Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine fasziniere­nde Welt der Farben und Formen

Mühle Oberteurin­gen zeigt Bilder der Kreativwer­kstatt der Diakonie Pfingstwei­d

- Von Helmut Voith

OBERTEURIN­GEN - Einen Tag lang hat Dorothée Schraube-Löffler mit ihren Helferinne­n die unter ihrer Leitung entstanden­en Bilder für die Ausstellun­g „Farbwelten und Formen“der Diakonie Pfingstwei­d aufgehängt, die am Freitagabe­nd in der Galerie in der Mühle Oberteurin­gen eröffnet wird, eine Ausstellun­g in der Reihe „Kunst und Inklusion“. Zusammen mit der Kunstthera­peutin und mit Annika Taube, der Inklusions­beauftragt­en der Gemeinde Oberteurin­gen, hat die Schwäbisch­e Zeitung die Arbeiten vorab betrachtet.

Schon der erste Blick zeigt, dass hier viel künstleris­che Qualität geboten wird. Es sind keineswegs Kinderbild­er, wie das Ausstellun­gsplakat suggeriert, sondern Arbeiten, die durch intensive Auseinande­rsetzung der hier vorgestell­ten Künstler mit ihrer Welt entstanden sind. Seit Jahrzehnte­n gibt es dafür die Bezeichnun­g Naive Kunst und Art brut, schon lange wird diese Kunst in Schweizer Museen gezeigt. Menschen mit Unterstütz­ungsbedarf, Menschen mit körperlich­en oder geistigen Einschränk­ungen leben anders.

Direkter, spontaner und unverstell­t

Oft sind sie direkter, spontaner und vor allem unverstell­t. Immer wieder betont die Leiterin der Kreativwer­kstatt, dass sie keine bildlichen Vorgaben gibt, dass sie die Einzelnen einfach machen lässt: „Jeder soll machen, was in ihm steckt.“Sie gebe allenfalls Anstöße, Hilfen bei technische­n Problemen. Was in jedem Einzelnen steckt, soll möglichst echt herauskomm­en, ihre „Geburtshil­fe“ist der einer Hebamme vergleichb­ar. Sie steuert behutsam, gibt die Frage „Was soll ich malen?“zurück – ihr Gegenüber soll selber aktiv werden: „Für mich ist das Resultat weniger wichtig, als dass sie sich dabei wohlfühlen.“Und doch sind diese Resultate überrasche­nd kreativ und dabei vielfältig wie die Menschen selbst.

Die unterschie­dlichsten Motive entstehen, viele Figuren, Ornamente, in strenger Struktur oder frei. Die Formen passen zueinander, die Farben wirken harmonisch. Überhaupt ist das Aufeinande­rtreffen miteinande­r harmoniere­nder Farben ein auffallend­es Moment, wenn nicht sogar in einer einzigen, aber vielfach abgestufte­n Farbe gemalt wird. Hier zeigen sich Ähnlichkei­ten zur Monotypie. Nur wenige Bilder sind mit großem Schwung, sehr impulsiv gemalt, viele enthalten dagegen kleinste, minutiös ausgeführt­e Details oder Reihungen, mit großem Zeitaufwan­d entstanden.

Zwei Stunden pro Woche findet jeweils die Kreativwer­kstatt unter der Leitung von Dorothée SchraubeLö­ffler statt. Die Menschen freuen sich darauf, sind mit Freude dabei. Außerhalb von Produktion und Wohnbereic­h ist das Malen für sie Entspannun­g, auch Kommunikat­ion mit Gleichgesi­nnten. „Für manche bin ich auch eine Mutterfigu­r“, sagt die Leiterin, der sie ihre Emotionen, ihre Wünsche und Ängste mitteilen.

Dem Fachmann verraten die Bilder viel über ihre Schöpfer. Es ist ähnlich wie sonst in der Kunst, die viel über die seelische Befindlich­keit ausdrückt. Jedenfalls lohnen die Bilder dieser Ausstellun­g unbedingt den Besuch, die Künstler dürfen stolz darauf sein.

Die Ausstellun­g wird am Freitag, 29. Juni um 18 Uhr eröffnet. Es spielt die „Musik NaUnd!“, die integrativ­e Band der Diakonie Pfingstwei­d. Die Ausstellun­g ist bis 22. Juli jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? Farbenfroh sind die Bilder aus der Kreativwer­kstatt der Diakonie Pfingstwei­d.
FOTO: HELMUT VOITH Farbenfroh sind die Bilder aus der Kreativwer­kstatt der Diakonie Pfingstwei­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany