Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Muss ein Ehering die Liebe besiegeln?
In meiner Jugend trug ich tatsächlich einen Ohrring – heute würde ich das nicht mehr uneingeschränkt als schön ansehen. Eine Kette gab es auch mal um meinen Hals. Aber einen Ring am Finger? Nie im Leben. Das war auch noch mein Standpunkt, als ich meiner heutigen Frau den Heiratsantrag machte. Dass ein Ring zur Ehe dazugehört, stand für uns jedoch nie zur Diskussion. Selbstverständlich bin ich mit zum Juwelier, hab auch meine Vorstellungen mit eingebracht – und fand das Resultat durchaus schön. Nur tragen wollte ich diesen Ring halt nicht.
Meine Ausreden: Meine Finger sind so schmal, da passt doch eh kein Ring richtig. Außerdem: Als Tennisspieler würde mich der Ring nur stö- ren. Was ich mir vorstellen konnte war, den Ring eventuell an einer Kette zu tragen. Auf dem Standesamt ließ ich ihn mir dann trotzdem über den Finger streifen – das gehörte für mich in dieser Situation einfach dazu. Wir hatten uns auf die linke Hand geeinigt. Schon mal für den Fall der Fälle, dass ich den Ring tatsächlich anlassen würde. Konnte ich mir zwar absolut nicht vorstellen, kam dann aber so. Irgendwie hab ich mich sehr schnell an das Ding an meinem Finger gewöhnt, ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn drehe und hin- und herschiebe. Gestört hat er mich seither nie.
Dass ein Ring dazugehört, stand nie zur Diskussion.
Von Thorsten Kern