Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bürgergarden feiern ihre Tradition
Kommandant Michael Grams wird am Tag der Bürgergarde zum Major befördert
FRIEDRICHSHAFEN - Beim Tag der Bürgergarde hat sich am Samstag in Friedrichshafen ein buntes Bild geboten: Stattliche Uniformen, Säbel, Gewehre, Kanonen, Fahnenabordnungen, Musikzüge, Garden von Sigmaringen bis Crailsheim, eine Abordnung vom Mainzer CarnevalClub (MCC) und eine Reiterstaffel trafen sich zwischen Graf-ZeppelinHaus und Zeppelindenkmal unter einem wolkenlosen Himmel.
Hatte zuvor die Stadt Friedrichshafen im Alfred-Colsman-Saal die Gäste im geladenen Kreis willkommen geheißen, strömten später auf die Wiese vor dem Denkmal zahllose Zaungäste zum Tag der Bürgergarde, um das uniformierte Spektakel mitzuerleben. Michael Grams, Kommandant der Bürgergarde Friedrichshafen, erinnerte in seiner Begrüßung an die Gründung der Häfler Bürgergarde vor über 150 Jahren.
Deren Ziel sei es gewesen, der Stadt Sicherheit zu geben, Diebe und Gesindel zu vertreiben und dafür zu sorgen, dass die Sonntagsruhe eingehalten wird. Das sei heute anders. Man sei keine Pseudoschutz-Bürgerwehr. „Die wollen wir nicht und brauchen sie nicht“, sagte Grams, der kurz darauf vom Hauptmann zum Major befördert wurde. Die Bürgergarde Friedrichshafen sei stolz, ihre Heimatstadt nach innen und außen vertreten zu dürfen, stehe für Heimatverbundenheit, Tradition und Kameradschaft.
Bürgermeister Andreas Köster lobte im Alfred-Colsman-Saal, „wie freundschaftlich die Bürgergarden landesweit verbunden sind, zeigt der Blick in den Saal“. Dabei weckte er – wie anschließend auf der Wiese vor dem Zeppelindenkmal – Vorfreude auf das in drei Wochen anstehende 70. Seehasenfest, bei dem auch die Mitglieder der Bürgergarde wieder in besonderer Weise gefordert sein würden. Seit der Neugründung im Frühjahr 1982 sei es das Ziel der Bürgergarde, nicht nur die Tradition zu pflegen, sondern auch die Stadt bei allen Veranstaltungen im In- und Ausland zu repräsentieren. Sie strebe an, sich für die Kameradschaft, Menschlichkeit und vor allem für gegenseitige Wertschätzung und Achtung einzusetzen. Diese Verlässlichkeit und dieses Traditionsbewusstsein wüssten die Menschen in Friedrichshafen zu schätzen. „Bei der Bürgergarde geht es nicht um Militarismus, es geht vielmehr um die Bewahrung von Brauchtum und die Belebung der heimatlichen Tradition“, betonte Bürgermeister Köster im Beisein des Landeskommandanten Oberst Jürgen Rosenäcker und der Häfler Ehrenkommandanten Martin Herzog, OB a.D. Josef Büchelmeier, Josef Schlögl und vieler Ehrengäste bis hin zum Seehasen „in zivil“, Peter Sikora.
Köster erinnerte an das Engagement („über das erwartbare Maß hinaus“) der Bürgergarde und nannte als Beispiel die beliebten Seniorenkutschfahrten, die die Gardisten alle zwei Jahre mit einem der Häfler Pflegeheime organisieren. Er dankte ihr namens der Stadt dafür, immer zur Stelle zu sein, wenn man sie brauche, und insgesamt dafür, sich für Grundwerte wie Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein, Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit einzusetzen. Für den Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen, zu dem die Bürgergarde gehört, sagte Vorsitzender Karl Haller, die Bürgergarde sei aus dem Verein nicht mehr wegzudenken. Sie pflege Gutes und bewege Neues, pflege lebendiges Brauchtum und sei keineswegs verstaubt.
Landeskommandant Oberst Jürgen Rosenäcker wie zuvor Michael Grams gedachten des verstorbenen Friedrich Herzog von Württemberg. Grams sagte, man sei immer noch „zutiefst erschüttert“. Der Herzog hatte sich zum Tag der Bürgergarde bereits angemeldet gehabt und hätte zu den Gardisten sprechen wollen. Er sei ein Freund und sensibler Partner gewesen, sprach Rosenäcker von einem „unersetzlichen Verlust“.
Befördert wurden beim Empfang im Colsman-Saal Andreas Wolfseder zum Feldwebel sowie zum Zugführer des Artillerie- und Schützenzugs der Bürgergarde Friedrichshafen. HansPeter Wolfseder wurde zum Fähnrich ernannt, Eitel Nilkschat zum Korporal. Letzterer wurde außerdem mit der goldenen Treuespange der Garde ausgezeichnet, ebenso wie Kurt Seidel. Hauptmann Michael Grams wurde zum Major befördert. Dazu überreichte Bürgermeister Köster Urkunden der Stadt. Blumen für ihre Verdienste erhielten die Damen Geuder und Grams.