Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wasser: Markdorf bräuchte viel größeren Hochbehälter
Lichtenberg versorgt 70 Prozent der Stadt – Pumpen laufen an heißen Tagen fast rund um die Uhr
MARKDORF - Das Trinkwassernetz in Markdorf ist an seine Leistungsgrenze geraten. Knackpunkt ist der Hochbehälter Lichtenberg. Er ist zu klein und die Maschinen im Pumpwerk Riedwiesen, die das Wasser hinaufpumpen, sind zu schwach, sodass sie teilweise fast ohne Pause laufen. Deshalb soll die Leistung des Pumpwerks noch in diesem Jahr erhöht werden. Und die Erweiterung des Hochbehälters soll sobald wie möglich geplant werden.
Das Stadtgebiet von Markdorf ist in drei Zonen aufgeteilt: die Hochzone, die mittlere Zone und die Tiefzone. Die mittlere und die tiefe Zone beziehen ihr Wasser direkt vom Hochbehälter Lichtenberg. „Er versorgt rund 70 Prozent aller Haushalte und Betriebe mit Wasser“, sagt Gerhard Gmeiner, Leiter Netzbetrieb Gas und Wasser beim Stadtwerk am See. Außerdem versorgt er Markdorfs höchstgelegenen Hochbehälter Burgstall mit Wasser, der die Hochzone versorgt. „Im Prinzip fließt fast alles durch Lichtenberg“, sagt er.
Füllung reicht keinen ganzen Tag
Der Hochbehälter ist mit einem Fassungsvermögen von 1200 Kubikmetern inzwischen deutlich zu klein geworden. Es dauert weniger als einen Tag, bis eine Füllung aufgebraucht ist. Das führt dazu, dass laufend Wasser nachgefüllt werden muss. An manchen Tagen ist die Menge, die durch den Behälter fließt, sogar doppelt so groß wie sein Fassungsvermögen. „An einem heißen Sommertag beträgt die Wasserabgabe aus dem Hochbehälter Lichtenberg bis zu 2400 Kubikmeter“, sagt Gerhard Gmeiner.
Trotzdem dürfte das Wasser in Markdorf eigentlich nicht ausgehen. Selbst bei Notfällen, etwa bei einem Großbrand, wenn Pumpen ausfallen oder wenn es zu einem größeren Rohrbruch kommt, dürfte die Wasserversorgung nicht in Gefahr sein. „Im Notfall kann das Wasser aus dem höhergelegenen Hochbehälter Burgstall in den Hochbehälter Lichtenberg zurückfließen“, sagt Gmeiner. In diesem Fall könnte in der Versorgungszone des Hochbehälters Lichtenberg dieses Wasser genutzt werden. „Dann wäre ausreichend Zeit, um den Schaden zu flicken“, sagt er. „Im regulären Betrieb ist das aber nicht vorgesehen. Das wäre lediglich ein Notbetrieb.“Für Notfälle müsse außerdem grundsätzlich eine Brandreserve im Hochbehälter belassen werden. Im Fall von Lichtenberg seien das 200 Kubikmeter. Komplett leer dürfe er also ohnehin nie werden.
Markdorf ist stark gewachsen
Der Grund dafür, dass die Wasserversorgung in Markdorf ihre Leistungsgrenze erreicht hat, liegt am Wachstum der Stadt. „Markdorf ist sehr stark gewachsen“, sagt Gerhard Gmeiner. Der Hochbehälter Lichtenberg sei 1976 erbaut und damals schon nicht üppig ausgelegt worden. Ein Hauptgrund für die jetzige Situation sei, dass Markdorf hauptsächlich mit Bodenseewasser versorgt werde. „Das geht alles über Lichtenberg“, sagt er.
Klar ist, dass eine Sanierung und Erweiterung des Hochbehälters ansteht. Laut Gerhard Gmeiner wäre es optimal, wenn sein Volumen bei der Erweiterung etwa verdoppelt werden könnte. „Optimal wäre es, wenn er annähernd so groß wäre wie der Tagesspitzenbedarf “, sagt er. Der Technische Ausschuss der Stadt Markdorf hat in der vergangenen Sitzung beschlossen, dass die Planungen und Sanierungen noch im laufenden Jahr beginnen sollen und für die Vorplanung 20 000 Euro bereitgestellt. Die Sanierung könnte bis zum Jahr 2022 abgeschlossen sein.
Im gleichen Zug soll der Hochbehälter in Möggenweiler stillgelegt werden. Das historische Bauwerk steht unter Denkmalschutz und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Es ist denkbar, sein Volumen von 300 Kubikmetern bei der Erweiterung des Hochbehälters Lichtenberg entsprechend zu berücksichtigen, statt in Möggenweiler einen Neubau zu errichten.