Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immenstaad soll grüner werden
Bürgermeister und Gemeinderat wollen städtebauliche Leitlinie für den Ortskern – Bürgerbeteiligung angestrebt
IMMENSTAAD - Die Bauwirtschaft boomt, vor allem in den Seegemeinden ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern riesig. Im Sinne der Gewinnmaximierung wird dabei oft jeder Zentimeter Baugrund ausgenützt – immer höher, immer breiter lautet das Motto. Das Ortsbild leidet dabei oft. In Immenstaad will der neue Bürgermeister Johannes Henne jetzt zusammen mit dem Gemeinderat solchen Auswüchsen entgegenwirken und mit einer städtebaulichen Leitlinie die Vorstellungen der Gemeinde definieren.
„Wir wollen uns als Gemeinde bei der Ortsbildentwicklung nicht von außen beeinflussen lassen“, sagt Johannes Henne. Der Bürgermeister will das Heft stattdessen lieber selber in die Hand nehmen und „mit dem Gemeinderat und mit der Bevölkerung, die es betrifft, Vorstellungen definieren“. Deshalb hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine Prioritätenliste verabschiedet, was künftige Bebauungsplanverfahren, Satzungen und Leitlinien betrifft. Ganz oben und ganz neu in der Liste ist die „städtebauliche Leitlinie für den Bereich Hauptstraße/Bachstraße“, also den zentralen Bereich von Immenstaad.
Vor allem in der Ortsmitte will der Bürgermeister also eine „strategische Struktur“reinbringen wie er sagt. Er sei zwar auch ein Freund von moderner Bebauung, sagt er, „aber das muss auch bestmöglich zusammenpassen und sich einfügen“. Ein modernes Gebäude solle neben einem historischen eben nicht negativ ins Auge fallen, sondern zusammen gut wirken. Im Ortsinnenbereich gibt es in Immenstaad keinen Bebauungsplan. Deshalb will man jetzt mit dem Rahmenplan eine Grundlage schaffen, „sodass der politische Wille von Rat und Bürgerschaft
„Grundsätzlich müssen wir der Problematik entgegenwirken, dass jeder Millimeter ausgenützt wird.“Bürgermeister Johannes Henne
definiert ist“. Dabei soll es auch um die Höhe der Gebäude, die Abstände zur Straße und die Dachformen gehen. Aber nicht nur. Auch die Verkehrsführung, die Schaffung von Grünflächen oder verkehrsberuhigte Zonen sollen thematisiert werden. Eben alles, was sich auf lange Sicht auf das Ortsbild und die Aufenthaltsqualität auswirkt. Immer höher, immer breiter – dieser Trend gilt auch für Immenstaad: „Grundsätzlich müssen wir der Problematik entgegenwirken, dass jeder Millimeter ausgenützt wird.“Das gehe letztlich zu Lasten von Grünflächen oder Aufenthaltsflächen. Dem wolle man entgegenwirken. Auch der Fußgängerverkehr sei da ein Thema. „Bei uns ist im Sommer einiges los“, sagt Henne. Straßenführung und Parkierung müssten deshalb genau geplant werden. Um so größere Gebäude entstehen, um so mehr Autos und Anliegerverkehr gebe es. „Man muss aufpassen, dass alles sozial verträglich ist.“Henne will den Fokus auch auf Fußgänger und Radfahrer legen und dabei geht es ihm nicht nur um die Touristen. Auch die Einheimischen seien zu Fuß unterwegs , genauso wie Senioren oder Familien mit kleinen Kindern. „Die Ortsmitte in Immenstaad ist schön“, sagt Henne. Aber für die Zukunft brauche man dennoch eine politische Strategie. Gerade in der Hauptstraße gebe es noch einige ältere Gebäude.
Da werde auf jeden Fall noch etwas passieren. Für Henne ist grundsätzlich wichtig, dass nicht bis ganz vorne zur Straße gebaut wird. „Wir wollen noch Bäume vor den Häusern, Parkplätze an zentralen Orten und mehr Grünflächen.“Mehr Weite und Dynamik soll entstehen. Der Bürgermeister setzt von Anfang an auf Bürgerbeteiligung und will mit allen Interessensgruppen sprechen. So sollen Bedenken frühzeitig ausgeräumt werden. Rechtlich bindend wie ein Bebauungsplan sei der Rahmenplan nicht, „aber eine inhaltliche Grundlage“, um dann kleinere, vorhabenbezogene Bebauungspläne machen zu können.