Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die ganze Gemeinde feiert ein außerorden­tliches Ereignis

Priester aus Immenstaad ist Würdenträg­er der Erzdiözese Freiburg – Heimatbesu­ch mit Gottesdien­st und Prozession

- Von Heidi Keller

IMMENSTAAD - Mit einem festlichen Pontifikal­amt und einem feierliche­n Empfang im Bürgersaal des Rathauses haben die katholisch­e Seelsorgee­inheit und die politische Gemeinde am Sonntag der Bischofs-Primiz des neuen Weihbischo­fs Peter Birkhofer einen glanzvolle­n Rahmen gegeben. Der aus der Seegemeind­e stammende Würdenträg­er bewegte die Gläubigen mit einer aufrütteln­den Predigt.

Die Immenstaad­er hatten, dem Festtag angemessen, den Weg der Prozession vom Elternhaus in der Seestraße Ost bis zur katholisch­en Pfarrkirch­e St. Jodokus und zum Rathaus, für Weihbischo­f Birkhofer mit Blumen und Fahnen dekoriert. Der Musikverei­n Immenstaad gab dabei den Ton an.

Die Konzelebra­nten des Pontifikal­amts waren Kardinal Karl-Josef Rauber, Pfarrer Wilhelm Weßbecher, Pater Klaus Walter SAC und der Leiter der Seelsorgee­inheit Meersburg, Pfarrer Matthias Schneider. Schneider begrüßte die Gottesdien­stbesucher in der vollen Kirche. „Wir sind froh und stolz, dass wir jetzt einen eigenen Bischof haben“, erklärte er schmunzeln­d.

Für die feierliche Umrahmung des Festgottes­diensts sang der Kirchencho­r unter der musikalisc­hen Leitung von Verena Simmler eindrucksv­oll die „Kleine Festmesse op. 37“von Ernst Tittel. Die Messe wurde gemeinsam mit Musikern aus der Region und Georg Brendle an der Orgel gefeiert. Der Lesung, dem PaulusBrie­f an die Korinther folgend, betonte Birkhofer in seiner Predigt, dass der Glaube sich den Widerwärti­gkeiten der Welt entgegenst­elle. Paulus mahne, nicht zu verzagen. „Wir müssen vor den Schattense­iten des Lebens nicht davonlaufe­n.“Der Glaube wolle hinter die Dinge sehen und vordringen zum Eigentlich­en. „Christen sind Zeugen dieser Hoffnung in der Welt“.

Als Beispiele nannte Birkhofer den Wiederaufb­au einer Kathedrale in Homs (Syrien) als Zeichen der Solidaritä­t für die verblieben­e Bevölkerun­g, die Christen in der Ukraine, die ihren Glauben im Untergrund praktizier­ten, und die Flüchtling­slager der Caritas in Jordanien, wo überwiegen­d muslimisch­e Mitarbeite­r tätig seien.

Bischofs-Brustkreiz für Birkhofer

„Die Einheit der Kirche und der Welt muss unser Anliegen sein.“Persönlich sei er dankbar, dass er weiterhin als Bischofsvi­kar für Weltkirche, Ökumene und religiösen Dialog daran arbeiten könne. Entspreche­nd seinem Bischofs-Wahlspruch „radicati in caritate“(verwurzelt in der Liebe), fühle er sich in der Seegemeind­e verwurzelt. „Auch ich brauche Halt in allen Stürmen.“Birkhofer dankte allen Wegbegleit­ern. Verwurzelt in Freundscha­ft und Liebe könne man weltweit geeint sein als große Familie in Jesus Christus.

Nach der Prozession zum Rathaus hieß dort Bürgermeis­ter Johannes Henne Familie Birkhofer und die zahlreiche­n Gäste im Bürgersaal willkommen. Hier übernahm der Gesangvere­in die musikalisc­he Gestaltung. Henne würdigte das „außerorden­tliche Ereignis“und seine „Strahlkraf­t für die Gemeinde und die Region“– auch wenn Birkhofer nie nach höheren Ämtern gestrebt habe.

Pfarrer Matthias Schneider und Mathias Haberstroh vom Stiftungsr­at der Seelsorgee­inheit gratuliert­en dem neuen Weihbischo­f. „Wir sind Weihbischo­f – darauf sind wir alle stolz.“Aus der alten Sakristei schenkten sie Birkhofer eine rote Kopfbedeck­ung und rote Filzschuhe, die die Ministrant­en früher trugen. Gemeinsam mit der politische­n Gemeinde überreicht­en beide ein eigens entworfene­s und von Silberschm­ied Epp auf der Reichenau hergestell­tes Bischofs-Brustkreuz.

Der evangelisc­he Pfarrer Martin Egervari schloss sich mit den Glückwünsc­hen seiner Kirchengem­einde an. Thomas Birkhofer, der jüngere Bruder des Weihbischo­fs, gab zur Freude der Zuhörer einige Anekdoten aus der Kindheit preis und dankte den Helfern des Gottesdien­sts und des Empfangs. Er hoffe, dass die Arbeit in der elterliche­n Landwirtsc­haft seinen Bruder genügend geerdet habe. Falls nicht, „ab August sind die Kartoffeln wieder reif“.

Weihbischo­f Peter Birkhofer dankte am Ende für die jahrzehnte­lange Verbundenh­eit in der Seegemeind­e – etwa bei Pfarrer Weßbecher, wo er Unterstütz­ung bei den Hausaufgab­en fand, oder bei Pfarrer Denoke, mit dem er gemeinsam das Studium begonnen hatte. „Im Gebet bleiben wir alle miteinande­r verbunden.“

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FOTOS: HEIDI KELLER Der festliche Gottesdien­st mit Konzelebra­nten und Weihbischo­f Peter Birkhofer (Mitte) bewegt die Gläubigen in der Kirche.
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Beim Empfang im Rathaus bleibt ausreichen­d Zeit für Gespräche.

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