Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine besondere Musikreise mit „Jazz-Talk“
„Jazz-Talk“spielt vor rund 50 Gästen im Gessler 1862
FRIEDRICHSHAFEN - Mehr als Musik hat die Band „Jazz-Talk“am Freitagabend bei Gessler 1862 in Friedrichshafen geboten. „Freuen sie sich auf eine außergewöhnliche Jazz-Reise“, begrüßte Sängerin Claudia Schade die rund 50 Gäste. „Wir machen Jazz, um auch Leute zu überzeugen, die eigentlich keinen Jazz mögen“, sagte Christoph Veit zum Konzept von „Jazz-Talk“. Der 54-Jährige spielt in der vierköpfigen Band Klavier und Bass. Er und Schlagzeuger Rainer Hertkorn kennen sich schon seit den 80er-Jahren. Etwas später kam Roland Fischer am Saxofon dazu. 2002 gründeten sie zusammen mit Claudia Schade „Jazz-Talk“.
Jazz, das sei für sie die Freiheit, sich ausprobieren zu dürfen, so Rainer Hertkorn. Geprägt war das Programm dann auch nur zu kleinen Teilen von Klassikern des Jazz, dafür viel mehr von großen Hits der Musikgeschichte. „Billy Jean“, „Killing me softly“oder „Hit the road Jack!“, alle jazzig angepasst. „Wir nehmen die Songs und legen ihnen ein neues Gewand an, gerade so, dass man sie noch erkennt“, erklärte Sängerin Claudia Schade.
Dieses ungewöhnliche Konzept kam an. „Ich bin kein Jazz-Fan, das ist eher mein Mann“, so Renate MayerLange, „aber hier ist ja viel anderes dabei, das man kennt. Ich find’s richtig gut.“Auch ausgesprochene Jazz-Fans waren von dem „außergewöhnlichen Konzept“und den „wirklich großartigen Arrangements“begeistert. Einige Besucher waren sogar extra aus Bad Waldsee angereist.
Musiker mit Herzblut
Obwohl die vier nicht hauptberuflich Musik machen, hätten auch Pro- fi-Musiker nicht mit mehr Herzblut bei der Sache sein können. Die „JazzReise“, auf die sie das Publikum an diesem Abend mitnahmen, war gleichzeitig auch eine Reise durch die Musikgeschichte. Zu jedem Song wusste Claudia Schade eine kleine Anekdote zu seiner Entstehung oder zu einer besonderen Aufnahme zu erzählen. Die Leidenschaft der Band übertrug sich schnell aufs Publikum. Vor allem die Soli von Saxofonist Roland Fischer wurden mit viel Applaus begleitet. Obwohl der Jazz ei- nem so viel Freiraum lasse, habe er natürlich auch Vorbilder, etwa Charlie Parker oder David Sandborn, erzählt der 53-Jährige.
In den Songs und Arrangements steckt außerdem viel Zeit und Arbeit. Es dauere Monate, einen Song umzuschreiben, der Prozess sei auch nie wirklich abgeschlossen, sagt Christoph Veit.
„Eine runde Sache“
So viel Arbeit zahlt sich offenbar aus. Die Zuschauer schienen begeistert und auch Kerstin Schmid, die die Veranstaltung organisiert hatte, war mehr als zufrieden. Der Abend sei „eine runde Sache“. Nicht nur dem Publikum in der Buchhandlung gefiel die Musik, vor den geöffneten Glastüren des Geschäfts blieben immer wieder Passanten stehen, um ein paar Minuten zuzuhören.
Wer „Jazz-Talk“am vergangen Freitag verpasst hat, muss sich ein bisschen gedulden. Am 27. September spielt die Band bei Jazz am Donnerstag in Friedrichshafen.
„Wir haben ganz bewusst keinen Bassisten“, sagte Christoph Veit. „Wir wollten die kleinstmögliche Jazz-Band sein. Vier bis fünf Auftritte pro Jahr, alles im kleinen, unkomplizierten Rahmen, das reicht uns.“Eigentlich schade.