Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Wohnungen statt Kirschbäume – kaum sind die Pläne des Landwirtes im Seemoos bekannt, regt sich hier und da Kritik. Die Spießgesellen haben auch eine Meinung dazu. Zum einen geht es um die Investition, um ein Geschäft eines Grundbesitzers, der damit Geld verdienen will. So weit, so gut. Trotzdem sollten dabei einige Aspekte beachtet werden. Wenn wir in dieser Stadt jede landwirtschaftliche Fläche nach und nach in Bauland umwandeln, ist das nicht gerade im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Die Entscheidung, die Landwirtschaft aufzugeben, liegt trotzdem einzig und allein beim Landwirt.
Ein weiterer Aspekt dürfte die Art der Wohnungen sein, die dort entstehen. Hier sollten Stadt und Politik die Augen offenhalten. Sind es Ferienwohnungen, wird der geförderte Wohnraum berücksichtigt, werden die Wohnungen verkauft oder auch vermietet? In einer Zeit, in der preisgünstiger Wohnraum höchst rar gesät ist, hat eine Stadt wie Friedrichshafen die Verantwortung, nicht nur „Rollladenwohnungen“entstehen zu lassen – also Wohnungen, in denen unter der Woche und im Winter ganz die Rollläden geschlossen sind, weil dann niemand Ferien am Bodensee macht.
In den Ferien oder im Urlaub ist derzeit auch Dieter Stauber, der sich um das Bürgermeisteramt des Dezernates II bewerben will. Auch wenn Politikwissenschaftler von dem Sprung aus dem Rat in die Verwaltung abraten, ist dies doch möglich. Und warum es in dieser Angelegenheit so etwas wie eine Verschwörung geben soll, die Bewerber von anderswo ausschließt – wie dies in der Öffentlichkeit hier und dort gemunkelt wird – darauf können sich die Spießgesellen nun wahrlich keinen Reim machen. Die SPD hat nach der Gemeindeordnung Vorschlagsrecht und wenn sie das zu Gunsten eines Kandidaten aus ihren Reihen wahrnehmen will, wird sich die Fraktion das sehr wohl überlegt haben.
Allein der Umstand, dass dieser Kandidat in der eigenen Fraktion keine vollumfängliche Unterstützung genießt, lässt aufhorchen. Bedenken oder gar Intrigen wittern wir da jedoch keine, denn auch bei den Häfler Genossen herrscht ein hohes Demokratieverständnis.
Und genau aus diesem Grund sehen die Spießgesellen es auch keineswegs als schändlich oder skandalös an, wenn sich das Gehalt des künftigen Bürgermeisters – egal, wer es wird – von dem bisherigen möglicherweise unterscheidet. Auch wenn das im Internet als Reaktion auf die Berichterstatung zum Teil so gesehen wird. Auf unsinnige Neiddebatten wollen wir uns hier nicht einlassen.