Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nicht alle jubeln über frühen WM-Ausstieg
Sportgeschäfte reduzieren Trikots - Gastronome sind unzufrieden mit Geschäft bei Public Viewings
FRIEDRICHSHAFEN - Der Fußballweltmeister ist raus und die deutschen Fans sind frustriert. Das heißt aber nicht, dass für die Häfler der Wettbewerb vorbei ist. Sportgeschäfte machen mit der WM ein gutes Geschäft. Doch für einige Gastronomen ist das jähe Ende für die deutsche Mannschaft eine Enttäuschung – sie haben viel investiert.
Die WM hat sich bisher gelohnt. Zumindest für die Geschäfte, die Fanartikel verkauft haben. Eines davon ist Trend Sport. Geschäftsführer Udo Dewald ist zufrieden. Er habe bis zu dem Spiel der Deutschen gegen Südkorea fast alle Trikots der Nationalelf verkauft. Die Trikots, die in einer Nachlieferung angekommen seien, werden nun reduziert angeboten. Aber nicht nur die Trikots der Nationalmannschaft waren begehrt. „Serbien und Kroatien waren sehr beliebt bei den Fans und schnell ausverkauft“, sagt er. Als Grund sieht er die vielfältigen Nationen, die in Friedrichshafen vertreten sind und deren Mannschaften immer noch bei der Weltmeisterschaft mitspielen.
Ähnlich lief es bei Intersport im Bodensee-Center. Schon vor dem ersten Deutschlandspiel seien fast alle Trikots der Mannschaft verkauft worden. „Wir waren sogar kurzzeitig ausverkauft“, sagt Mitarbeiter Lucas Neubauer. Vom frühzeitigen Aus der Nationalmannschaft wurde er nicht überrascht. Er konnte Trikots kurzfristig in kleinen Mengen bestellen, weshalb nun keine großen Mengen zum Ladenhüter mutieren können. Aber auch dort sollen die T-Shirts reduziert werden. Was wiederum keine Probleme mache, seien die kleineren Fanartikel wie Schals oder Autofahnen. Diese seien zeitlos und Neubauer könne sie bei der nächsten WM wieder verkaufen. Er bleibt optimistisch für das nächste Turnier. Der Plan ist es, wieder in einem ähnlichen Umfang wie dieses Jahr die Trikots und Fanartikel zu verkaufen.
Aber nicht jeder Laden in Friedrichshafen hat von der WM profitiert. „Wir verkaufen seit 2014 keine WM-Artikel mehr“, sagt Julius Walser, Verkäufer bei Sport Trapp. Bei ihnen lohne sich das Geschäft mit den Trikots und Fanartikel nicht mehr wirklich, da der Bedarf schon durch die anderen Geschäfte in Friedrichshafen gedeckt sei. Die Trikots, die vereinzelt im Laden hängen, seien noch Überbleibsel von vergangenen Turnieren. Das Einzige, was sie zur WM verkauft haben, seien Fußbälle.
Fußballfieber hält an
Das Geschäft mit dem Fußball läuft nicht nur in den Häfler Sportläden. Auch bei einigen Gastronomen geht das Fußballfieber trotz des Ausscheidens von Deutschland weiter. Sie zeigen die Spiele – oder zumindest einen Teil davon – weiterhin bei Public Viewings. So auch im Lammgarten. Dort feierten am Mittwoch, dem Tag, an dem Deutschland im Achtelfinale hätte spielen können, die Fans der brasilianischen Mannschaft ihren Sieg. Sie tanzten, lachten und fieberten mit den Spielern auf ANZEIGE der Leinwand mit. „Die Stimmung hier ist immer noch gut. Beim Spiel Kroatien gegen Dänemark war alles voll“, sagt Betreiber Thomas Vogt. Die WM hat sich für sein Geschäft gelohnt. Er will bis zum Finale die Spiele übertragen.
Auch im Café Rathaus ist die WM noch im vollen Gange. Dort werden alle Spiele übertragen. Jedoch sind nur die Spiele ab
20 Uhr auf der Leinwand zu sehen, ab 16 Uhr sei es draußen noch zu hell. Petros Parganas, Geschäftsführer des
Cafés, ist enttäuscht vom Abschneiden der deutschen Mannschaft. Trotzdem sei sein Lokal bei den Spielen noch gut besucht. Für ihn ist die WM noch nicht vorbei. „Die WM besteht ja nicht nur aus Deutschland, sie geht trotzdem weiter“, sagt Parganas. Er sehe keinen Grund, weitere Spiele nicht zu übertragen. Schon seit 2014 wird im Café Rathaus Public Viewing ausgerichtet und bisher sei er damit immer zufrieden gewesen. Der Plan ist es, bei
„Die WM besteht nicht nur aus Deutschland, sie geht ja trotzdem weiter.“
kommenden Turnieren Public Viewings zu veranstalten.
Es gibt aber auch unzufriedene Gastronomen. Zu ihnen gehören die die Betreiber des Club Metropol im Fallenbrunnen. Sie hatten zur WM extra eine Leinwand gemietet, um die drei Spiele der deutschen Nationalmannschaft zu übertragen. Gehofft hatten sie, dass Deutschland länger beim Wettbewerb dabei ist und sie so mehr Spiele zeigen können. Mit der Resonanz der drei Deutschlandspiele waren sie sehr zufrieden. „Die Übertragungen wurden bei uns gut besucht, aber der Aufwand, auch unter der Woche zu öffnen, hat sich für nur drei Spiele leider nicht gelohnt“, sagt Philip Steur, Eventmanager beim Club Metropol. Ebenso haben sie Gebühren an die FIFA zahlen müssen, um die Spiele übertragen zu dürfen. Ob sei bei der nächsten WM wieder ein Public Viewing veranstalten, wissen sie noch nicht. Petros Parganas