Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Suche nach der richtigen Ausdrucksform endet nie
Ausstellung „Constellations – Drawing Installations“von Davor Ljubicic im „ProjekTraum FN“eröffnet
FRIEDRICHSHAFEN - Eine etwa zehn Meter lange und vier Meter hohe weiße Wand und zwei zusätzliche Seitenwände. Sie dienen als Leinwand und als Installation. Als Basis für ein Werk, das viel mit Energie, sinnlicher Präsenz, aber auch mit physischer Schwerstarbeit zu tun hat. Der Künstler wird zum Archäologen. Ein Mensch, der gräbt. Schnell und tief. Noch tiefer. Vielleicht in Erinnerungen. Einer, der findet und wieder vergräbt. Und einer, der die Faszination des Schwarzen hervorhebt und ihr zu erliegen scheint. Nicht notwendigerweise als Ausdruck von Trauer oder Pessimismus.
Im Atelier der bildenden Künstlerin Felicia Glidden und des Musikers Alain Wozniak in Manzell, dem ProjekTraum FN“, ist Davor Ljubicics Ausstellung „Constellations – Drawing Installations“eröffnet worden. Ein gut gewählter Ort für eine außergewöhnliche künstlerische Performance. Der gesamte Raum ist erfüllt und ausgefüllt mit Zeichnungen aus viel Kohle, aber auch Öl kommt hier und da eher dezent zum Einsatz. Überblendet werden die Arbeiten mit Videos, die den Künstler in voller Aktion zeigen. Es wird gezeichnet, gekratzt, mit vollem Körpereinsatz an die Wand geknallt. Eisen reibt an Eisen und produziert Geräusche, die alles andere als wohlklingend sind. Während der Vernissage greift Alain Wozniak zur Klarinette. Auch seine Musik wirkt zunächst verstörend, ist nicht angepasst und passt sich doch in symbiotischer Weise dem Gesamtwerk Davor Ljubicics an.
Von Altlasten befreien
Davor Ljubicic wurde 1958 in Kroatien geboren und lebt seit 1992 in Konstanz. Er hat an der Akademie der Bildenden Künste in Sarajevo studiert. Er hat in Venedig ausgesellt, in Paris, New York, natürlich auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Skulptur, Malerei, Videoinstallationen, vor allem aber Zeichnen – seine Schaffenspraxis ist breit gefächert. „Der Betrachter möge sich beim Sehen von Altlasten befreien“, betont Kunstwissenschaftlerin Andrea Gamp in ihrer Laudatio, spricht von einer „Operation des Freilegens und Analysierens“in einem „ständig flukturierenden Oeuvre“. „Das schnelle Arbeiten Ljubicics rechtfertigt nicht jede Linie, folgt aber dennoch einer Konzeption“, sagt sie.
Bilder sind im Kopf des Künstlers. Aber was daraus entsteht, ist auch für ihn nicht vorhersehbar. Die Suche nach der richtigen Ausdrucksform geht für Ljubicic nie zu Ende. Sie treibt ihn an und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Constellations und Installations. Zeit ist knapp, sie darf nicht verschleudert werden. Es gilt, Fragmente und Fetzen schnell auf große Papierbögen zu bannen, bevor sie vor dem geistigen Auge verschwinden und sich selbst wieder ausradieren. Abstrakte Strichfolgen, die Erdrissen ähneln könnten. Gerade Kontraste sind es, die dem Künstler scheinbar leicht von der Hand zu gehen scheinen. Und doch fällt vieles schwer. Schwer wie ein urgewaltiger Hammerschlag auf die Tischplatte. Groß trifft auf Klein. Ruhepassagen prallen auf aufwühlend-schwungvolle Bewegungen. Dichtheit trifft auf Transparenz. Und Schwarz trifft auf Weiß. Immer wieder Schwarz. Ist das wirklich so? „Vielleicht“, sagt Davor Ljubicic. „Vielleicht auch nicht. Wie auch immer: Der Prozess geht weiter.“
Die Ausstellung „Constellations – Drawing Installations“von Davor Ljubicic ist freitags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. ProjekTraum FN, Friedrichshafen-Manzell gegenüber dem Hotel Waldhorn. www.ProjekTraumFN.com