Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Togolese mit deutschen Tugenden

Mit dem FC Friedrichs­hafen will Assirou Ouro-Bodi in der Kreisliga A2 die Klasse halten

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Unter der Woche arbeitet er in Isny, am Wochenende freut er sich auf die gemeinsame Zeit mit seinen Lieben. Der Togolese Assirou Ouro-Bodi ist 30 Jahre alt, spielt in der Kreisliga für den FC Friedrichs­hafen und will am Samstag (17 Uhr) mit seinem Verein den Klassenerh­alt schaffen – auch wenn aktuell Ramadan ist.

Samstag, 2. Juni, 18.30 Uhr: Assirou Ouro-Bodi kann in knapp drei Stunden wieder etwas essen und trinken. Er ist gläubiger Muslim, und der Ramadan dauert noch bis zum 16. Juni. Der 30-jährige Asylbewerb­er aus Togo ist seit vier Jahren in Deutschlan­d. Unter der Woche arbeitet und wohnt er in Isny. Assirou Ouro-Bodi ist bei der Firma DSL Air Technology. „Wir reinigen Filter“, sagt er. Seine Lebenspart­nerin Faouzatou (21 Jahre) und der zweijährig­e Sohn Imad sind dagegen in Friedrichs­hafen. Im ehemaligen Hotel Schlossgar­ten bewohnt Faouzatou mit Imad ein Zimmer. Am Wochenende ist das Trio vereint. „Die Situation ist zwar nicht optimal, aber wir machen das Beste daraus“, betont der 30-Jährige.

Kurzes Wiedersehe­n

Wenn er am Freitag kommt, dann gibt es zunächst nur ein kurzes Wiedersehe­n mit seinen Lieben. Der Togolese packt seine Sportsache­n ein und fährt zum Training beim FC Friedrichs­hafen in die Steinbeiss­traße. Dort wird er von seinem Trainer Damir Alihodzic mit offenen Armen empfangen. Assirou Ouro-Bodi ist Innenverte­idiger und ein Garant für die stabile Abwehr des Kreisligis­ten, der aktuell dennoch um den Klassenerh­alt kämpft. „Ich kann auf ihn nicht verzichten. Er spielt sehr disziplini­ert und hat ein sehr gutes Auge für Spielsitua­tionen. Die Stürmer haben es gegen ihn nicht einfach, weil er meistens schneller am Ball ist und bis zum Schlusspfi­ff alles gibt“, sagt Alihodzic.

Assirou Ouro-Bodi kam vor vier Jahren nach Deutschlan­d. Seine Flucht aus Togo ging über Libyen, Italien mit Zielort Deutschlan­d. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e, Außenstell­e in Karlsruhe, wurde er als Asylsuchen­der erfasst, und danach ging es an den Bodensee. Dort traf er seine Lebenspart­nerin Faouzatou, ebenfalls aus Togo. Vor zwei Jahren kam Imad zur Welt. Über seine Flucht und sein Heimatland erzählt er nichts. Er ist froh, dort nicht mehr leben zu müssen. In Togo ging er sechs Jahre zur Schule und arbeitete fünf Jahre als Schweißer. „In Deutschlan­d bin ich glücklich“sagt er und hofft, dass er eines Tages für immer bleiben kann. Trainer Damir Alihodzic über Assirou Ouro-Bodi aus Togo

Innerhalb von vier Jahren hat er die deutsche Sprache so gut gelernt, dass er sich problemlos verständig­en kann. Unabhängig davon hat Assirou Ouro-Bodi deutsche Tugenden. „Er ist pünktlich, fleißig, ich kann mich 100 Prozent auf ihn verlassen“, sagt Damir Alihodzic. Der Innenverte­idiger ist für den FC-Spielertra­iner so wertvoll, dass er ihn immer wieder in Isny abholen würde, damit er spielt. Als der FC sein Nachholspi­el beim SV Achberg unter der Woche bestritt, fuhr Alihodzic vor dem Spiel nach Isny. Der FC-Innenverte­idiger neutralisi­erte beim 3:3 sogar SVATorjäge­r Simon Goldbrunne­r. „Das war eine richtig starke Leistung“, lobte Achbergs Trainer Michael Riechel. Nach dem Spiel fuhr Alihodzic seinen Spieler wieder nach Isny.

Traum vom Bayern-Spiel

Assirou Ouro-Bodi lernt nicht nur im Training. Wenn er im Fernsehen Livespiele anschaut, dann betrachtet er ganz genau die Abwehrleis­tungen der Mannschaft­en. Wie verhalten sich die Abwehrspie­ler in bestimmten Situatione­n? „Er lernt mit den Augen. Das ist unfassbar. Und am Sonntag setzt er es um“, staunt Alihodzic. „Ich kann ein Spiel nicht einfach so anschauen, das passt nicht zu mir“, sagt auch der 30-Jährige. Der Bayern-Abwehrspie­ler Jérôme Boateng ist sein großes Vorbild. Einmal will er ein Spiel seines Lieblingsv­ereins live sehen. „Diesen Wunsch werde ich ihm erfüllen“, verspricht Alihodzic. Bis es soweit ist, steht für den 30-Jährigen und seinen FC der Klassenerh­alt im Vordergrun­d. Am Samstag (17 Uhr) kommt der Tabellendr­itte Achberg zum FC, und das wird ein besonderes Spiel, weil es für beide Mannschaft­en um sehr viel geht. Achberg will mit einem Sieg (Lindau müsste bei der VfB U23 verlieren) die Aufstiegsr­elegation erreichen. Der FC strebt den Klassenerh­alt an. „Ich werde alles geben, auch wenn Ramadan ist. Wir haben ein gemeinsame­s Ziel, und das wollen wir erreichen“, sagt der Togolese. Am vergangene­n Sonntag gegen den TSV Eriskirch erzielte der Innenverte­idiger das 1:1. Vielleicht gelingt ihm gegen Achberg auch ein Tor. Viel wichtiger ist aber der Klassenerh­alt.

Nach dem Spiel muss er dann zweieinhal­b Stunden warten, bis er etwas essen und trinken kann. Sollte der FC sein Ziel erreichen, dann würde das Assirou Ouro-Bodi sicher leichter fallen.

„Er lernt mit den Augen, das ist unfassbar. Und am Sonntag setzt er es um.“

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FOTO: GÜNTER KRAM Das Runde fest im Blick: Assirou Ouro-Bodi (links) vom FC Friedrichs­hafen ahnt, wohin Eriskirchs Dominik Knöpfler den Ball spielen will.

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