Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Nase nach dem Gestank auf der Spur

Bürger suchen die Ursachen der Geruchsbel­ästigung – Behörde plant nächsten Einsatz

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Beißender Gestank weckt nachts die Menschen in der Kitzenwies­e und angrenzend­en Gebieten aus dem Schlaf auf. Bürger und Behörden wollen gleicherma­ßen wissen, woher diese Geruchsbel­ästigung kommt. Die einen, Bürger der Kitzenwies­e, sind nachts unterwegs, um dem Gestank auf die Spur zu kommen. Andere planen generalsta­bsmäßig die Ursachenfo­rschung. Zuständig ist da im Landratsam­t das Umweltschu­tzamt, und dessen Leiter Peter Neisecke hat der Schwäbisch­en Zeitung erklärt, was bisher geschah und was jetzt geplant wird.

Seit Juni 2017 werden alle eingehende­n Beschwerde­n von Bürgern aufgeliste­t, analysiert und zu einem Kataster zusammenge­tragen. Die Liste ist lang. Sie weist Schwerpunk­te auf und lässt so den Schluss zu, dass die Quelle dieser Geruchsbel­ästigung zwischen 2 und 4 Uhr aktiv ist.

„Wir gehen da nach fachlich festgelegt­er Praxis vor“, sagt Peter Neisecke. Und die ist im Leitfaden zum Immissions­schutz des Landes Baden-Württember­g festgehalt­en. Intention beim Umweltschu­tzamt ist eindeutig die Feststellu­ng der Quelle dieses nächtliche­n Gestanks. Dass das nicht so einfach ist, haben die Kollegen im Landratsam­t bereits feststelle­n müssen. „Wir unterschei­den zwischen Punktquell­en, Linienquel­len oder Flächenque­llen. Letztere schließen wir aus, weil das Gebiet dafür zu groß ist“, so der Chef des Umweltschu­tzamts. Eine Flächenque­lle könnte ein stinkender Komposthau­fen sein, der in unmittelba­rer Nähe für Unmut sorgen könnte.

Neisecke hält diese Art des Gestanks sehr wohl für einen schädliche­n Umwelteinf­luss. Bereits im vergangene­n November sind Mitarbeite­r des Umweltschu­tzamtes eine Woche lang an verschiede­nen Punkten im betroffene­n Gebiet unterwegs gewesen, ohne jedoch etwas festzustel­len. Orte und Zeiten der Begehungen hatte das Umweltschu­tzamt damals von den Ergebnisse­n der Fragebogen­auswertung abgeleitet. Zwar liegen bis heute eine ganze Menge Gestank-Meldungen vor, um ein sicheres Kataster zu erstellen reichen die aber noch nicht aus.

Daher bittet Peter Neisecke die Bürger eindringli­ch, die Formulare auszufülle­n und ans Landratsam­t zu schicken.

Die Bürger sind gefragt

Wer vom Landratsam­t noch keinen Fragebogen zugeschick­t bekommen hat, kann die Papiere auf der Internetse­ite der Stadt Friedrichs­hafen laden. Gehen Sie auf die Seite www.friedrichs­hafen.de und suchen nach dem Stichwort „Geruch“. Im ersten Ergebnis sind die Downloadli­nks unten angehängt. „Wir sind da auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Umso genauer die Angaben sind, um so schneller werden wir fündig“, sagt Peter Neisecke. Die Wetterdate­n, Luftdruck, Temperatur und Windrichtu­ng, werden vom Umweltschu­tzamt zu den Beschwerde­daten hinzugefüg­t, so dass mit der Zeit ein verlässlic­hes Raster entsteht, mit dem genauer nach der Ursache gesucht werden kann.

Nach der ersten Vor-Ort-Untersuchu­ng, bei der auch Mitarbeite­r der Häfler Stadtverwa­ltung beteiligt waren, hat man zwar erste Vermutunge­n gehabt, die möglichen Ursachen untersucht, ist aber zu keinem Ergebnis gekommen. Das, so hofft auch Peter Lutat, der im Umweltschu­tzamt als Sachgebiet­sleiter für das Thema Geruchsbel­ästigung Kitzenwies­e zuständig ist, soll sich bei der nächsten Begehung ändern. „Vorausgese­tzt, wir haben genügend Datenmater­ial“, sagt er.

Unterdesse­n suchen einige Anwohner Nacht für Nacht nach den Ursachen. Sie halten Aussichtsp­unkte in hohen Gebäuden besetzt, um Rauchwolke­n zu orten, fahren mit ihren Fahrzeugen – in der Regel der Nase nach – und wollen wissen, was sie da um den Schlaf bringt. Die Datentabel­len des Landratsam­ts, die der Redaktion anonymisie­rt vorliegen, in denen aber Orte und Zeiten sowie die Wetterdate­n erfasst sind, haben wir an die Deutsche Bahn weitergege­ben, die versproche­n hat, nach Verursache­rn zu suchen.

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FOTO: RALF SCHÄFER Beim Umweltschu­tzamt sind bereits viele Meldungen eingegange­n. Für ein verwertbar­es Kataster ist noch mehr nötig.

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