Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Krankheit ist Kostenfaktor, Gesundheit eine Investition
Schulungstreffen des Netzwerks SNOBO in Friedrichshafen – Kleinnetzwerke sind ein Ziel
LIEBENAU/BODENSEEKREIS (sz) Hochkarätige Vorträge hat das Jahrestreffen des ehrenamtlichen Schwerbehindertenvertretungsnetzwerks Oberschwaben-Bodensee (SNOBO) in den Räumen der Sparkasse Bodensee in Friedrichshafen geboten. „Betriebliches Gesundheitsmanagement“(BGM) und „betriebliches Eingliederungsmanagement“(BEM) waren die Themen. Die Veranstaltung war gut besucht, es waren sogar Schwerbehindertenvertretungen (SBV) aus Ratingen und München angereist, heißt es im Pressebericht von SNOBO.
Zuerst stellten René Müller, stellvertretender Personalchef, und Markus Riedle, Behindertenbeauftragter der Sparkasse, die Sparkasse Bodensee mit ihren Geschäftsfeldern vor und berichteten von Erfahrungen der Sparkasse mit BEM und BGM.
Die sozialpolitischen Vorträge hielten Stefanie Michalski von der Deutschen Rentenversicherung (DRV), Harald Knyrim vom Federseeklinikum Bad Buchau und Raimund Reik von der Betriebskrankenkasse Seidensticker.
Michalski erläuterte zu Beginn die Veränderungen, welche durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) auf die gemeinsame Servicestelle zukommen, die es ab 2019 in dieser Form nicht mehr geben wird.
Jeder Reha-Träger habe innerhalb seiner Organisation einen Ansprechpartner zu benennen, damit hier unnötiges Suchen vermieden werde. Sie sind für die Vermittlung von geeigneten barrierefreien Informationsangeboten zuständig, mit dem Ziel der Leistung zur Teilhabe. Träger dafür können die Krankenkassen, die BfA und andere Institutionen sein. Voraussetzung ist eine Rehabilitationsbedürftigkeit, eine positive Prognose sowie eine Fähigkeit zu rehabilitation.
„BEM und BGM ist ein Mehrwert für die Unternehmen und deren Mitarbeiter“, lautete die Eingangsthese Harald Knyrims vom Federseeklinikum. Neben den Säulen der Gesundheit stellte er den gesetzlichen Rahmen von BEM und BGM vor. Die beim BEM bewusst eingesetzte Rollenverteilung der Beteiligten ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Gelingen.
Kostenaufwand lohnt sich
Die Frage, ob sich BEM und BGM rechnen, ließe sich leicht mit „Ja“beantworten. Knyrim ergänzte, das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei 1 zu 5,81. Der Kostenaufwand lohne sich, denn für jeden aufgewandten Euro kämen fünf Euro zurück. Ein Arbeitsunfähigkeitstag koste zwischen 300 und 500 Euro. Ein gutes BGM steigere die Arbeitsfähigkeit und träge zum Erfolg des Unternehmens bei. Sein Fazit: Krankheit stelle einen Kostenfaktor dar, Gesundheit dagegen sei eine kluge Investition in die Zukunft.
Dr. Raimund Reik von der BKK Seidensticker beleuchtete BEM und BGM aus Sicht der Krankenkassen und zeigte deren Leistungen auf. Zusammen bildeten diese eine gemeinsame Strategie für ein gesundes Unternehmen. Doch wie stehen Deutschlands Unternehmen dazu?
Einzelne BEM-Maßnahmen seien vor allem in Großunternehmen weit verbreitet, das BGM jedoch sei nur bei 26 bis 36 Prozent der Unternehmen bekannt. Bei psychischen Belastungen oder Gefährdungen bestehe noch großer Nachholbedarf bei der Erhebung und Bewertung. Ein Vorteil des BEM sei, dass der Fachkräftemangel abgepuffert werde. Abschließend stellte Reik fest, dass durch ein partnerschaftliches Miteinander die Garantie für ein Weiterkommen im BEM und BM häufig gegeben sei. Sein Credo: „Kranke stellen nicht nur eine Belastung für das Unternehmen dar, sondern das Unternehmen kann von ihnen auch lernen.“
Im Anschluss kündigte SNOBOMitglied Klaus Moosmann, SBV der Stadt Weingarten, die Modalitäten für die kommenden SBV-Wahlen an. Es gebe unterschiedliche Wahlverfahren, die von der Zahl der Schwerbehinderten und ihnen Gleichgestellten in den Betrieben abhängen.
Netzwerkgründer Josef Keßler berichtete über seine Gespräche bei den behindertenpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen der Linken und FDP. Mit beiden Parteien wurde vereinbart, bei behindertenpolitischen Fragen mit SNOBO enger zusammenzuarbeiten. Auch mit anderen Parteien werden Keßler und seine Mitstreiter das Gespräch suchen. Denn es gibt andere Felder, wie die Digitalisierung der Pflege oder barrierefreies Bauen für psychisch Erkrankte, die noch zu beackern seien.
SNOBO werde daran arbeiten, dass es innerhalb eines bestimmten Rahmens Kleinnetzwerke geben kann, so wie die SBV-en der Stadt Ravensburg dies schon erfolgreich durchführen. Hinzukommen Besuche in Firmen und Institutionen oder Gesprächsmöglichkeiten in Kleingruppen mit entsprechenden Politikern aus Bund und Ländern.