Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wasserschaden legt 500 Telefonanschlüsse lahm
Landratsamt, Sparkasse und Bodenseebank leiden seit Montag unter erheblichen Problemen
LINDAU - Regenwasser hat im Langenweg ein Glasfaserkabel zerstört. Etwa 500 Anschlüsse der Telekom sind seitdem lahmgelegt. Betroffen sind auch einige Firmen und das Landratsamt – mit erheblichen Folgen für deren Kunden. So sind zum Beispiel viele Geldautomaten außer Betrieb. Und das nicht nur in Lindau.
„Wir haben derzeit seit dem 14. Mai in Lindau aufgrund eindringender Feuchtigkeit in ein 1500-paariges Hauptkabel eine Störung bei Internet und Telefonie und TV-Empfang“, schreibt Lisa Machnig von der Pressestelle der Telekom auf Anfrage der Lindauer Zeitung. Betroffen seien etwa 500 Anschlüsse im Bereich Bregenzer Straße, Bleicheweg, Hundweilerstraße und Ladestraße.
Warum es beim ersten größeren Regen seit längerer Zeit zu diesem Problem gekommen ist und wie die Telekom sicherstellen will, dass das Problem nicht erneut auftaucht, dazu gab es von der Pressestelle keine Antwort. Allerdings sind die Telekom-Techniker seit Montag vor Ort. Zum Teil nutzen sie Schachtöffnungen, zum Teil haben sie vor dem Römerpark eine bereits gepflasterte Fläche wieder aufgerissen.
Zahlreiche Mitarbeiter waren zur Untätigkeit gezwungen
Nachdem die Techniker am Montag den Fehler gefunden hatten, haben sie am Dienstag den mit Wasser vollgelaufenen Kabelschacht wieder ausgepumpt, berichtet Machnig. Dann hätten sie Kabel per Express bestellt und das defekte Kabel entfernt. Am Mittwoch haben die Arbeiter 50 Meter Kabel ausgewechselt und das Kabel für das Anschließen vorbereitet. Donnerstag und Freitag werde das 1500-paarige Kabel mit den Anschlüssen der Kunden verbunden, sodass diese „nach und nach wieder funktionieren“, wie Machnig mitteilt: „Wir hoffen also, dass am 18. Mai abends alle Störungen beseitigt sind.“
Das hoffen die Betroffenen auch. So waren die Mitarbeiter des Landratsamtes seit Dienstag weitgehend lahmgelegt, wie Pressesprecherin Sibylle Ehreiser auf Anfrage der LZ berichtet. Die Mitarbeiter konnten seit Dienstagvormittag nicht telefonieren, „zudem haben wir seit Montagvormittag keinen Zugriff auf das bayernweite Behördennetz, so dass wir auf etliche Fachanwendungen keinen Zugriff haben“. Weil die zentrale Telefonanlage betroffen sind, gilt das auch für alle Mitarbeiter auf der Insel oder in anderen Außenstellen wie der Auto-Zulassungsstelle. Seit Mittwochmorgen sind einzelne Mitarbeiter wieder telefonisch erreichbar.
Damit sind also viele betroffen, deren Anliegen das Landratsamt nicht bearbeiten konnte: „Bürger müssen seit Montag aufgrund des fehlenden Zugriffs auf externe Fachanwendungen so lange vertröstet werden, bis die Telekom den Schaden behoben hat.“Ehreiser hofft, dass im Laufe des Donnerstags wieder alles läuft.
So geht es auch Hubert Mark, Vor- standsmitglied der Bayerischen Bodenseebank, die während der vergangenen Tage etwa 20 Mitarbeiter nach Hause geschickt hat, weil sie nicht arbeiten konnten. Da neben den Telefon- auch die Datenleitungen der Bank ausgefallen sind, funktionierte kein Geldautomat oder Kontoauszugsdrucker. Die Bankmitarbeiter konnten zuerst auch keine Überweisungen veranlassen. Das betraf auch die Niederlassungen zwischen Nonnenhorn und Schlachters. Lediglich das Online-Banking der Kunden lief reibungslos.
Bargeld hat die Bank nur in eingeschränktem Maß an gut bekannte Kunden ausgezahlt. Andere mussten den Geldautomaten der Bank auf der Insel nutzen, der an einer anderen Datenleitung hängt, oder den Automaten der Volksbank am Köchlinweiher. Ein Mitarbeiter fand zudem eine Möglichkeit, sich von daheim aus einzuloggen, um dringende Geschäfte der Kunden zu regeln. Kunden konnten die Bank über das einzige funktionierende Nottelefon erreichen, wenn sie genügend Geduld hatten und durchkamen. Außerdem stellte die Volksbank Lindenberg ab Mittwoch sieben Arbeitsplätze zur Verfügung, damit Mitarbeiter der Bayerischen Bodenseebank von dort aus zum Beispiel im Auftrag von Firmenkunden die Überweisung von Gehältern veranlassen konnten. Mark spricht von „Katastrophe“und „Notfallplanung“. Er beklagt vor allem die mangelnde Information durch die Telekom. Eigentlich wisse man nur, was Bankmitarbeiter durch Gespräche mit den Bauarbeitern erfahren hätten. Er ist ähnlich verärgert wie Ehreiser, die sich ausdrücklich den Rechtsweg offenhält: „Das Landratsamt Lindau hat kein Verständnis, wenn durch bei Baumaßnahmen entstandene Schäden die Behörde tagelang lahmgelegt wird, und behält sich Schadenersatzforderungen vor.“
Landratsamt erwägt Forderung nach Schadensersatz
Nicht ganz so schlimm betroffen ist die Sparkasse, die ein Notfallsystem mit einem anderen Anbieter hat, sodass alle Automaten weiter laufen, auch alle Geldgeschäfte seien möglich, wie Pressesprecher Andreas Radmüller von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim mitteilt. Allerdings seien neben der Hauptstelle auch alle umliegenden Geschäftsstellen im Stadtgebiet und bis nach Nonnenhorn vom Ausfall des Telefons betroffen. Wahrscheinlich bis einschließlich Freitag seien sie für Kunden nicht erreichbar. Kunden können sich laut Radmüller aber unter 08331 / 60 90 an die Hauptstelle in Memmingen wenden. „Über unser internes System können wir die Mitarbeiter in Lindau benachrichtigen, und diese setzen sich dann mit unseren Kunden in Verbindung.“
Lindaus Pressesprecher Jürgen Widmer weist übrigens Gerüchte zurück, dass eine falsche Planung der Stadt verantwortlich sei für den Wasserschaden. Vielmehr habe die Telekom ihre Schächte in eigener Verantwortung geplant und gebaut. Mit der eigentlichen Unterführung habe das nichts zu tun. Deren Freigabe am heutigen Freitag sei deshalb auch in keiner Weise gefährdet.