Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Togolese mit deutschen Tugenden
Mit dem FC Friedrichshafen will Assirou Ouro-Bodi in der Kreisliga A2 die Klasse halten
FRIEDRICHSHAFEN - Unter der Woche arbeitet er in Isny, am Wochenende freut er sich auf die gemeinsame Zeit mit seinen Lieben. Der Togolese Assirou Ouro-Bodi ist 30 Jahre alt, spielt in der Kreisliga für den FC Friedrichshafen und will am Samstag (17 Uhr) mit seinem Verein den Klassenerhalt schaffen – auch wenn aktuell Ramadan ist.
Samstag, 2. Juni, 18.30 Uhr: Assirou Ouro-Bodi kann in knapp drei Stunden wieder etwas essen und trinken. Er ist gläubiger Muslim, und der Ramadan dauert noch bis zum 16. Juni. Der 30-jährige Asylbewerber aus Togo ist seit vier Jahren in Deutschland. Unter der Woche arbeitet und wohnt er in Isny. Assirou Ouro-Bodi ist bei der Firma DSL Air Technology. „Wir reinigen Filter“, sagt er. Seine Lebenspartnerin Faouzatou (21 Jahre) und der zweijährige Sohn Imad sind dagegen in Friedrichshafen. Im ehemaligen Hotel Schlossgarten bewohnt Faouzatou mit Imad ein Zimmer. Am Wochenende ist das Trio vereint. „Die Situation ist zwar nicht optimal, aber wir machen das Beste daraus“, betont der 30-Jährige.
Kurzes Wiedersehen
Wenn er am Freitag kommt, dann gibt es zunächst nur ein kurzes Wiedersehen mit seinen Lieben. Der Togolese packt seine Sportsachen ein und fährt zum Training beim FC Friedrichshafen in die Steinbeisstraße. Dort wird er von seinem Trainer Damir Alihodzic mit offenen Armen empfangen. Assirou Ouro-Bodi ist Innenverteidiger und ein Garant für die stabile Abwehr des Kreisligisten, der aktuell dennoch um den Klassenerhalt kämpft. „Ich kann auf ihn nicht verzichten. Er spielt sehr diszipliniert und hat ein sehr gutes Auge für Spielsituationen. Die Stürmer haben es gegen ihn nicht einfach, weil er meistens schneller am Ball ist und bis zum Schlusspfiff alles gibt“, sagt Alihodzic.
Assirou Ouro-Bodi kam vor vier Jahren nach Deutschland. Seine Flucht aus Togo ging über Libyen, Italien mit Zielort Deutschland. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Außenstelle in Karlsruhe, wurde er als Asylsuchender erfasst, und danach ging es an den Bodensee. Dort traf er seine Lebenspartnerin Faouzatou, ebenfalls aus Togo. Vor zwei Jahren kam Imad zur Welt. Über seine Flucht und sein Heimatland erzählt er nichts. Er ist froh, dort nicht mehr leben zu müssen. In Togo ging er sechs Jahre zur Schule und arbeitete fünf Jahre als Schweißer. „In Deutschland bin ich glücklich“sagt er und hofft, dass er eines Tages für immer bleiben kann. Trainer Damir Alihodzic über Assirou Ouro-Bodi aus Togo
Innerhalb von vier Jahren hat er die deutsche Sprache so gut gelernt, dass er sich problemlos verständigen kann. Unabhängig davon hat Assirou Ouro-Bodi deutsche Tugenden. „Er ist pünktlich, fleißig, ich kann mich 100 Prozent auf ihn verlassen“, sagt Damir Alihodzic. Der Innenverteidiger ist für den FC-Spielertrainer so wertvoll, dass er ihn immer wieder in Isny abholen würde, damit er spielt. Als der FC sein Nachholspiel beim SV Achberg unter der Woche bestritt, fuhr Alihodzic vor dem Spiel nach Isny. Der FC-Innenverteidiger neutralisierte beim 3:3 sogar SVATorjäger Simon Goldbrunner. „Das war eine richtig starke Leistung“, lobte Achbergs Trainer Michael Riechel. Nach dem Spiel fuhr Alihodzic seinen Spieler wieder nach Isny.
Traum vom Bayern-Spiel
Assirou Ouro-Bodi lernt nicht nur im Training. Wenn er im Fernsehen Livespiele anschaut, dann betrachtet er ganz genau die Abwehrleistungen der Mannschaften. Wie verhalten sich die Abwehrspieler in bestimmten Situationen? „Er lernt mit den Augen. Das ist unfassbar. Und am Sonntag setzt er es um“, staunt Alihodzic. „Ich kann ein Spiel nicht einfach so anschauen, das passt nicht zu mir“, sagt auch der 30-Jährige. Der Bayern-Abwehrspieler Jérôme Boateng ist sein großes Vorbild. Einmal will er ein Spiel seines Lieblingsvereins live sehen. „Diesen Wunsch werde ich ihm erfüllen“, verspricht Alihodzic. Bis es soweit ist, steht für den 30-Jährigen und seinen FC der Klassenerhalt im Vordergrund. Am Samstag (17 Uhr) kommt der Tabellendritte Achberg zum FC, und das wird ein besonderes Spiel, weil es für beide Mannschaften um sehr viel geht. Achberg will mit einem Sieg (Lindau müsste bei der VfB U23 verlieren) die Aufstiegsrelegation erreichen. Der FC strebt den Klassenerhalt an. „Ich werde alles geben, auch wenn Ramadan ist. Wir haben ein gemeinsames Ziel, und das wollen wir erreichen“, sagt der Togolese. Am vergangenen Sonntag gegen den TSV Eriskirch erzielte der Innenverteidiger das 1:1. Vielleicht gelingt ihm gegen Achberg auch ein Tor. Viel wichtiger ist aber der Klassenerhalt.
Nach dem Spiel muss er dann zweieinhalb Stunden warten, bis er etwas essen und trinken kann. Sollte der FC sein Ziel erreichen, dann würde das Assirou Ouro-Bodi sicher leichter fallen.
„Er lernt mit den Augen, das ist unfassbar. Und am Sonntag setzt er es um.“