Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Respekt: Faltenradi­o begeistert seine Fans in Langenarge­ner erneut

Das Quartett erntet für seinen Auftritt mit neuem Crossover-Programm im Schloss Montfort viel Applaus

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LANGENARGE­N (kur) - Erwartungs­volle Spannung beim Publikum im ausverkauf­ten Schloss Montfort in Langenarge­n. Ein ausgedruck­tes Programm gab es bewusst nicht. Was werden die vier Ausnahmemu­siker nach ihren umjubelten Auftritten „Faltenradi­o“und „Zoo“bei ihrem nunmehr dritten Konzert aus dem Hut zaubern?

„Die Zukunft unserer Welt wird allen Völkern gemeinsam sein oder sie wird sich als eine sehr unwirklich­e Zukunft erweisen.“Dieses Zitat von Leonard Bernstein stellte das Quartett an den Anfang seines neuen Crossover-Programms mit dem Titel „Respekt“. In der Ouvertüre zu „Candide“des Weltmusike­rs war man direkt vom einzigarti­gen Klang des Ensembles verzaubert. Füllige Harmonien entlockte Alexander Maurer dem diatonisch­en Knopfakkor­deon, steirische­r Kosename „Faltenradi­o“. Ein sattes, tiefes Fundament lieferte Stefan Prommegger auf der BassKlarin­ette. Matthias Schorn und Alexander Neubauer konnten sich mit ihren B-Klarinette­n in rhythmisch vertrackte­r Melodik oder weichen Kantilenen darüber entfalten. Bestechend die virtuosen Unisonoläu­fe in der Coda am Schluss.

Das Motto Bernsteins „Es gibt keine U- und E-Musik, sondern nur gute und schlechte Musik“, stand über dem weiteren Programm. Ein einfacher „Boarischer“oder ein schwungvol­ler, volkstümli­cher Walzer „Gmiatlich muaß’s sei“, in perfekter Stilistik vorgetrage­n, entlockte dem Publikum ein zustimmend­es Schmunzeln. Und damit keine Langeweile aufkommt, gab es dazwischen ein „liebevolle­s“ Wettrennen der einzelnen Stimmen in einer schnellen Fuge von Emanuel Bach.

Respekt für den Mut, „D’Zigeiner san kumma“von Konstantin Wecker ins Programm zu nehmen. Begleitet von der Harmonika im Walzertakt rezitierte Matthias Schorn mit ausdruckss­tarker Mimik und Stimme den 1981 entstanden­en Text gegen den Wahnsinn der Fremdenfei­ndlichkeit. Die Umspielung­en und melancholi­schen Zwischensp­iele mit Klarinette­n verstärkte­n die Betroffenh­eit bei den Zuhörern.

Mit rhythmisch­er Kraft und eruptiver Gewalt mit Fortissimo-Akzenten lebte „Fuga y Misterio“von Astor Piazzolla. Im lyrisch langsamen Mittelteil führte ein warmes Klarinette­n-Solo in die geheimnisv­olle Welt des argentinis­chen Tangos.

Mit behutsamer Entwicklun­g durch verschiede­ne Soloeinlag­en entstand in „Mondor“, eine Originalko­mposition von Georg Breinschmi­d, und „Floating Thoughts“von Viola Falb, einer österreich­ischen Jazzerin, eine lässige, coole Bar-Stimmung. Nach einer spritzigen Polkaeinla­ge von Dimitri Schostakow­itsch beschloss das „Ständchen“von Franz Schubert mit expressive­m Solo von Matthias Schorn und romantisch­em Gesamtklan­g einen in sich geschlosse­nen Konzertabe­nd. Da der Applaus auch nach der ersten Zugabe mit einem Stück der Original Oberkraine­r nicht enden wollte, gab Matthias Schorn den Falco mit „Amadeus“unterstütz­t von seinen rockenden Kollegen. Stehende Ovationen mit viel Respekt für das Quartett „Faltenradi­o“.

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FOTO: CHRISTIAN LEWANG Ob Leonard Bernstein oder Falco: Das Quartett Faltenradi­o überzeugt bei den Langenarge­ner Schlosskon­zerten.

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