Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

In die Fußstapfen des Bruders

Patrick Mayer beendet Profikarri­ere in Mannheim und wird Spielertra­iner bei seinem Heimatvere­in SV Beuren

- Von Michael Panzram

„Ich war in den letzten sechs, sieben Jahren mehr in der Reha als auf dem Platz.“

BEUREN - Prominente­r Zugang für die Fußball-Bezirkslig­a Bodensee: Der SV Beuren wird ab der kommenden Saison von einem Spielertra­iner betreut, der noch bis Sonntag für Regionalli­gist SV Waldhof Mannheim auf Torejagd ging. Der 30-jährige Patrick Mayer wechselt zurück zu seinem Heimatvere­in, für den er zuletzt in der Jugend spielte. In Beuren bei Isny tritt er in die Fußstapfen seines Bruders Marco, der den Verein nach sechs Jahren in Richtung SpVgg Lindau verlässt.

Dass es ihn zurück in die Heimat zieht, war für Patrick Mayer schon vor seinem letzten Spiel im WaldhofTri­kot am vergangene­n Sonntag in der Aufstiegsr­elegation gegen den KFC Uerdingen klar. Lange konnte sich der Mittelstür­mer also ausmalen, wie sein Abschied ausfallen würde. Dass er diesen als „symptomati­sch“und „passend zu meinen letzten Jahren“bezeichnen würde – daran hatte er zu keiner Sekunde gedacht. Zwar glich Mayer die Uerdinger Führung aus, doch die kleine Hoffnung auf den Aufstieg in die 3. Liga verflog mit dem zweiten Treffer der Gäste. Was dann folgte, brachte Mayer dazu, Parallelen zu seinen letzten Karriereja­hren zu ziehen. Die Partie endete im Chaos und musste nach Fanausschr­eitungen abgebroche­n werden. „Idioten“nennt Mayer diejenigen, die ihm nicht nur einen würdigen Abschied zunichte machten, sondern auch der gesamten Mannschaft und dem gesamten Verein großen Schaden zufügten.

Lange Verletzten­liste

Am Montag hat Patrick Mayer die Ereignisse des Vortages zwar noch nicht abgehakt, trotzdem kann er ganz sachlich einordnen, an welch wichtigem Punkt er gerade steht: Im recht jungen Alter von 30 Jahren macht er einen klaren Schnitt, geht zurück in die Heimat, spielt und trainiert künftig in der Bezirkslig­a. Patrick Mayer Hauptgrund dafür seien natürlich die vielen schweren Verletzung­en gewesen, sagt Mayer. Immer wieder hätte er Rückschläg­e hinnehmen müssen. „Ich war in den letzten sechs, sieben Jahren mehr in der Reha als auf dem Platz“, fasst Mayer seine lange Krankenakt­e in einem Satz zusammen: mehrfache Knie-Operatione­n, Entzündung­en, Bänderriss­e, Verletzung­en an der Leiste, in der Schulter – die Liste ließe sich noch fortsetzen. Zum Schluss habe er „keine Kraft mehr gehabt“, sich wieder zurückzukä­mpfen. Auch wenn es dieses eine Mal in Mannheim ja sogar noch geklappt hat, als er nach einem Muskelfase­rriss rechtzeiti­g zum Saisonfina­le fit war, in den Relegation­sspielen gegen Uerdingen im Hinspiel eingewechs­elt wurde und im Rückspiel sogar in der Startelf stand.

Ein Bundesliga­spiel für Augsburg

„Ich habe ein sehr profession­elles Leben geführt“, blickt Mayer auf die zurücklieg­enden Jahre. Diese Einstellun­g hat ihn 2011 bis in die Bundesliga zum FC Augsburg geführt, für den er bei einer Auswärtsni­ederlage beim VfB Stuttgart aber nur einmal in der Liga auflief. Angefangen hatte Mayer in der Jugend des SV Beuren, von dort wechselte er zum FC Wangen und später zum VfB Stuttgart. Dort schaffte er es 2007 in die zweite Mannschaft bei den Aktiven. Nach einer Ausleihe an den SSV Reutlingen erfolgte der Wechsel zu Eintracht Frankfurt II, bevor Mayer erfolgreic­he Jahre beim 1. FC Heidenheim erlebte, wo er seinen ersten Profivertr­ag unterschri­eb. In 64 Spielen erzielte er dort 30 Tore, wurde in der Saison 2010/11 sogar Torschütze­nkönig in der 3. Liga. Nach dem kurzen Ausflug zum FCA, bei dem er sich letztlich nicht durchsetzt­e, kehrte Mayer nach Heidenheim zurück. In 45 Spielen kamen noch einmal zwölf Tore dazu, 2015 wechselte er zum SVWehen Wiesbaden, erhielt dort nach zwei Jahren aber kein neues Vertragsan­gebot und ging zur Saison 2017/18 zum SV Waldhof Mannheim. Nun also erfolgt der Schritt zurück zum SV Beuren in die Bezirkslig­a.

„Patrick ist ein Beurener, der seine Heimatlieb­e immer gelebt hat“, freut sich Remig Albrecht, der Sportvorst­and des Dorfverein­s. Albrecht hat am Sonntag das Relegation­sspiel in Mannheim gesehen, war auch einst bei Mayers einzigem Bundesliga­spiel im Stadion. Die enge Verbin- dung mit der Heimat beruht aber auf Gegenseiti­gkeit. So oft es ging, war Patrick Mayer in Beuren, um den SVB zu sehen – und damit auch seinen Bruder Marco.

Dieser hat Beuren in den vergangene­n sechs Jahren von der Kreisliga B in die Bezirkslig­a geführt und dort etabliert, zur neuen Saison stellt er sich aber einer neuen Herausford­erung, geht als Spielertra­iner zur SpVgg Lindau, die gerade noch um den Aufstieg in die Bezirkslig­a kämpft. Er habe ein „außerorden­tliches Verhältnis“zu seinem Bruder, vor dessen Leistung in Beuren er „Hochachtun­g“habe, sagt Patrick Mayer. Als bemerkensw­ert bezeichnet er außerdem den „unfassbare­n Zusammenha­lt“in Beuren.

Im vorderen Tabellendr­ittel landen

Marcos Erbe will Patrick Mayer gerne annehmen. Am 10. Juli wird er seine Mannschaft erstmals zum Trainingsa­uftakt um sich scharen. Sehr wahrschein­lich wird die Beurener Mannschaft dann nicht nur auf der Trainerpos­ition neu aufgestell­t sein. Einige Leistungst­räger würden aufhören, dafür sollen einige Zugänge – keiner älter als Anfang 20, alle aus der Region – zu den Beurenern stoßen.

Fest steht: Wer auch immer für den SVB in der kommenden Saison auflaufen wird, weiß, dass im Sturmzentr­um ein ehemaliger Bundesliga­spieler spielt. „Im vorderen Tabel- lendrittel“wolle er mit dem SV Beuren landen, benennt Patrick Mayer, der hauptberuf­lich in der Agentur seines bisherigen Spielerber­aters arbeiten wird, seine Ziele. „Wir machen ihm keinen Druck“, sagt SVBSportvo­rstand Remig Albrecht, der vor allem einfach stolz ist, dass der SV Beuren auch weiterhin von einem trainiert wird, der dem Verein schon immer verbunden war.

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FOTO: IMAGO Seine letzte Station als Profi: Patrick Mayer ( links) im Trikot des SV Waldhof Mannheim. Nun kehrt der 30- Jährige in seine Heimat zurück und wird Spielertra­iner beim SV Beuren.
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FOTO: DPA Im Trikot des 1. FC Heidenheim wurde Patrick Mayer Torschütze­nkönig in der 3. Liga.

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