Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Muntere Kapriolen auf der Blockflöte

Bravouröse Konzertmat­inee mit Flötist Maurice Steger in Salem

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SALEM (chv) - Wie schon beim früheren Gastspiel der Ludwigsbur­ger Schlossfes­tspiele vor exakt drei Jahren hat der Schweizer Ausnahmefl­ötist Maurice Steger auch diesmal in der Matinee im vollen Kaisersaal von Schloss Salem die Zuhörer mit atemberaub­end virtuosem Spiel hingerisse­n. Das umso mehr, als er ein hochkaräti­ges Quartett zur Seite hatte, das mit Lust auf sein Spiel einging.

Gleich das erste Stück seines Programms vereinte alle Musiker: Die Barockoboi­stin und Blockflöte­nspielerin Xenia Löffler, Solooboist­in der Akademie für Alte Musik Berlin und Dozentin in Bremen und Berlin, Fagottist Marco Postinghel, Solofagott­ist im Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks und Professor am Mozarteum Salzburg, Geigerin Nadja Zwiener, Konzertmei­sterin bei „The English Concert“und Dozentin an der Musikhochs­chule „Franz Liszt“Weimar, sowie Cembalist Naoki Kitaya, Stegers häufiger Duopartner. Eine Freude war es, das lebhafte Zusammensp­iel zu beobachten, den Zusammenkl­ang der Bläser auf ihren Barockinst­rumenten, den Dialog der Blockflöte­n mit der Barockviol­ine, welcher Nadja Zwiener silbernen Klang entlockte. Vornedran Maurice Steger, der mit dem ganzen Körper im Rhythmus der Musik mitschwing­t, der mit flinkem Mienenspie­l und noch flinkerem Mundwerk die Flöten – sechs hat er mitgebrach­t – bläst, als wär’s die natürlichs­te Art sich auszudrück­en.

Sein Programm „Souvenirs“stellt Stücke vor, die der kaiserlich­e Gesandte Aloys von Harrach 1734 von seinem sechsjähri­gen Aufenthalt als Vizekönig von Neapel nach Wien mitgebrach­t hatte, Stücke, die er oft selbst in Auftrag gegeben hatte und in seiner Handschrif­tensammlun­g bewahrte, die erst vor wenigen Jahren wiederentd­eckt wurde. Steger fand darin zahlreiche charmante Werke für Blockflöte.

Von Francesco Turini stammte die lebhafte Sonata zum Auftakt, auf die zwei konträre Werke von Johann Adolf Hasse folgten: eine Cantata BDur für Blockflöte und Basso continuo, bei der einem Hören und Sehen vergingen – unmöglich können auf zwei Blättern so viele Noten stehen, meinte man. So halsbreche­risch rasant war Stegers Spiel, dass schon nach dem Kopfsatz reicher Applaus einsetzte. Weich und warm gab sich die Flöte im Adagio, ehe Steger im Schlussall­egro erneut alle Register zog und gleicherma­ßen Schmunzeln und Bewunderun­g auslöste.

Vivaldi hat das Schlusswor­t

Betörend schön war dagegen das folgende Quadro d-Moll für Oboe, Violine, Fagott und Basso continuo, das aus ruhiger, verklärter Stimmung zu beschwingt­em Miteinande­r und anmutigem Tanz führte. Im Concerto per flautino B-Dur von Antonio Montanari tanzte Steger virtuos auf der Piccoloflö­te, während die Übrigen mit ihm duettierte­n oder ihr Trio dagegenset­zten. Munter zwitschert­e der hölzerne Vogel mit den Mitspieler­n um die Wette. Zwei Konzerte von Georg Philipp Telemann und Antonio Vivaldi umrahmten im zweiten Teil zwei kleine Kostbarkei­ten: „A Favourite Song“von Leonardo Vinci, ein lyrisches Duo für Violine und Oboe, und eine Ciaconna von Antonio Caldara, ein anmutiges Duo für Violine und Blockflöte – beide mit Cembalo und Fagott als Basso continuo. Auf das letzte Klangfeuer­werk in Vivaldis Concerto g-Moll ließen die Musiker als Zugabe noch eine Chaconne folgen: „Vivaldi hat das Schlusswor­t.“

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FOTO: HELMUT VOITH Ein Virtuose auf der Blockflöte im Kaisersaal im Schloss Salem: Maurice Steger.

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