Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Märchenstunde am Flughafen“
Zu dem SZ-Bericht „Flughafen: Passagierzahl sinkt, Erwartung bleibt“am 24. Mai hat uns folgender Leserbrief erreicht:
Am 24. Mai war in der SZ mal wieder Märchenstunde zum Flughafen Friedrichshafen erzählt vom Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr.
Da ist zwar zunächst von einem Verlust von 1,7 Millionen Euro im Jahr 2017 die Rede, aber laut Geschäftsführer Wehr sei der Flughafen eigentlich wirtschaftlich gewesen. Aber nur wenn man Zinsen, Abschreibungen, Steuern und Sondereffekte weglässt. Diese als Ebit bezeichnete Logik dient aber nur als betriebswirtschaftliche Kennzahl und darf nicht der Verdrehung von Tatsachen dienen. Das Ganze ähnelt dem Märchen von „Des Kaisers neue Kleider“wo nur ein Kind es wagt die Wahrheit auszusprechen.
Aber als Finanzbetriebswirt läufts einem da kalt den Buckel runter und die Politiker zahlen und zahlen und zahlen. Ein Kaufmann kann nun mal die Zinsen nicht weglassen, da Investitionen mit Kredit finanziert sind. Falls über Eigenkapital finanziert wird, will der Inhaber eine marktgerechte Kapitalverzinsung haben. Und Abschreibungen kann man erst recht nicht weglassen. Denn da handelt es sich um die Investitionen die auf die Nutzungsdauer verteilt werden. Und Steuern muss jeder Kaufmann bezahlen, der einen Gewinn erwirtschaftet. Auch Sondereffekte und Rückstellungen kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, vor allem wenn die am Flughafen fast regelmäßig anfallen. Summasummarum hat der Flughafen in den Jahren 2006 bis 2017 mehr 20 Millionen Verluste erwirtschaftet. So stehts im Unternehmensregister.
Und die gehen überwiegend zu Lasten aller Steuerzahler. Wenn der Flughafen circa drei Euro pro Fluggast mehr kassieren würde, wäre der Verlust weg. Warum macht man das nicht? Die Autofahrer zahlen die Straßen, also können die Fluggäste den Flughafen bezahlen.
Und wegen der drei Euro wird wohl niemand dann nach Stuttgart oder Zürich ausweichen. Und die Unternehmen die den Flughafen unbedingt wollen können ja einen Extra Obulus leisten.
Walter-K. Gnann,
Grünkraut