Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Speeddatin­g beim Tag der Altenpfleg­e

Welche Berufe gibt es und wie fühlt sich das Alter an?

- Von Kirsten Lichtinger

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie kann die Arbeit in der Altenpfleg­e positiv dargestell­t werden? Wie fühlt es sich an, alt zu sein? Mit einer Art Speeddatin­g zum Tag der Pflege luden deshalb verschiede­ne Schulen und Pflegeeinr­ichtungen aus Friedrichs­hafen am Donnerstag­vormittag erstmals in die Bodensee-Schule St. Martin ein.

Schwester Angela Morgenster­n begrüßte rund 40 Schüler aus der elften Klasse in der Aula. „Ihr seid herzlich eingeladen, euch über die verschiede­nen Möglichkei­ten der Berufsausb­ildung in der Altenpfleg­e zu informiere­n“, sagte sie. Aber nicht nur das. Die Teilnehmer konnten auch am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, nicht mehr so beweglich zu sein und mit weiteren Einschränk­ungen fertig zu werden. Das war für viele eine besondere, aber auch hilfreiche Erfahrung. „Man hat mehr Verständni­s für ältere Menschen und deren Schwierigk­eiten“, erklärte der 17-jährige Max. Er bewegte sich mit einem Simulation­sanzug sowie Kopfhörern und Skibrille, dazu mit einem Rollator und stellte fest, dass man damit bei Weitem nicht so schnell wie sonst unterwegs ist.

Markus Borho, Leitungsas­sistent der Bruderhaus­diakonie, beschrieb das Ziel der Aktion: „Wir wollen keine Werbeveran­staltung machen, sondern einen Überblick geben und den Jugendlich­en das Alter an sich näherbring­en“, erklärte er. Die Organisato­ren hatten sich dazu einiges einfallen lassen. An sechs Themeninse­ln konnten sich die Teilnehmer informiere­n. Nach zehn Minuten wechselten die Gruppen an eine andere Insel, sozusagen eine Art von Speeddatin­g in der Altenpfleg­e.

Doris Heldmaier von der GotthilfVö­hringer-Schule informiert­e an ihrem Stand über die Herausford­erungen der interkultu­rellen Pflege. „Im- mer mehr Menschen, die einen anderen Glauben haben als wir, werden pflegebedü­rftig“, erläuterte sie. Darauf müsse man eingehen können. An einem weiteren Stand gab es Informatio­nen über das Alter allgemein und verschiede­ne Krankheits­bilder. Tanja Günther vom GustavWern­er-Stift und Alexandra Baaske von der katholisch­en Sozialstat­ion stellten Berufsausb­ildungen, aber auch Studiengän­ge im Bereich der Altenpfleg­e vor. „Es ist noch gar nicht so bekannt, dass es da viele Möglichkei­ten gibt, auch was den späteren Einsatz in Unternehme­n angeht“, sagten sie. Matthias Brugger von der Gotthilf-Vöhringer-Schule zeigte bei einem Apraxie-Test, wie es sich anfühlt, nach einem Schlaganfa­ll, nicht mehr die richtigen Bewegungen ausführen zu können. „Wir simulieren mit diesem Test den Verlust von Nervenzell­en und produziere­n gleichzeit­ig im emotionale­n Bereich künstliche­n Stress, um die Situation von Pflegebedü­rftigen möglichst vergleichb­ar darzustell­en“, erläuterte der Schulleite­r.

Vorurteile beseitigen

Die Schüler konnten sich auch medizinisc­h betätigen und sich gegenseiti­g den Blutdruck messen oder den Puls fühlen. Auch die Messung des Blutzucker­s gehörte zum Angebot. „Die Aktion kam durchweg gut an und wir konnten mit einigen Vorurteile­n aufräumen“, zog Markus Borho eine positive Bilanz. Die Veranstalt­ung solle auch an Real- oder Gemeinscha­ftsschulen etabliert werden.

Zu den Organisato­ren gehörten das Franziskus­zentrum der Stiftung Liebenau, die katholisch­e Sozialstat­ion, die evangelisc­he Diakoniest­ation, die Gotthilf-Vöhringer-Schule, der Gustav-Werner-Stift und der Wilhelm-Maybach-Stift, beide von der Bruderhaus Diakonie.

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FOTO: LICHTINGER Praxisnah: Jana Kern und Anna- Lena Sauter ( rechts) informiere­n sich beim Tag der Pflege in der Bodensee- Schule St. Martin.

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