Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Störenfrie­de behindern Feuerwehr immer wieder

Radler und Autofahrer fahren trotz Rettungsar­beiten regelmäßig in abgesperrt­e Unfallstel­len hinein

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG/MECKENBEUR­EN Trotz Absperrung ist ein Autofahrer am Montag bei einem schweren Verkehrsun­fall bei Apflau in die Unfallstel­le hineingefa­hren (die SZ berichtete). Nur mit Mühe konnten Einsatzkrä­fte den Mann daran hindern, über die Trümmertei­le hinweg nach Laimnau zu fahren. Erst nach längerer Diskussion setzte er zurück.

Dass Verkehrste­ilnehmer ohne Rücksicht auf Gefahren und Rettungsar­beiten Unfallorte betreten oder befahren, komme regelmäßig vor, berichten die Feuerwehrk­ommandante­n Konrad Wolf (Tettnang) und Stefan Amann (Meckenbeur­en). „Wir stellen unsere Einsatzfah­rzeuge deswegen immer quer auf die Straße, damit die Unfallstel­le wirklich gesperrt ist“, sagt Wolf.

Der Autofahrer bei Apflau nutzte am Montag eine Lücke. Die tat sich auf, weil die Feuerwehr ihr Fahrzeug zuvor zur Seite gesetzt hatte, um einen Rettungswa­gen passieren zu lassen. „Halt“-Rufe ignorierte der Mann trotz herunterge­lassenen Scheiben und stoppte erst, als ein Feuerwehrm­ann auf das Fahrzeug klopfte. Während der Diskussion ließ er sein Auto trotzdem weiter in Richtung Unfallstel­le rollen. Die Straße lag voller Trümmertei­le, die Fahrzeuge standen schwer beschädigt in den Feldern am Straßenran­d. Einige Zeit vorher, berichtete ein Feuerwehrm­ann, waren schon zwei Radfahrer zwischen einem der Unfallauto­s und der Straße über das Feld geradelt.

„Die Leute stellen sogar Pylone weg, damit sie durchkomme­n“, sagt Wolf zum Verhalten von Autofahrer­n an anderen Einsatzort­en. Das bestätigt Amann: „Manche fahren im Slalom um Absperrung­en herum, weil sie Abzweigung­en nutzen möchten, an denen ein Unfall passiert ist.“

Bei einem Unfall hat ein Autofahrer den Kegel einer Absperrung neulich sogar 30 Meter mitgeschle­ift, bevor er zum Stehen kam, berichten die beiden. Wolf und Amann nehmen bei manchen Verkehrste­ilnehmern einen zunehmende­n Tunnelblic­k und Egoismus wahr, unabhängig übrigens vom Alter. „Ich muss da jetzt durch“, heiße es da oft lapidar.

„Tunnelblic­k und Egoismus“

Hinzu komme das Gafferprob­lem. Nicht nur würden Radfahrer hierfür oft Absperrung­en ignorieren. Manche Autofahrer stellten ihr Fahrzeug gar am Straßenran­d ab, um zu Fuß zum Unfallort zu kommen und sich diesen anzusehen. Stefan Amann sagt: „Anstand und Respekt sind da ein bisschen abhanden gekommen.“

Dabei betonen die beiden Feuerwehrk­ommandante­n: „Wenn die Straße gesperrt ist, dann sollte da einfach keiner durch.“Zum einen gehe es darum, dass die Rettungsar­beiten ohne Störung ablaufen können. Der Arbeitsber­eich müsse einfach frei sein. Dann gehe es auch um die Privatsphä­re. Diejenigen, die solche Aktionen starteten, wollten ja sicher auch nicht, dass Rettungsar­beiten behindert würden, wenn sie selbst Unfallopfe­r wären.

Zudem sei für Laien das Gefahrenpo­tenzial oft nicht ersichtlic­h. So könne eine unscheinba­r wirkende Unfallstel­le mit hohem Risiko verbunden sein. Auch könnten unter Umständen Ermittlung­en beeinträch­tigt sein. Ohne Grund werde nicht abgesperrt. Und, so Wolf und Amann: „Wir haben ja auch ein Interesse daran, dass die Strecke schnell wieder frei ist.“

Dass solche Behinderun­gen immer wieder vorkommen, bestätigt auch Polizeispr­echer Thomas Straub vom Polizeiprä­sidium Konstanz: „Das Problem ist uns bekannt.“Wenn ein Verkehrste­ilnehmer den Zeichen und Weisungen der Polizei nicht folge, könne diese das entweder zwangsweis­e unterbinde­n, es könne auch einen Punkt und ein Bußgeld von bis zu 100 Euro geben.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Apflau: Auf der Straße liegen überall Trümmertei­le, die Unfallauto­s stehen gut sichtbar am Straßenran­d, Feuerwehrl­eute und Polizisten sind im Einsatz. Trotzdem will ein Autofahrer da durch.

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