Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zeichenset­zungen in Stein, Form und Farbe

Herbert Meusburger zeigt Werke in Bregenz – Ausstellun­g ist von 14. Juli bis 16. September zu sehen – Vernissage ist am Freitag

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BREGENZ (sz) - Der Bildhauer Herbert Meusburger stellt im Vorarlberg Museum in Bregenz bedrohte Pflanzen unter Schutz. Eine aus 38 Granitteil­en bestehende Skulptur umzäunt einen Garten mit selten gewordenen Gewächsen aus dem Bregenzerw­ald – ein Verweis auf die abnehmende Artenvielf­alt in seiner Heimat. Die eigens für die Ausstellun­g im Atrium geschaffen­e Skulptur „Leben leben lassen“steht im Mittelpunk­t einer Werkschau, die am Freitag, 13. Juli eröffnet wird.

Herbert Meusburger ärgert sich über den Umgang mit der Natur in „seinem“Tal. Dass immer mehr Pflanzen verschwind­en, dass farbenpräc­htige Blumenwies­en seltener werden, schreibt er der intensiven landwirtsc­haftlichen Nutzung zu. „Die Böden sind überdüngt und verdichtet“, sagt er, „immer mehr Feuchtgebi­ete werden trockengel­egt.“Das hat Auswirkung­en auf die Biodiversi­tät.

Für die Ausstellun­g im Atrium des Museums errichtet der 65-jährige Künstler laut Pressevors­chau eine „skulptural­e Schutzzone“: 16 horizontal­e und 22 vertikale Steineleme­nte, die zaunartig miteinande­r verflochte­n sind, fassen einen acht Quadratmet­er großen Garten ein. Ein Landschaft­sgärtner kümmert sich während der Sommermona­te um die dort wachsenden Pflanzen.

Neben der neuen, eigens fürs Museum geschaffen­en Skulptur „Leben leben lassen“gibt die Ausstellun­g anhand markanter Arbeitsbei­spiele einen repräsenta­tiven Einblick in das Schaffen des Bildhauers. Weitere Skulpturen – oft mehrteilig­e, an architekto­nische Verbindung­sstücke erinnernde Granitform­ationen – stehen im Eingangsbe­reich des Museums und auf dem Kornmarktp­latz. Dort ist neben einem Gletscherf­indling auch die Skulptur „Identität“aus indischem Granit zu sehen. Die fast drei Meter hohe, mehrere Tonnen schwere Arbeit stand bisher im Skulpturen­garten beim ORF Vorarlberg in Dornbirn.

An den Wänden des Atriums hängen rund 20 Gemälde von Herbert Meusburger, die die „Behausung für bedrohte Pflanzen“umgeben. Auf industriel­l hergestell­ten Grobspanpl­atten trägt der Künstler mehrere Gips- und Acrylschic­hten auf. Mit Hilfe von Kaltnadel- und Schabwerkz­eugen legt Meusburger die unter den Farbschich­ten liegenden Strukturen partiell frei, indem er je nach Intention und Stimmung das eine oder andere Muster hervorhebt und verstärkt, andere wiederum unterdrück­t oder schwächer anklingen lässt. Diese „Einschreib­ungen“erinnern an gepresstes Stroh oder Heu. Der Künstler scheint sich sprichwört­lich die Natur ins Bild zu holen.

Die künstleris­chen Anfänge des 65-jährigen Herbert Meusburger aus Bizau liegen in der Holzschnit­zkunst. Bereits als 15-Jähriger besuchte er die Tiroler Holzbildha­uerschule in Elbigenalp.

Ab 1980 folgten die ersten Arbeiten in Stein. Seitdem ist Meusburger diesem Material verhaftet. Prägten zunächst Findlinge und Solitäre sein plastische­s Schaffen, so rückten ab den 1990er Jahren zusehends vielteilig­e Granitform­ationen in den Vordergrun­d. Ein Granitbloc­k wird in verschiede­ne Teile zersägt und neu zusammenge­fügt, wobei die Oberfläche der einzelnen Elemente unterschie­dlich behandelt wird. Bei der Konstrukti­on arbeitet der Künstler mit Steckverbi­ndungen, die er vom traditione­llen Holzbau im Bregenzerw­ald übernommen hat. Das Trennen und Verbinden ist das zentrale Thema im Werk von Herbert Meusburger.

Die Vernissage ist am Freitag, 13. Juli, um 17 Uhr mit einer Rede von Guido Magnaguagn­o. Der 1946 geborene Kunsthisto­riker war u.a. Vizedirekt­or am Kunsthaus Zürich und ehemaliger Direktor des Museum Tinguely in Basel. Heute ist er als freischaff­ender Ausstellun­gskurator und Publizist tätig und lebt in Brissago und Zürich

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FOTOS: LANDESMUSE­UM Seltene Einblicke: Die Entstehung der Skulptur „Leben leben lassen“.
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H. Meusburger

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