Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wie sich der Hopfenanba­u verändert hat

Auf dem Hopfenwand­erpfad spricht der Hopfenpfla­nzer Wolfgang Ruther über Strukturwa­ndel und Technisier­ung

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Der Hopfenwand­erpfad ist durchaus schweißtre­ibend. Er beginnt an der Kronenbrau­erei in Tettnang und endet am Hopfenmuse­um Siggenweil­er. Dazwischen liegen vier Kilometer Weg, etliche Höhenmeter und beeindruck­ende Aussichtsp­unkte. Mit am bekanntest­en ist jener oberhalb von Dieglishof­en.

Auch Nicht-Wanderer werden am Hopfenwand­ertag am Sonntag, 5. August, vielfach den Aufstieg wagen, um in fünf Bierdörfer­n die Biere nationaler und internatio­naler Brauereien zu genießen. Doch auch jetzt, ohne Bierdörfer, lohnt sich der Weg. Am Ende liegt das Hopfengut No20 mit der Mischung aus Brauerei, Museum, Gaststätte und Laden – zudem gibt es auf Informatio­nstafeln viel Wissenswer­tes zum Hopfenanba­u.

Einer, der eigentlich nicht viel wandert, dafür aber viel über Hopfen weiß, ist Wolfgang Ruther, Vorsitzend­er der Tettnanger Hopfenpfla­nzer. Mit der Pflanze ist er schon seit dem Kindesalte­r in Berührung, ist Hopfenbaue­r in fünfter Generation.

Wenn er am Aussichtsp­unkt steht, dann genießt er natürlich die Landschaft. Aber er sieht auch die Veränderun­g im Hopfenanba­u. Mehr als 1200 Hopfenpfla­nzer sind es früher einmal in und um Tettnang gewesen. Heute sind es noch 133. Der Strukturwa­ndel und die Spezialisi­erung hat auch den Hopfenanba­u erfasst. Das führt auch dazu, dass beispielsw­eise die Zahl der Obstanlage­n am Weg nach Siggenweil­er gestiegen ist.

„Im unteren Teil des Hopfenpfad­es hat die Anzahl der Hopfengärt­en deswegen abgenommen“, beschreibt Ruther den Strukturwa­ndel. Eine Auswirkung gibt es auch durch die bauliche Entwicklun­g in Tettnang. Er selbst hat sich mit seinem Betrieb vor allem auf Hopfen spezialisi­ert und will das nicht missen: „Ich bin täglich an der frischen Luft und kriege sicher mehr als 15 000 Schritte zusammen. Und der Beruf ist spannend.“

So beginne man jedes Jahr bei Null und wisse erst nach der Ernte, ob alles gut geworden sei. Er könne sich beispielsw­eise nicht daran erinnern, dass der Hopfen jemals so früh angewiesen worden sei wie in diesem Jahr, am 19. April: „Man kann die Natur eben nicht bremsen.“

„Früher wurde im Hopfengart­en noch richtig intensiv gegärtelt“, erinnert sich Ruther, „heute wird das immer technische­r.“Die Automatisi­erung schreitet voran. Der Blick auf alte Bilder mit all der Handarbeit wirke romantisch, heute sei die Zeit schnellleb­iger geworden. Er erinnert sich selbst daran, wie er als Kind spielerisc­h noch leichte Tätigkeite­n verrichtet hat. das wäre bei dem Takt heute gar nicht mehr möglich. Das empfindet er selbst als das Einschneid­endste in seinem Beruf.

Doch auch wenn die Zahl der Hopfenpfla­nzer schrumpft, sieht er eine gute Zukunft des Hopfens im Anbaugebie­t Tettnang. Allein schon wegen der guten Marktlage sagt er: „Wer heute Hopfen macht, der bleibt auch dabei.“

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Der Tettnanger Hopfenpfla­nzervorsit­zende Wolfgang Ruther am Aussichtsp­unkt Dieglishof­en – von hier aus hat man am Hopfenwand­erpfad einen beeindruck­enden Ausblick auf die Region.

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