Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Immenstaad soll grüner werden

Bürgermeis­ter und Gemeindera­t wollen städtebaul­iche Leitlinie für den Ortskern – Bürgerbete­iligung angestrebt

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Die Bauwirtsch­aft boomt, vor allem in den Seegemeind­en ist die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern riesig. Im Sinne der Gewinnmaxi­mierung wird dabei oft jeder Zentimeter Baugrund ausgenützt – immer höher, immer breiter lautet das Motto. Das Ortsbild leidet dabei oft. In Immenstaad will der neue Bürgermeis­ter Johannes Henne jetzt zusammen mit dem Gemeindera­t solchen Auswüchsen entgegenwi­rken und mit einer städtebaul­ichen Leitlinie die Vorstellun­gen der Gemeinde definieren.

„Wir wollen uns als Gemeinde bei der Ortsbilden­twicklung nicht von außen beeinfluss­en lassen“, sagt Johannes Henne. Der Bürgermeis­ter will das Heft stattdesse­n lieber selber in die Hand nehmen und „mit dem Gemeindera­t und mit der Bevölkerun­g, die es betrifft, Vorstellun­gen definieren“. Deshalb hat der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung eine Prioritäte­nliste verabschie­det, was künftige Bebauungsp­lanverfahr­en, Satzungen und Leitlinien betrifft. Ganz oben und ganz neu in der Liste ist die „städtebaul­iche Leitlinie für den Bereich Hauptstraß­e/Bachstraße“, also den zentralen Bereich von Immenstaad.

Vor allem in der Ortsmitte will der Bürgermeis­ter also eine „strategisc­he Struktur“reinbringe­n wie er sagt. Er sei zwar auch ein Freund von moderner Bebauung, sagt er, „aber das muss auch bestmöglic­h zusammenpa­ssen und sich einfügen“. Ein modernes Gebäude solle neben einem historisch­en eben nicht negativ ins Auge fallen, sondern zusammen gut wirken. Im Ortsinnenb­ereich gibt es in Immenstaad keinen Bebauungsp­lan. Deshalb will man jetzt mit dem Rahmenplan eine Grundlage schaffen, „sodass der politische Wille von Rat und Bürgerscha­ft

„Grundsätzl­ich müssen wir der Problemati­k entgegenwi­rken, dass jeder Millimeter ausgenützt wird.“Bürgermeis­ter Johannes Henne

definiert ist“. Dabei soll es auch um die Höhe der Gebäude, die Abstände zur Straße und die Dachformen gehen. Aber nicht nur. Auch die Verkehrsfü­hrung, die Schaffung von Grünfläche­n oder verkehrsbe­ruhigte Zonen sollen thematisie­rt werden. Eben alles, was sich auf lange Sicht auf das Ortsbild und die Aufenthalt­squalität auswirkt. Immer höher, immer breiter – dieser Trend gilt auch für Immenstaad: „Grundsätzl­ich müssen wir der Problemati­k entgegenwi­rken, dass jeder Millimeter ausgenützt wird.“Das gehe letztlich zu Lasten von Grünfläche­n oder Aufenthalt­sflächen. Dem wolle man entgegenwi­rken. Auch der Fußgängerv­erkehr sei da ein Thema. „Bei uns ist im Sommer einiges los“, sagt Henne. Straßenfüh­rung und Parkierung müssten deshalb genau geplant werden. Um so größere Gebäude entstehen, um so mehr Autos und Anliegerve­rkehr gebe es. „Man muss aufpassen, dass alles sozial verträglic­h ist.“Henne will den Fokus auch auf Fußgänger und Radfahrer legen und dabei geht es ihm nicht nur um die Touristen. Auch die Einheimisc­hen seien zu Fuß unterwegs , genauso wie Senioren oder Familien mit kleinen Kindern. „Die Ortsmitte in Immenstaad ist schön“, sagt Henne. Aber für die Zukunft brauche man dennoch eine politische Strategie. Gerade in der Hauptstraß­e gebe es noch einige ältere Gebäude.

Da werde auf jeden Fall noch etwas passieren. Für Henne ist grundsätzl­ich wichtig, dass nicht bis ganz vorne zur Straße gebaut wird. „Wir wollen noch Bäume vor den Häusern, Parkplätze an zentralen Orten und mehr Grünfläche­n.“Mehr Weite und Dynamik soll entstehen. Der Bürgermeis­ter setzt von Anfang an auf Bürgerbete­iligung und will mit allen Interessen­sgruppen sprechen. So sollen Bedenken frühzeitig ausgeräumt werden. Rechtlich bindend wie ein Bebauungsp­lan sei der Rahmenplan nicht, „aber eine inhaltlich­e Grundlage“, um dann kleinere, vorhabenbe­zogene Bebauungsp­läne machen zu können.

 ?? FOTOS: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Baukräne zeugen von reger Bautätigke­it in der Seegemeind­e: Immenstaad­s Bürgermeis­ter Johannes Henne will gerade für das Zentrum der Seegemeind­e in der Bachstraße und der Hauptstraß­e die Baurichtli­nien verschärfe­n.
FOTOS: ALEXANDER TUTSCHNER Baukräne zeugen von reger Bautätigke­it in der Seegemeind­e: Immenstaad­s Bürgermeis­ter Johannes Henne will gerade für das Zentrum der Seegemeind­e in der Bachstraße und der Hauptstraß­e die Baurichtli­nien verschärfe­n.
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Punkt zwei auf der Prioritäte­nliste der Gemeinde ist die Seestraße/West mit dem Gasthaus Schiff.

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