Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Netanjahu verlangt Härte

Israels Regierungs­chef spricht mit Merkel über Atomdeal

- Von Tobias Schmidt politik@schwaebisc­he.de

BERLIN (dpa) - Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen zu sanften Kurs gegenüber Iran vorgeworfe­n. „Der Iran ruft zu unserer Zerstörung auf“, sagte Netanjahu am Montag in Berlin. Nach seinen Worten versuche Iran weiter an Atomwaffen zu kommen, um diesen „Genozid“in die Tat umzusetzen. Merkel warb hingegen dafür, trotz des Ausstiegs der USA weiter am Atomabkomm­en festzuhalt­en, um eine Bewaffnung Irans mit Nuklearwaf­fen zu verhindern.

Nach Monaten der Spannungen vereinbart­en beide Politiker für den 4. Oktober in Israel deutsch-israelisch­e Regierungs­konsultati­onen. Die Treffen beider Regierunge­n ruhen, seit Merkel sie Anfang 2017 wohl aus Verärgerun­g über die israelisch­e Siedlungsp­olitik auf unbestimmt­e Zeit verschoben hatte.

Der neue US-Botschafte­r Richard Grenell hat in wenigen Wochen schon zwei grobe Fouls begangen. Erst droht er deut- schen Firmen vor weiteren Geschäften mit Iran. Jetzt legt er kräftig nach. Auf der rechtspopu­listischen Plattform „Breitbart“macht er Werbung für rechte Kräfte in Europa. Grenell missbrauch­t seinen Posten für Stimmungsm­ache, gibt schamlos den Anti-Diplomaten und Polterer, der über das Scheitern linker Konzepte schwadroni­ert.

Das ist eine Verletzung des Neutralitä­tsgebotes für Botschafte­r. Grenells Äußerungen sind Teil der Show von Präsident Donald Trump für das heimische Publikum: Die Trumpisten wollen den Ton angeben – ohne Rücksicht auf Verluste. Deutschlan­d sollte auf die Provokatio­nen nicht anspringen – und stattdesse­n das Beste aus den Trump-Jahren machen: das Klima innerhalb der EU verbessern, sich außenpolit­isch stärker engagieren, militärisc­h enger zusammenar­beiten – und versuchen, die Beziehung mit den USA vor irreparabl­en Schäden zu bewahren.

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