Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tal-Schule bekommt eine inklusive Klasse
Vier Kinder mit Beeinträchtigung werden künftig in Oberteuringen unterrichtet – Drei neue Lehrer kommen
OBERTEURINGEN - An der Teuringer-Tal-Schule wird ab dem kommenden Schuljahr eine inklusive Klasse eingerichtet. Vier Kinder mit Beeinträchtigung werden dann zusammen mit anderen Grundschulkindern von zwei Lehrern unterrichtet. Die Entscheidung hat das Schulamt Markdorf bereits im März getroffen. Jetzt ist das Konzept erstmals im Gemeinderat öffentlich vorgestellt worden.
„Für die Tal-Schule beginnt ein neuer Weg, die Kinder sind ein Geschenk für die ganze Schulgemeinschaft“, sagte Monika Schnellhaase vom Schulamt Markdorf über die neuen Schüler der inklusiven Klasse. Die Pädagogin stellte im Gemeinderat die gesetzlichen und rechtlichen Grundlagen dar.
Durch das Inklusionsgesetz, das 2015 vom Landtag verabschiedet wurde, haben Kinder in Deutschland grundsätzlich das Recht auf inklusive Beschulung. Inklusion sei die Aufgabe aller Schulen, die Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung hätten das Wahlrecht zwischen den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ, früher Sonderschule oder Förderschule) oder eben der Inklusion. Rund zwei Drittel der Eltern würden sich für die SBBZ entscheiden.
Drei Familien in Oberteuringen, unter ihnen die von Bürgermeister Ralf Meßmer, wählten Ende 2017 die Inklusion. Dazu kommt ein Kind aus Markdorf. Laut Monika Schnellhaase entscheidet das Schulamt vor jedem Schuljahr je nach Bedarf, wo eine inklusive Klasse eingerichtet wird. Die Entscheidung jetzt für Oberteuringen bedeute nicht, dass es das Angebot künftig immer an der Tal-Schule geben wird.
Laut Monika Schnellhaase wird die Schülerzahl in der inklusiven Klasse reduziert. Die Klasse bekommt einen zusätzlichen Lehrer, eine sonderpädagogische Lehrkraft von der Tannenhag-Schule
„Für die Tal-Schule beginnt ein neuer Weg, die Kinder sind ein Geschenk für die ganze Schulgemeinschaft.“Monika Schnellhaase vom Schulamt Markdorf über die neuen Schüler der inklusiven Klasse
in Friedrichshafen. Außerdem haben die Kinder Anspruch auf eine Schulbegleitung, die sie während des Unterrichts und in den Pausen zusätzlich unterstützt. Der Gemeinde entstehen keine Kosten, der zusätzliche Lehrer wird vom Land bezahlt, die Begleitung vom Sozialamt des Bodenseekreises. Laut Monika Schnellhaase wird die inklusive Klasse im sogenannten „Team-Teaching“unterrichtet, das Lehrerteam plane den Unterricht gemeinsam und beobachte gemeinsam den Lernfortschritt aller Kinder. „Es ist eine gemischte Klasse“, sagte Schnellhaase.
Erfahrung zeigt: Skepsis verschwindet nach einem Jahr
In der Tal-Schule muss jetzt noch ein Zimmer als Rückzugsmöglichkeit eingerichtet werden. „Die zwei Lehrer sind eine Bereicherung für die Klasse“, sagte Schnellhaase über die „Doppelbesetzung“. Nach ihrer Erfahrung seien die Eltern im ersten Jahr meist noch skeptisch eingestellt gegenüber der Inklusion. „Im zweiten Jahr wollen alle in die inklusive Klasse.“
113 Schüler besuchen im kommenden Jahr die Tal-Schule. Das sagte Wolfgang Schüssler im Gemeinderat. Der langjährige Rektor verlässt die Einrichtung nach diesem Schuljahr und übernimmt die PestalozziSchule in Friedrichshafen. Seit Montag stehe das Deputat für die TalSchule, sagte der Rektor: „Wir werden drei neue Kollegen dazu bekommen.“Die neuen Lehrer stünden der Inklusion positiv gegenüber.
Die Schule hat künftig fünf Klassen, der Teiler für die nicht inklusiven liege bei 20 oder 21. Ende Juni, Anfang Juli, also früher als in den vergangenen Jahren, werde die Einteilung der Klassen gemacht. Als „großen Schritt für die TeuringerTal-Schule“bezeichnete Wolfgang Schüssler die Einführung der inklusiven Klasse, „die Tannenhag-Schule als Kooperationspartner zu haben, begrüße ich sehr“.
Oberteuringens Bürgermeister Ralf Meßmer regte schließlich an, dass es an der Tal-Schule eine Informationsveranstaltung zum Thema Inklusion geben soll, „um die Eltern mitzunehmen und das Auswahlverfahren zu erklären“.