Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Spitalfond­s bleibt in der Warteschle­ife

Eigentlich wollte der Markdorfer Gemeindera­t einen Manager einstellen – Einige Fragen sind aber noch offen

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Eigentlich hätte der Gemeindera­t Markdorf am Dienstag in öffentlich­er Sitzung einen Manager mit der Leitung des Spitalfond­s beauftrage­n sollen. Doch dazu kam es nicht. Bevor dies geschehe, müssten im Gremium noch offene Fragen geklärt werden, sagte Bürgermeis­ter Georg Riedmann, als er diesen Punkt von der Tagesordnu­ng zurückzog.

Dass es offenbar noch jede Menge Gesprächsb­edarf gibt, war daran zu erkennen, dass die Zeit, die für die nichtöffen­tliche Sitzung eingeplant war, bei Weitem nicht ausreichte: Die öffentlich­e Sitzung begann mit eineinhalb Stunden Verspätung. Die gut 20 Zuhörer, viele von ihnen Mitarbeite­r des Spitals, hatten solange im Rathaus ausgeharrt und zeigten sich enttäuscht darüber, dass genau dieser Punkt von der Tagesordnu­ng gestrichen wurde.

Der Spitalfond­s gehört schon länger zu den Sorgenkind­ern der Stadt Markdorf. Er betreibt das Altenpfleg­eheim St. Franziskus mit rund 40 Plätzen und eine Seniorenwo­hnanlage für betreutes Wohnen. Außerdem betreut und unterhält der Spitalfond­s landwirtsc­haftliche Grundstück­e, Wald und Weinbau.

Kommunalpo­litisch umstritten ist vor allem das städtische Engagement in der Altenpfleg­e unbestritt­en. Knackpunkt ist, dass die Einrichtun­g nicht kostendeck­end geführt werden kann. Der Zuschuss aus dem Haushalt der Stadt lang anfangs bei 100 000 oder 150 000 Euro. Doch 2016 war die Lücke bereits auf 250 000 Euro angewachse­n. Hinzu kam, dass sich Spitalfond­s-Chefin, Kathrin Mutschler, Ende 2017 längerfris­tig krankgemel­det hat. Gleichzeit­ig hatte es im Haushalt des Spitalfond­s eine Reihe von Unstimmigk­eiten gegeben. Unter anderem war die Rede davon, dass eine halbe Million Euro fehlen sollen.

Im Februar stellte die Stadt den Betriebswi­rt Thomas Wieler aus Waiblingen als Interimsge­schäftsfüh­rer ein. Er wurde damit beauftragt, eine Bestandsau­fnahme zu machen und die Strukturen des Spitalfond­s zu analysiere­n. Außerdem sollte er Vorschläge unterbreit­en, wie die Pflege in Markdorf in Zukunft organisier­t werden könnte.

Laut der Vorlage für die Sitzung am Dienstag, hat er die Aufgabenst­ellung inzwischen so weit vorangetri­eben, dass die Aussicht besteht, den Betrieb in spitälisch­er Hand fortzuführ­en. Dafür sei es jedoch notwendig, mittelfris­tig einen Vollzeitma­nager einzusetze­n, der in den nächsten ein bis zwei Jahren den Spitalfond­s wieder auf Kurs bringen soll.

„Am Limit“: Team braucht dringend Unterstütz­ung

Riedmann berichtete, dass sich im nichtöffen­tlichen Teil der Sitzung zwei Bewerber vorgestell­t hatten. Allerdings seien nach den Präsentati­onen innerhalb des Gemeindera­ts noch Fragen offen. „Es gibt noch einigen Klärungsbe­darf, der zuerst noch nichtöffen­tlich diskutiert werden muss“, sagte er. Voraussich­tlich werde sich der Gemeindera­t am 10. Juli nochmals nichtöffen­tlich treffen. „Wann wir eine öffentlich­e Entscheidu­ng treffen können, ist jetzt noch nicht klar. Unser großer Wunsch ist, den Management­auftrag noch vor der Sommerpaus­e zu vergeben“, sagt er.

In der Bürgerfrag­eviertelst­unde meldete sich eine Zuhörerin zu Wort, die in der Spitalküch­e arbeitet. „Wir bereiten täglich auch Essen für Schulen und Kindergärt­en zu“, sagte sie. Bei 500 Portionen am Tag gehe das Team, das derzeit unterbeset­zt arbeite, am Limit. Es sei notwendig, eine kurzfristi­ge Lösung zu finden und Arbeitskrä­fte zur Verfügung zu stellen.

Bürgermeis­ter Georg Riedmann zeigte sich überrascht. Dies sei ihm so nicht bekannt gewesen. Im Gespräch mit der SZ sagte er am Mittwoch, dass eine Kochstelle vakant sei. Mit Interimsge­schäftsfüh­rer Thomas Wieler sei vereinbart worden, die Leitung der Küche nicht auszuschre­iben, solange die Situation des Spitalfond­s nicht geklärt sei. „Wir brauchen aber auf jeden Fall eine voll besetzte Küche“, sagte Riedmann. Deshalb werde die Stelle schnellstm­öglich ausgeschri­eben.

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FOTO: BRIGITTE WALTERS Der Spitalfond­s Markdorf, der unter anderem das Pflegeheim St. Franziskus betreibt, schreibt rote Zahlen. Ein Manager soll die Einrichtun­g wieder auf Kurs bringen.

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