Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Seehas, der Fußballfan
Mit Hochdruck arbeitet der Seehas gerade daran, den Zeitplan für den Festzug am 15. Juli auf die Kette zu bekommen. Schließlich findet an genau diesem Tag um 17 Uhr Moskauer Zeit – das ist 16 Uhr bei uns – das Endspiel der Fußball-WM 2018 statt. Noch ist nicht überliefert, ob im Festzug mit regelmäßigen Abständen große Monitorwagen mitfahren, schließlich darf davon ausgegangen werden, dass viele Seehasenfest-Freunde auch fußballbegeistert sind.
In den Verhandlungen aus dem Tiefseemöhrenfeld – der Heimstatt des Seehas – mit der Fußballweltorganisation hat es nach uns vorliegenden Informationen keinen erfolgreichen Durchbruch bei der FIFA gegeben, das Spiel auf einen anderen Tag oder eine andere Uhrzeit zu verschieben. Offenbar reichten dafür die internationalen Beziehungen des Seehas nicht aus. Auch der Hinweis auf die kulturelle Bedeutung des Seehasenfestes hat nicht ausgereicht. Gegenargument: Fußball ist auch Kultur. Ok, 1954 hätte niemand damit gerechnet, dass der einstige Schmuddelsport mal eine so hohe Bedeutung bekommen würde. Heute spricht die Öffentlichkeit eben eher über die Handspiele, die Fouls oder das Nichtvorhandensein des Torwarts im eigenen Kasten bei ChampionsLeague-Spielen der Bayern als über Politik. Aber eben nicht mehr als über den Seehas und sein Fest.
Selbst auf die Gefahr hin, sich hier vor der sportlichen Weltöffentlichkeit zu blamieren, die einzige Möglichkeit, das Seehasenfest und den Festzug in ungestörtem Umfeld laufen zu lassen, hat heute morgen ein Kollege formuliert, der nicht nur eingeschworener Bayern-Fan ist, sondern auch echt viel Ahnung von der Welt des Fußballs hat. Jens L. meinte zum Schicksal der Jogi-Elf: „Aus ohne Applaus im Viertelfinale.“Na dann, lieber Seehas, mach dir keinen Stress mit deinem Festzug. Wir kommen auf jeden Fall.