Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Luxuskarosse wurde in Region gefertigt
Wiege des Gaylord Gladiator stand in Ravensburg.
FRIEDRICHSHAFEN/RAVENSBURG Die Luxuskarosse Gaylord Gladiator, ein Cabriolet mit elektrisch versenkbarem Dach, Weißwandreifen, silbernen Speichen und einem SechsLiter-V-8-Motor des „Cadillac Eldorado“ist nach 60 Jahren aus den USA wieder nach Friedrichshafen zurückgekehrt und wurde vor wenigen Tagen im Zeppelin-Museum der Öffentlichkeit präsentiert (die SZ berichtete). Das elegante Modell mit schnittigen Heckflossen, Servolenkung, elektrischen Fensterhebern und Rückrollsperre aus der Zeit des Wirtschaftswunders der 1950er-Jahre gelte heute noch als „Nachweis für Flexibilität und Kundenorientierung“freute sich Zeppelin-Chef Peter Gerstmann nach dem nicht ganz billigen Rückkauf. Der Gaylord Gladiator steht auch für das große planerische und handwerkliche Können der Mitarbeiter der einst in der Holbeinstraße in Ravensburg ansässigen Firma Spohn Karosseriebau.
Denn der amerikanische Millionär Jim Gaylord hatte den Auftrag für die Sonderanfertigung des Modells zunächst den Ravensburger Karosseriebauern erteilt, von denen er wusste, dass sie auch Maybach-Modelle veredelten, beispielsweise mit kostspieligen Holzarmaturen und Ledersitzen. Der Ravensburger Karosserie-Wagner Hans Mayer senior machte sich 1954 zusammen mit seinen Mitarbeitern daran, zunächst eine Holzkarosserie zu bauen. Anschließend erhielten Blechner den Auftrag, die Blechteile zu fertigen, und Sattler machten sich daran, Ledersitze in Heimarbeit zu fertigen.
Hans Mayer sen. hatte noch einen besonderen Wunsch des amerikanischen Millionärs zu erfüllen: Er musste ein verkleinertes Modell des Gaylord Gladiators (30 mal 30 Zentimeter ) erstellen. Das diente den Sattlern dazu, Modell samt Familienwappen der Gaylords in die Ledersitze des Cabriolets und der erst 1956 in Friedrichshafen erbauten Limousine zu brennen. Das erste Cabriolet wurde 1955 fertiggestellt. Der amerikanische Auftraggeber kam nach Ravensburg, nahm hinter dem Steuer Platz und wurde von den Mitarbeitern der Firma Karosseriebau Spohn an Seilen die Holbeinstraße entlang gezogen, um sich einen ersten Eindruck von Straßenlage und Komfort der Sonderanfertigung machen zu können.
Noch nicht betriebsbereit war damals der V-8-Motor. Hans Mayer junior, dessen Vater Hans am Bau des Gaylord Gladiator beteiligt war, erinnert sich noch heute an diese von ihm fotografierte Szene, wie auch an den Stolz seines Vaters und aller „Spohnler“darauf, dass der amerikanische Millionär in jeder Hinsicht zufrieden war mit der Arbeit der Ravensburger Handwerker.
Hans Mayer ist der Meinung, dass es sich beim jetzt im Zeppelin-Museum zu bestaunenden Modell um ein in Details verbessertes Nachfolgemodell des bei Spohn bereits 1955 fertiggestellten Cabriolets handelt.