Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nicht alle jubeln über frühen WM-Ausstieg

Sportgesch­äfte reduzieren Trikots - Gastronome sind unzufriede­n mit Geschäft bei Public Viewings

- Von Jan Andreas Probst

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Fußballwel­tmeister ist raus und die deutschen Fans sind frustriert. Das heißt aber nicht, dass für die Häfler der Wettbewerb vorbei ist. Sportgesch­äfte machen mit der WM ein gutes Geschäft. Doch für einige Gastronome­n ist das jähe Ende für die deutsche Mannschaft eine Enttäuschu­ng – sie haben viel investiert.

Die WM hat sich bisher gelohnt. Zumindest für die Geschäfte, die Fanartikel verkauft haben. Eines davon ist Trend Sport. Geschäftsf­ührer Udo Dewald ist zufrieden. Er habe bis zu dem Spiel der Deutschen gegen Südkorea fast alle Trikots der Nationalel­f verkauft. Die Trikots, die in einer Nachliefer­ung angekommen seien, werden nun reduziert angeboten. Aber nicht nur die Trikots der Nationalma­nnschaft waren begehrt. „Serbien und Kroatien waren sehr beliebt bei den Fans und schnell ausverkauf­t“, sagt er. Als Grund sieht er die vielfältig­en Nationen, die in Friedrichs­hafen vertreten sind und deren Mannschaft­en immer noch bei der Weltmeiste­rschaft mitspielen.

Ähnlich lief es bei Intersport im Bodensee-Center. Schon vor dem ersten Deutschlan­dspiel seien fast alle Trikots der Mannschaft verkauft worden. „Wir waren sogar kurzzeitig ausverkauf­t“, sagt Mitarbeite­r Lucas Neubauer. Vom frühzeitig­en Aus der Nationalma­nnschaft wurde er nicht überrascht. Er konnte Trikots kurzfristi­g in kleinen Mengen bestellen, weshalb nun keine großen Mengen zum Ladenhüter mutieren können. Aber auch dort sollen die T-Shirts reduziert werden. Was wiederum keine Probleme mache, seien die kleineren Fanartikel wie Schals oder Autofahnen. Diese seien zeitlos und Neubauer könne sie bei der nächsten WM wieder verkaufen. Er bleibt optimistis­ch für das nächste Turnier. Der Plan ist es, wieder in einem ähnlichen Umfang wie dieses Jahr die Trikots und Fanartikel zu verkaufen.

Aber nicht jeder Laden in Friedrichs­hafen hat von der WM profitiert. „Wir verkaufen seit 2014 keine WM-Artikel mehr“, sagt Julius Walser, Verkäufer bei Sport Trapp. Bei ihnen lohne sich das Geschäft mit den Trikots und Fanartikel nicht mehr wirklich, da der Bedarf schon durch die anderen Geschäfte in Friedrichs­hafen gedeckt sei. Die Trikots, die vereinzelt im Laden hängen, seien noch Überbleibs­el von vergangene­n Turnieren. Das Einzige, was sie zur WM verkauft haben, seien Fußbälle.

Fußballfie­ber hält an

Das Geschäft mit dem Fußball läuft nicht nur in den Häfler Sportläden. Auch bei einigen Gastronome­n geht das Fußballfie­ber trotz des Ausscheide­ns von Deutschlan­d weiter. Sie zeigen die Spiele – oder zumindest einen Teil davon – weiterhin bei Public Viewings. So auch im Lammgarten. Dort feierten am Mittwoch, dem Tag, an dem Deutschlan­d im Achtelfina­le hätte spielen können, die Fans der brasiliani­schen Mannschaft ihren Sieg. Sie tanzten, lachten und fieberten mit den Spielern auf ANZEIGE der Leinwand mit. „Die Stimmung hier ist immer noch gut. Beim Spiel Kroatien gegen Dänemark war alles voll“, sagt Betreiber Thomas Vogt. Die WM hat sich für sein Geschäft gelohnt. Er will bis zum Finale die Spiele übertragen.

Auch im Café Rathaus ist die WM noch im vollen Gange. Dort werden alle Spiele übertragen. Jedoch sind nur die Spiele ab

20 Uhr auf der Leinwand zu sehen, ab 16 Uhr sei es draußen noch zu hell. Petros Parganas, Geschäftsf­ührer des

Cafés, ist enttäuscht vom Abschneide­n der deutschen Mannschaft. Trotzdem sei sein Lokal bei den Spielen noch gut besucht. Für ihn ist die WM noch nicht vorbei. „Die WM besteht ja nicht nur aus Deutschlan­d, sie geht trotzdem weiter“, sagt Parganas. Er sehe keinen Grund, weitere Spiele nicht zu übertragen. Schon seit 2014 wird im Café Rathaus Public Viewing ausgericht­et und bisher sei er damit immer zufrieden gewesen. Der Plan ist es, bei

„Die WM besteht nicht nur aus Deutschlan­d, sie geht ja trotzdem weiter.“

kommenden Turnieren Public Viewings zu veranstalt­en.

Es gibt aber auch unzufriede­ne Gastronome­n. Zu ihnen gehören die die Betreiber des Club Metropol im Fallenbrun­nen. Sie hatten zur WM extra eine Leinwand gemietet, um die drei Spiele der deutschen Nationalma­nnschaft zu übertragen. Gehofft hatten sie, dass Deutschlan­d länger beim Wettbewerb dabei ist und sie so mehr Spiele zeigen können. Mit der Resonanz der drei Deutschlan­dspiele waren sie sehr zufrieden. „Die Übertragun­gen wurden bei uns gut besucht, aber der Aufwand, auch unter der Woche zu öffnen, hat sich für nur drei Spiele leider nicht gelohnt“, sagt Philip Steur, Eventmanag­er beim Club Metropol. Ebenso haben sie Gebühren an die FIFA zahlen müssen, um die Spiele übertragen zu dürfen. Ob sei bei der nächsten WM wieder ein Public Viewing veranstalt­en, wissen sie noch nicht. Petros Parganas

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FOTO: JAN ANDREAS PROBST Die brasiliani­schen Fans feiern ihren Sieg beim Achtelfina­le der WM im Lammgarten.
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FOTO: JP Die letzten WM-Hemden, die Sport Trapp noch verkauft.

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