Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Störenfriede behindern Feuerwehr immer wieder
Radler und Autofahrer fahren trotz Rettungsarbeiten regelmäßig in abgesperrte Unfallstellen hinein
TETTNANG/MECKENBEUREN Trotz Absperrung ist ein Autofahrer am Montag bei einem schweren Verkehrsunfall bei Apflau in die Unfallstelle hineingefahren (die SZ berichtete). Nur mit Mühe konnten Einsatzkräfte den Mann daran hindern, über die Trümmerteile hinweg nach Laimnau zu fahren. Erst nach längerer Diskussion setzte er zurück.
Dass Verkehrsteilnehmer ohne Rücksicht auf Gefahren und Rettungsarbeiten Unfallorte betreten oder befahren, komme regelmäßig vor, berichten die Feuerwehrkommandanten Konrad Wolf (Tettnang) und Stefan Amann (Meckenbeuren). „Wir stellen unsere Einsatzfahrzeuge deswegen immer quer auf die Straße, damit die Unfallstelle wirklich gesperrt ist“, sagt Wolf.
Der Autofahrer bei Apflau nutzte am Montag eine Lücke. Die tat sich auf, weil die Feuerwehr ihr Fahrzeug zuvor zur Seite gesetzt hatte, um einen Rettungswagen passieren zu lassen. „Halt“-Rufe ignorierte der Mann trotz heruntergelassenen Scheiben und stoppte erst, als ein Feuerwehrmann auf das Fahrzeug klopfte. Während der Diskussion ließ er sein Auto trotzdem weiter in Richtung Unfallstelle rollen. Die Straße lag voller Trümmerteile, die Fahrzeuge standen schwer beschädigt in den Feldern am Straßenrand. Einige Zeit vorher, berichtete ein Feuerwehrmann, waren schon zwei Radfahrer zwischen einem der Unfallautos und der Straße über das Feld geradelt.
„Die Leute stellen sogar Pylone weg, damit sie durchkommen“, sagt Wolf zum Verhalten von Autofahrern an anderen Einsatzorten. Das bestätigt Amann: „Manche fahren im Slalom um Absperrungen herum, weil sie Abzweigungen nutzen möchten, an denen ein Unfall passiert ist.“
Bei einem Unfall hat ein Autofahrer den Kegel einer Absperrung neulich sogar 30 Meter mitgeschleift, bevor er zum Stehen kam, berichten die beiden. Wolf und Amann nehmen bei manchen Verkehrsteilnehmern einen zunehmenden Tunnelblick und Egoismus wahr, unabhängig übrigens vom Alter. „Ich muss da jetzt durch“, heiße es da oft lapidar.
„Tunnelblick und Egoismus“
Hinzu komme das Gafferproblem. Nicht nur würden Radfahrer hierfür oft Absperrungen ignorieren. Manche Autofahrer stellten ihr Fahrzeug gar am Straßenrand ab, um zu Fuß zum Unfallort zu kommen und sich diesen anzusehen. Stefan Amann sagt: „Anstand und Respekt sind da ein bisschen abhanden gekommen.“
Dabei betonen die beiden Feuerwehrkommandanten: „Wenn die Straße gesperrt ist, dann sollte da einfach keiner durch.“Zum einen gehe es darum, dass die Rettungsarbeiten ohne Störung ablaufen können. Der Arbeitsbereich müsse einfach frei sein. Dann gehe es auch um die Privatsphäre. Diejenigen, die solche Aktionen starteten, wollten ja sicher auch nicht, dass Rettungsarbeiten behindert würden, wenn sie selbst Unfallopfer wären.
Zudem sei für Laien das Gefahrenpotenzial oft nicht ersichtlich. So könne eine unscheinbar wirkende Unfallstelle mit hohem Risiko verbunden sein. Auch könnten unter Umständen Ermittlungen beeinträchtigt sein. Ohne Grund werde nicht abgesperrt. Und, so Wolf und Amann: „Wir haben ja auch ein Interesse daran, dass die Strecke schnell wieder frei ist.“
Dass solche Behinderungen immer wieder vorkommen, bestätigt auch Polizeisprecher Thomas Straub vom Polizeipräsidium Konstanz: „Das Problem ist uns bekannt.“Wenn ein Verkehrsteilnehmer den Zeichen und Weisungen der Polizei nicht folge, könne diese das entweder zwangsweise unterbinden, es könne auch einen Punkt und ein Bußgeld von bis zu 100 Euro geben.