Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Spitalfonds bleibt in der Warteschleife
Eigentlich wollte der Markdorfer Gemeinderat einen Manager einstellen – Einige Fragen sind aber noch offen
MARKDORF - Eigentlich hätte der Gemeinderat Markdorf am Dienstag in öffentlicher Sitzung einen Manager mit der Leitung des Spitalfonds beauftragen sollen. Doch dazu kam es nicht. Bevor dies geschehe, müssten im Gremium noch offene Fragen geklärt werden, sagte Bürgermeister Georg Riedmann, als er diesen Punkt von der Tagesordnung zurückzog.
Dass es offenbar noch jede Menge Gesprächsbedarf gibt, war daran zu erkennen, dass die Zeit, die für die nichtöffentliche Sitzung eingeplant war, bei Weitem nicht ausreichte: Die öffentliche Sitzung begann mit eineinhalb Stunden Verspätung. Die gut 20 Zuhörer, viele von ihnen Mitarbeiter des Spitals, hatten solange im Rathaus ausgeharrt und zeigten sich enttäuscht darüber, dass genau dieser Punkt von der Tagesordnung gestrichen wurde.
Der Spitalfonds gehört schon länger zu den Sorgenkindern der Stadt Markdorf. Er betreibt das Altenpflegeheim St. Franziskus mit rund 40 Plätzen und eine Seniorenwohnanlage für betreutes Wohnen. Außerdem betreut und unterhält der Spitalfonds landwirtschaftliche Grundstücke, Wald und Weinbau.
Kommunalpolitisch umstritten ist vor allem das städtische Engagement in der Altenpflege unbestritten. Knackpunkt ist, dass die Einrichtung nicht kostendeckend geführt werden kann. Der Zuschuss aus dem Haushalt der Stadt lang anfangs bei 100 000 oder 150 000 Euro. Doch 2016 war die Lücke bereits auf 250 000 Euro angewachsen. Hinzu kam, dass sich Spitalfonds-Chefin, Kathrin Mutschler, Ende 2017 längerfristig krankgemeldet hat. Gleichzeitig hatte es im Haushalt des Spitalfonds eine Reihe von Unstimmigkeiten gegeben. Unter anderem war die Rede davon, dass eine halbe Million Euro fehlen sollen.
Im Februar stellte die Stadt den Betriebswirt Thomas Wieler aus Waiblingen als Interimsgeschäftsführer ein. Er wurde damit beauftragt, eine Bestandsaufnahme zu machen und die Strukturen des Spitalfonds zu analysieren. Außerdem sollte er Vorschläge unterbreiten, wie die Pflege in Markdorf in Zukunft organisiert werden könnte.
Laut der Vorlage für die Sitzung am Dienstag, hat er die Aufgabenstellung inzwischen so weit vorangetrieben, dass die Aussicht besteht, den Betrieb in spitälischer Hand fortzuführen. Dafür sei es jedoch notwendig, mittelfristig einen Vollzeitmanager einzusetzen, der in den nächsten ein bis zwei Jahren den Spitalfonds wieder auf Kurs bringen soll.
„Am Limit“: Team braucht dringend Unterstützung
Riedmann berichtete, dass sich im nichtöffentlichen Teil der Sitzung zwei Bewerber vorgestellt hatten. Allerdings seien nach den Präsentationen innerhalb des Gemeinderats noch Fragen offen. „Es gibt noch einigen Klärungsbedarf, der zuerst noch nichtöffentlich diskutiert werden muss“, sagte er. Voraussichtlich werde sich der Gemeinderat am 10. Juli nochmals nichtöffentlich treffen. „Wann wir eine öffentliche Entscheidung treffen können, ist jetzt noch nicht klar. Unser großer Wunsch ist, den Managementauftrag noch vor der Sommerpause zu vergeben“, sagt er.
In der Bürgerfrageviertelstunde meldete sich eine Zuhörerin zu Wort, die in der Spitalküche arbeitet. „Wir bereiten täglich auch Essen für Schulen und Kindergärten zu“, sagte sie. Bei 500 Portionen am Tag gehe das Team, das derzeit unterbesetzt arbeite, am Limit. Es sei notwendig, eine kurzfristige Lösung zu finden und Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.
Bürgermeister Georg Riedmann zeigte sich überrascht. Dies sei ihm so nicht bekannt gewesen. Im Gespräch mit der SZ sagte er am Mittwoch, dass eine Kochstelle vakant sei. Mit Interimsgeschäftsführer Thomas Wieler sei vereinbart worden, die Leitung der Küche nicht auszuschreiben, solange die Situation des Spitalfonds nicht geklärt sei. „Wir brauchen aber auf jeden Fall eine voll besetzte Küche“, sagte Riedmann. Deshalb werde die Stelle schnellstmöglich ausgeschrieben.