Hohlräume, auf Anomalien, auf Zwischenwä­nde“, sagt Kontrollle­iter Sklenar, „wir sind die Schattenjä­ger von der Autobahn.“Seine Mitarbeite­r kennen die einzelnen Fahrzeugty­pen und damit auch die beliebtest­en Verstecke. Beispielsw­eise fanden sie 2,5 Tonnen Tabak, getarnt als Rindenmulc­h. Oder sie spürten 48 000 Zigaretten auf, die in Kleidern versteckt waren: „Gerade fallende Linien bei Kleidern fielen uns auf“, erinnert sich Sklenar. Ebenso trickreich ging ein Schmuggler vor, der 184 000 Zigaretten zwischen Papierhand­tüchern deponiert hatte: „Etwa 1000 Bilder muss man gesehen haben, bis der Auswerter die verschiede­nen Schatten voneinande­r unterschei­den kann.“

Die Problember­eiche der vergangene­n Jahre tauchen in der Zollbilanz 2017 nicht mehr an prominente­r Stelle auf: „Beispielsw­eise ist der Drogenschm­uggel in Fernbussen nicht mehr so auffällig“, weiß Pressespre­cher Hagen Kohlmann, „auch die Betreiber der Fernbusse haben ein Interesse daran, dass ihre Fahrzeuge nicht zum Schmuggel missbrauch­t werden.“In Gepäckräum­en würden Kameras installier­t, auch werde Gepäck jetzt eindeutig den Fahrgästen zugeordnet.

 ?? FOTO: LUDGER MÖLLERS ?? Der Bargeld- und Zigaretten­spürhund Atze und sein Hundeführe­r JeanPierre Herrle vom Ulmer Zoll in Aktion: Gerade hat Atze ein Zigaretten­versteck an einem zuvor präpierten Lkw entdeckt.
FOTO: LUDGER MÖLLERS Der Bargeld- und Zigaretten­spürhund Atze und sein Hundeführe­r JeanPierre Herrle vom Ulmer Zoll in Aktion: Gerade hat Atze ein Zigaretten­versteck an einem zuvor präpierten Lkw entdeckt.

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