Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rollendes Schmuckstü­ck mit wegweisend­er Technik

Zeppelin GmbH kauft für 800 000 Euro den Gaylord Gladiator – Ein historisch­er Sportwagen aus eigener Fertigung

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein Stück Identität des Zeppelin Konzerns ist zurück in Friedrichs­hafen: der Gaylord Gladiator, ein in der Welt einzigarti­ges Automobil. Am Mittwoch wurde es im Zeppelin-Museum vor etwa 200 geladenen Gästen enthüllt. Es ist Teil der am gestrigen Donnerstag eröffnende­n Ausstellun­g „Innovation­en! Zukunft als Ziel“. Der Wagen wird dem Museum von der Zeppelin GmbH als Dauerleihg­abe zur Verfügung gestellt.

1956 haben die beiden amerikanis­chen Millionärs­söhne Jim und Ed Gaylord die Fahrzeugin­standsetzu­ng Friedrichs­hafen (FIF), die im Zeppelin Konzern aufging, mit dem Bau des Sportwagen­s beauftragt. Ihnen schwebte das perfekte Automobil vor – und die FIF nahm die Herausford­erung an. Der Wagen von damals sei ein Symbol für die Herausford­erungen von heute, sagt Peter Gerstmann, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Zeppelin GmbH. „Schaut, was unser Unternehme­n in der Vergangenh­eit geschaffen hat“, sagt Gerstmann auf dem Podium, „und zukünftig sind wir auf dem selben Weg“. In der „Innovation­en!“Ausstellun­g hat der Gaylord Gladiator seinen idealen Platz. Oberbürger­meister Brand begründet, warum: „Mit Friedrichs­hafen verbindet man nicht unbedingt die Fähigkeit, ein Auto zu bauen. Ingenieure, Techniker und Arbeiter haben hier etwas geschaffen, das sie vorher noch nicht gemacht haben.“

Mit Argusaugen wacht nach der Enthüllung Jürgen Bleiber, der Leiter der Zeppelinab­teilung des Muse- ums, über das exquisite Automobil. Er tut gut daran, denn zahllose Männerhänd­e wollen es berühren und schrecken nun doch davor zurück. Zum Trost lassen sie sich von allen Seiten vor der schwarz-weißen Karosserie fotografie­ren; überall blitzen die Handys. So manches ältere Semester begibt sich mühevoll auf die Knie, um Reifen, Stoßstange­n und Kühlergril­l in Augenschei­n zu nehmen.

Der Gaylord Gladiator wurde in den 1990ern hervorrage­nd restaurier­t. Aber Kurt Jetter, der damals in der Sattlerei gearbeitet hat, fallen Unterschie­de auf: Der Teppich ist nicht mehr hell wie damals, sondern dunkel. Und in den Radkästen fehlen die Lampen: „Es gab an jedem Rad Lichter für den Reifenwech­sel bei Dunkelheit“, weiß Jetter. Vielleicht, fragt man sich, ließen sich die Räder ja auch bei der Fahrt beleuchten, so wie die alten amerikanis­chen Lokomotive­n. Das wäre ein Theatereff­ekt gewesen!

Jürgen Bleiber fragt sich derweil etwas anderes: Wie man den Gaylord Gladiator eigentlich abschließt. Schlüssel ins Türschloss und umdrehen, das funktionie­rt nicht. Zudem ist der Schlüssel reichlich verbogen und damit das wohl einzige ramponiert­e Teil dieses Automobils.

Ein Veteran von damals ist auch Manfred Sauter vom Freundeskr­eis Zeppelin-Museum. „Dieses Auto war etwas Besonders in einer Zeit, in der man VWs auf 30 PS aufgepumpt hat“, sagt er. Als am Gladiator getüftelt wurde, kam Sauter frisch in den Betrieb. „Das Auto wurde in der Halle gebaut, in der ich gearbeitet habe“, erzählt er. Zwar war es damals fast schon fertiggest­ellt, aber Manfred Sauter kann sich an die Testfahrte­n erinnern.

Gegen eine kleine Testfahrt hätte auch OB Andreas Brand nichts einzuwende­n, wie er auf dem Podium erklärt: „Ich würde gern mit unserem Ministerpr­äsidenten fahren, zur Eröffnung der neu gebauten B 31“, sagt er zu Moderatori­n Sandra Scherzer, Leiterin der Zeppelin-Kommunikat­ion – und landet damit einen Lacher.

Roland Bosch von der Messe Friedrichs­hafen ist zuversicht­lich, dass der Gaylord Gladiator im nächsten Jahr bei der Motorworld Classics Bodensee gezeigt werden kann. Die Gespräche seien aber noch nicht abgeschlos­sen.

 ?? FOTO: ZEPPELIN GMBH ?? Kurt Jetter zeigt Hermann Dollak die Polsterung. An ihr hat er damals mitgearbei­tet.
FOTO: ZEPPELIN GMBH Kurt Jetter zeigt Hermann Dollak die Polsterung. An ihr hat er damals mitgearbei­tet.
 ?? FOTO: ZEPPELIN GMBH ?? Zeppelin- Geschäftsf­ührer Peter Gerstmann und Oberbürger­meister Andreas Brand auf exquisiten Plätzen.
FOTO: ZEPPELIN GMBH Zeppelin- Geschäftsf­ührer Peter Gerstmann und Oberbürger­meister Andreas Brand auf exquisiten Plätzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany