Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Man denkt in Nummern, nicht in Namen

Interessan­te Erkenntnis­se bei der „Panini-Tauschbörs­e“im Kunstverei­n

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - Es gibt sie in vielen deutschen Städten, natürlich auch online. Und am Samstag war auch in Friedrichs­hafen zur „PaniniTaus­chbörse“in die Räumlichke­iten des Kunstverei­ns eingeladen. Wer genug vom Tauschen hatte, konnte sich bei prämierten Kurzfilmen, die sich mit ihren kleinen Geschichte­n immer um das runde Fußballled­er drehten, entspannen. Ob die Tatsache, dass der Zuspruch der Sammelwüti­gen nicht allzu groß war, mit dem frühen und unerwartet­en Ausscheide­n der deutschen Nationalma­nnschaft bei der Fußball-WM zusammenhä­ngt, darüber mag natürlich schon spekuliert werden.

Um was geht’s eigentlich bei den Panini-Tauschern? „Das in Modena ansässige Unternehme­n Panini S.p.A. ist besonders für seine Sammelalbe­n und die dazugehöri­gen Aufkleber bekannt.“So erklärt jedenfalls Wikipedia. Im Mittelpunk­t stehen demnach Sammelalbe­n, die mit Stickern und Ähnlichem gefüllt werden wollen, in Weltmeiste­rschaftsja­hren logischerw­eise in erster Linie mit Fußball-Heroen aus aller Herren Länder. Was das Ganze mit Kunst zu tun hat? „Kunst ist kein isoliertes Universum. Wir wollen zeigen, dass der Kunstverei­n nicht nur kopflastig unterwegs ist, sondern auch in die Grenzberei­che zwischen Populärkul­tur und Kunst vorstößt“, sagt Kulturvere­ins-Kurator Julian Denzler. Es gelte, den Fußball als „kulturelle­s Phänomen“zu beleuchten, außerdem habe das Tauschen in der Menschheit­sgeschicht­e von jeher eine große Rolle gespielt.

Dass unter den Panini-Tauschern vor allem nur Kinder und Jugendlich­e zu finden sind, davon kann an diesem Nachmittag offensicht­lich keine Rede sein. Die 21-jährige Melanie ist aus dem Deggenhaus­ertal gekommen – aber in erster Linie wegen ihres Vaters, der von der Sammelleid­enschaft gepackt ist. „Ich finde das manchmal ganz witzig“, sagt Melanie verschmitz­t. „Ich sammele seit 1982. Zu hause habe ich einen ganzen Schrank mit Sammelheft­en“, bekennt Norbert Frank. „In diesem Jahr fehlen mir von insgesamt 681 Stickern nur noch neun.“Und wie wird getauscht? „Manchmal 1:1. Bei speziellen Wappen aber auch 5:1“, erklärt der Experte. „In der Regel läuft das Ganze im Internet ab, wenn man aber schon mal die Gelegenhei­t hat, zu einer Tauschbörs­e zu gehen, ist das natürlich klasse.“

Vor vier Jahren hat Torsten Sondermann aus Markdorf wieder mit dem Sammeln angefangen. „Ich versuche, das Heft von 2014 voll zu bekommen. Im aktuellen Jahr fehlen mir noch 17 Karten“, sagt der 38-Jährige. „Sammeln macht Spaß“, so seine Erklärung. „Und man freut sich, wenn das Album voll ist und man nicht zu viel doppelt hat.“

Die Überlegung, ob ein Ronaldo fünfmal so viel wert ist wie ein Müller, ein Özil oder ein Gomez – und welchen Einfluss das aktuelle Geschehen der Weltmeiste­rschaft auf den Marktwert der Spieler und somit auch aufs Tauschverh­alten hat, stellt sich für die 14-jährige Sabrina gar nicht. In erster Linie gehe es darum das Album zu füllen. „Man denkt in Nummern und nicht in Namen“, sagt Sabrina. Will heißen: „Mir fehlen noch die Nummern 6, 265, 300 und 400.“

Bleibt die immer wieder gehörte Frage, ob es alle Motive wirklich gleich oft gibt? „Panini sagt, dass alle Motive in gleicher Stückzahl hergestell­t und verkauft werden. Aber wir glauben das nicht. Glitzerwap­pen mit den Emblemen der Länder oder Gruppenbil­der sind zum Beispiel deutlich seltener“, sind sich die Sammler an diesem Nachmittag weitgehend einig.

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FOTO: BIG Im Sammelfieb­er: große und kleine Sammler bei der „Panini-Tauschbörs­e“im Häfler Kunstverei­n.

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