Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine Liebesgeschichte in Wort und Ton
Ein doppeltes Portrait von Robert und Clara Schumann bezaubert im Spiegelsaal
MEERSBURG - Im voll besetzten Spiegelsaal des Meersburger Schlosses hat das Publikum einen berührenden Abend mit Briefen und Liedern von Robert und Clara Schumann erlebt. Die Sopranistin Anna Karmasin, der Bassist Thomas Stimmel, der Pianist Markus Kreul und das Schauspielerpaar Heidrun Gärtner und Daniel Friedrich machten die Freuden, Zweifel und Ängste dieses romantischen Künstlerpaares lebendig.
Clara Wieck, die hochbegabte Pianistin, und Robert Schumann, der ebenfalls von Claras Vater Friedrich Wieck ausgebildete Pianist und Komponist, hatten es nicht leicht gehabt. Schumann, der durch übermäßiges Üben seine Hände überlastet hatte und nicht mehr spielte, warb vergeblich beim Vater um Clara. Vater Wieck, der wohl Schumanns Labilität und schwierigen Charakter erkannt hatte, hielt seine Tochter fern von seinem ehemaligen Schüler. In zahlreichen Briefen bezeugten sich die beiden ihre Liebe, heimliche Treffen und Begegnungen von fern mussten über Jahre ausreichen, bis Clara sich an ihrem 21. Geburtstag im Jahr 1840 von ihrem dominanten Vater lösen konnte und Robert Schumann heiratete. Die Musikjournalistin Sabine Näher hat aus den Briefen ein facettenreiches Lebensbild dieses außergewöhnlichen Liebespaares entwickelt und darin Lieder von Robert und Clara hineinverwoben, die die wechselvollen Gefühle der beiden widerspiegeln.
Obwohl Robert Schumanns umfangreiches Liedschaffen erst nach der Hochzeit mit Clara gleichsam explodierte, lassen sich die Lieder auf die Emotionen der langen Verlobungszeit beziehen.
Voller Zweifel und Zukunftsängste
Heidrun Gärtner und Daniel Friedrich, auch im „echten Leben“ein Paar mit Film- und Theaterverpflichtungen in verschiedensten Rollen, vertieften sich in die beiden Künstlerpersönlichkeiten: Bald zärtlich, leise flüsternd und beschwörend, bald selbstbewusst fordernd oder voller Zweifel und Zukunftsängste, erlebte man die Liebesgeschichte der beiden. Clara, zerrissen zwischen der Bindung an den Vater und der Liebe zu Robert, Robert eindringlich, aber auch unsicher.
In den Liedern verstärkten sich die in den Briefen ausgedrückten Gefühle: Da erlebte man im den Abend eröffnenden Lied „Widmung“aus dem Liederkranz „Myrthen“, den Robert seiner Clara zur Hochzeit gewunden hatte, den jugendlichen Überschwang, den auch Anna Karmasin in ihre leuchtend bewegliche Sopranstimme zu legen vermag. In der weichen, samtig vollen Bassstimme von Thomas Stimmel klang dagegen die berührende Innigkeit von „Du bist wie eine Blume“. Abwechselnd spiegelten die beiden Stimmen das Auf und Ab der Beziehung, bald jubelnd, bald ernst, strömend, verinnerlicht.
Markus Kreul, der erfahrene Liedgestalter, trug die Stimmen durch Höhen und Tiefen. Bis sich in Claras Weihnachtsbrief aus dem Jahr 1838 ein „Hoffnungsstern“abzeichnete und sich die beiden Stimmen in „So wahr die Sonne scheinet“in schönster Weise mit dem Klavier verschmolzen, wurde das Publikum hineingezogen in eine romantische Traumwelt und dankte mit begeistertem Applaus.