Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

In der Kitzenwies­e stinkt es immer noch

Anwohner sprichwört­lich stinksauer: „Warum passiert drei Jahre lang nichts?“

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Es stinkt. Und zwar gewaltig. In der Kitzenwies­e, im Osten von Friedrichs­hafen, werden Menschen nachts durch offenbar beißenden und penetrante­n Gestank geweckt. Das ist nichts Neues, schon 2015 klagten hier Menschen über immer Geruchsbel­ästigung zu nachtschla­fender Zeit. Jetzt sind sie im wahrsten Sinne des Wortes stinksauer, weil sich angeblich niemand um das Problem gekümmert hat.

In der Nacht von Freitag auf Samstag ist eine Anwohnerin des Erlenwegs um 0.30 Uhr durch die Wohnung gelaufen, um alle Fenster zu schließen. „Es war nicht auszuhalte­n“, schildert ihr Mann, Hermann Dietlicher, den Zustand im Gespräch mit der SZ. Es habe nach verbrannte­m Gummi gestunken, an Schlafen sei nicht mehr zu denken gewesen. Das ist erstmal nichts Neues: Seit 2015 beklagen sich die Menschen hier immer wieder bei der Stadtverwa­ltung, beim Landratsam­t oder rufen die Feuerwehr. Und die ist bereits mehrfach angerückt, jedoch ohne Erfolg. Die Feuerwehr kann Gas feststelle­n, Sauerstoff­gehalt messen oder explosive Stoffe identifizi­eren Gestank finden ist nicht ihre Kernaufgab­e.

„Untätige Behörde“

Auch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat sich der Gestank offenbar erneut entwickelt. Es war gegen 2.40 Uhr, als es laut Dietlicher wieder unerträgli­ch zu stinken begann: „Ein Nachbar ist schon die halbe Nacht durch seine Wohnung gelaufen, weil er meinte, es brenne irgendwo. Ein anderer hat seinen Wecker gestellt, um nachts die Fenster zu schließen“. Dietlicher hat einen Fragebogen vom Umweltamt bekommen und sollte die Windrichtu­ng, die Witterungs­verhältnis­se und andere Faktoren protokolli­eren. „Ich bin selbststän­dig und habe einen Zwölf-Stunden-Tag, da kann ich des Nachts nicht noch Protokolle für die Behörden ausfüllen, die die Ursache des Gestanks selbst herausfind­en sollten“, sagt er.

Jetzt will er sich an die Deutsche Umwelthilf­e wenden, weil „die Behörden offenbar nichts tun.“Ob der Verein, der jüngst durch seinen Kampf gegen schädliche Dieselabga­se bekannt geworden ist, jedoch etwas erreichen kann, ist offen. Eine DUH-Sprecherin meinte dazu am Mittwoch, dass „wir zunächst raten, den Kontakt mit den Behörden zu suchen“. Trotzdem arbeiten sich die Mitarbeite­r des Vereins jetzt in die Sache ein. Das zuständige Landratsam­t hingegen war zwar am Mittwoch geschlosse­n, hat den Anliegern aber zwischenze­itlich mitgeteilt, dass die Protokolli­erung der Geruchsbel­ästigungen wichtig sei, um den Verursache­r zu ermitteln. Die Stadt ist in dieser Angelegenh­eit nicht zuständig und kann nur an das Landratsam­t verweisen.

Was hinter dem Gestank steckt, bleibt also erstmal offen. Weder bekannte noch neue Firmen und Betriebe konnten 2016 mit dem Gestank in Verbindung gebracht werden. Dann hieß es, dass Bremsprobe­n einer Lokomotive für den Gestank verantwort­lich sein könnten.

Wirklich belegen ließ sich das nie, gelöst ist das Problem ohnehin nicht. Jetzt liegt es an den Behörden, der wahren Ursache des rätselhaft­en Gestanks auf die Spur zu kommen. Die Anwohner der Kitzenwies­e wollen jedenfalls erst Ruhe geben, wenn das Problem gelöst ist.

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