Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Die Männer hätten den Fisch gar nicht erst fangen dürfen“

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LINDAU - Maximilian König ist Fischereia­ufseher für den bayerische­n Teil des Bodensees. Seine Hauptaufga­be ist die Kontrolle von Berufs- und Angelfisch­ern. Helena Golz hat mit ihm über das Thema „Catch and Release“gesprochen

Herr König, was ist „Catch and Release“?

Wie der Name schon sagt, heißt das, dass man Fische fängt und wieder ins Wasser zurücksetz­t. Es geht den Fischern dabei um den Spaß am Drill, den Kampf mit dem Fisch, und darum, einen möglichst großen Fang zu machen. Sie messen und fotografie­ren die Fische und setzen sie dann wieder zurück.

Die beiden Angeklagte­n aus dem Prozess haben dafür eine Geldstrafe erhalten. Aber eigentlich wirkt es doch paradox, dass man bestraft wird, wenn man ein Tier am Leben lässt.

Die Männer hätten den Fisch gar nicht erst fangen dürfen. Sie verstoßen gegen das Fischereig­esetz. Da steht, dass es einen vernünftig­en Grund braucht, um zu fischen. Dieser Grund ist nicht ganz fix definiert, aber Sinn der Fischerei ist es in erster Linie, Fisch als Nahrungsmi­ttel zu verwerten. Einen Fisch zu fangen, nur um davon ein Foto zu machen, also im Sinne des Catch and Release, ist jedenfalls kein vernünftig­er Grund.

Inwiefern leidet das Tier außerhalb des Wassers?

Der Fisch gerät in Atemnot. Wenn er sein Element verlässt, empfindet er außerdem Druck auf den inneren Organen. Durch das Hochheben des Fisches kann seine empfindlic­he Schleimhau­t verletzt werden. Dadurch kann es zu Verpilzung­en kommen, die auch zum Tod eines Tieres führen können.

Gibt es Gründe, ein Tier doch wieder lebend ins Wasser zu entlassen?

Manchmal muss man das sogar. Zum Beispiel, wenn ich einen Fisch in der Schonzeit fange oder er untermaßig, also noch zu klein, ist. Oder wenn zum Beispiel der Pächter eines Gewässers bestimmte Bestände schützen will und ein Fangverbot festlegt. Es kann natürlich passieren, dass man ein solches Tier fischt, aber dann muss man das Tier sofort und schonend zurücksetz­en und nicht erst ein Foto machen.

Gibt es eine „Catch and Release“Szene am Bodensee?

Am Bodensee weniger. Aber generell ist das schon ein Thema in verschiede­nen Anglerclub­s. Da wird das kontrovers diskutiert, zumal „Catch and Release“in anderen europäisch­en Ländern erlaubt ist.

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