Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auch der Postbote hatte ein Mitspracherecht
Eugen Klink feiert seinen 90. Geburtstag im Kreise vieler Verwandten und Freunde und erzählt von den Anfängen des Hotels Waldhorn
FRIEDRICHSHAFEN - „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“Mit voller Brust dieses Lied im Kreise seiner Verwandten und Freunde zu singen, dazu hat gestern ein altbekannter und wohlgedienter Häfler allen Grund gehabt. Und er durfte es in den Räumlichkeiten singen, die für ihn jahrzehntelang zum Lebensmittelpunkt geworden sind, wo er soviel leisten und bewegen konnte. Dass Eugen Klink seinen 90. Geburtstag im Hotel Waldhorn feierte, ist natürlich eine Selbstverständlichkeit. 1953 hat er im fast noch jugendlichen Alter von 25 Jahren den damaligen Gasthof zusammen mit seiner Frau Martha übernommen, hat ihn 1970 erweitert und modernisiert und nach mehr als 30-jähriger Leitung den Hotelund Gastbetrieb schließlich 1984 bestens aufgestellt an die nächste Familiengeneration weitergegeben.
Noch ganz genau erinnert sich der rüstige Jubilar an die Anfangszeiten. In St. Blasien hatte der gebürtige Untertalheimer schon in jungen Jahren als Küchenchef gearbeitet. „Ich habe der Brauerei Bilger in Gottmadingen, die damals rund 60 eigene Lokale hatte, geschrieben, dass ich heirate, dass meine Frau vom Fach sei und dass ich in zwei Jahren gerne ein Lokal pachten möchte“, sagt Eugen Klink. Infrage sei das Hotel Württemberger Hof in Ravensburg oder eben das Waldhorn in Manzell gekommen. Dass auch die Meinung des Postboten eine entscheidende Rolle spielte, dass es letztlich an den Bodensee ging, darüber muss Klink heute kräftig schmunzeln. Aus der angedachten Frist von zwei Jahren wurden aber nur zwei Wochen. „Jetzt oder nie“, sagte er sich und nahm die Herausforderung mit großem Erfolg an.
Tanzabende bleiben unvergessen
Viel gibt es zu erzählen, zum Beispiel von den Zeiten, als das Rote Meer direkt in Manzell lang und die zahllosen roten Traktoren der PorscheDiesel Motorenbau GmbH alles überstrahlten. „Die Porsche-Kantine war zu klein. Und so kamen wochentags jeweils mehr als 60 PorscheMitarbeiter zum Abo-Essen.“Auch die legendären Tanzabende, die jeweils samstags - bei einem Eintritt von einer Mark - im großen Saal stattfanden, bleiben unvergessen. Ebenso die Fasnetsbälle oder die zahllosen Vereinsabende des TSV Fischbach.
Leider blieb auch Eugen Klink nicht von Schicksalsschlägen verschont. Sein Sohn Egdar, dem er den Betrieb zunächst übergeben hatte, starb viel zu früh. Seine Frau Martha verstarb 2010, nachdem sie zwei Jahre lang von ihrem Mann liebevoll gepflegt worden war. Den Mut und die positive Lebenseinstellung hat sich der Jubilar trotzdem nicht nehmen lassen. Und er ist glücklich, dass er seinen Festtag mit vielen Mitfeiernden – allen voran seine Tochter Gabriele Weber, die heute das Waldhorn leitet, sein Sohn Roland und deren Familien begehen durfte. Und dass die kleine Eva – eine seiner drei Urenkel – zeitgleich ihren vierten Geburtstag feierte.