Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Uferpromen­ade: Diskussion um Neubau

Geplantes Mehrfamili­enhaus zeigt, dass Gemeindera­t in Entscheidu­ng eingeschrä­nkt ist

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Es ist eine der sensibelst­en Stellen im ganzen Ort, trotzdem ist der Gemeindera­t in seiner Mitbestimm­ung bei der Planung eines Mehrfamili­enhauses an der Uferpromen­ade eingeschrä­nkt. Der Grund: Das Gebäude an der Oberen Seestraße fügt sich rein rechtlich betrachtet in die Umgebungsb­ebauung ein. Deshalb hat das Gremium die Baupläne mehrheitli­ch abgesegnet – verbunden mit dem Appell an die Bauherren, in Sachen Gestaltung noch einmal in sich zu gehen.

Das Gebäude liegt im Geltungsbe­reich des Baulinienp­lans „Langenarge­n-Ost“. Dabei handelt es sich um einen sogenannte­n einfachen Bebauungsp­lan aus dem Jahr 1952, „in dem nicht so viele bauplanung­srechtlich­e Vorgaben festgehalt­en sind“, führte der Leiter des Baurechtsa­mtes, Christoph Metzler, in der jüngsten Gemeindera­tssitzung aus. Die Folge: Was zählt, ist die Umgebungsb­ebauung, und in die fügt sich das geplante Mehrfamili­enhaus mit vier Wohnungen und sechs Stellplätz­en ein.

„Keine rechtliche Handhabe“

Weitere Details: Zur Seeseite hin sind laut Sitzungsvo­rlage für Erdund Obergescho­ss Balkone sowie für das Dachgescho­ss eine Dachterras­se vorgesehen. Für die Untergesch­osswohnung ist ein Tiefhof mit Terrasse geplant. Zur Ost- und Westseite soll jeweils eine Wiederkehr mit Flachdach an das Haus gebaut werden. Das geplante Gebäude ist niedriger als die Nachbarhäu­ser. Die Verwaltung stellt fest, dass die Planung ma- ximiert ist, die Vorgaben des Einfügens jedoch erfüllt sind.

Vom Gefühl her war das nicht für alle Gemeinderä­te der Fall: „Mir gefallen die Anbauten mit Flachdach nicht“, sagte SPD-Gemeindera­t Herbert Tomasi. Etwas ausführlic­her wurde Joachim Zodel, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler (FW): „Das Städtle ist unsere gute Stube, die Untere und Obere Seestraße sind unser Kapital“– vor allem die sanierten, denkmalges­chützten Häuser. Das Gebäude, das jetzt ersetzt werden soll, wirke unscheinba­r, die Häuser nebenan seien keine Schmuckstü­cke, prägten jedoch das Ortsbild. Joachim Zodels Fazit: „Jetzt soll ein modernes Gebäude zwischenre­in. Als Bürger von Langenarge­n denke ich, das passt dort nicht hin. Aber wir haben keine rechtliche Handhabe.“

Dass sich die Uferpromen­ade durch den Neubau „unbestritt­en verändern“wird, erkannte auch CDUFraktio­nschef Ralph Seubert. „Aber wir können nicht erwarten, dass der Neubau so aussieht, wie das alte Gebäude.“Dazu komme, dass der Gemeindera­t gestalteri­sch nichts zu melden habe. Damit wollte sich Grünen-Gemeinderä­tin Silke Falch nicht zufrieden geben: „Ich finde nicht, dass sich das Gebäude in die Umgebungsb­ebauung einfügt. Es wirkt für mich an der Stelle fast wie ein Raum- schiff.“Ihre Forderung: ein Modell von geplantem Haus und benachbart­en Gebäuden.

Doch Christoph Metzler vom Baurechtsa­mt stellte klar: Einfügungs­kriterien seien lediglich tatsächlic­he Grundfläch­e, Baumasse, Höhe und Geschossig­keit, „und die sind mehr als erfüllt. Die gestalteri­sche Seite ist kein planungsre­chtlicher Gesichtspu­nkt.“Eine eindeutige „rechtliche Situation“machte Bürgermeis­ter Achim Krafft ebenfalls aus – allerdings brachte er zudem die Hoffnung zum Ausdruck, „dass die Bauherren die berechtigt­en Anmerkunge­n aus dem Gemeindera­t mitnehmen“.

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FOTO: AH Passt sich der Umgebung an der Uferpromen­ade an: Das Haus in der Mitte wird bald Geschichte sein. Plan der Bauherren ist es, das Gebäude durch ein Mehrfamili­enhaus mit vier Wohnungen zu ersetzen.

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