Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Was Schlesien und den Bodensee verbindet
„Adler über Schlesien“– Eine Wanderausstellung als Brücke zur Völkerverständigung
FRIEDRICHSHAFEN - „Adler über Schlesien“heißt die Wanderausstellung, die zurzeit in der Sparkasse Bodensee gastiert. Bis Donnerstag, 2. August, ist sie im Foyer in der Charlottenstraße zu sehen. Ereignisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte Oberschlesiens sind auf großen Schautafeln vom Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen zusammengestellt worden. Die Wanderausstellung hat bereits einige Stationen hinter sich und ist jetzt am Bodensee angekommen.
Neben Bürgermeister Andreas Köster begrüßten der erste Orts- und Kreisvorsitzende der „Landsmannschaft der Oberschlesier“, Gregor Thomen und Professor Elmar Wilczek, als Gastredner über Schlesien und die Gemeinsamkeiten zur Bodenseeregion. „Davon gibt es viele“, sagt der Ingenieur, der bei Dornier als Entwicklungsleiter für die Flugbootentwicklung gearbeitet hat und in diesem Spezialgebiet an der Uni Aachen lehrt. Die Liebe zu Schlesien ist ihm in die Wiege gelegt worden, da seine Vorfahren aus diesem Landesteil stammen: „Aber ich habe erst heute so richtig verstanden, welche Möglichkeiten dieses Land bietet“, gesteht er in seiner Rede. Es sei ein wundervoller Fleck Erde und die Ausstellung verstehe er als einen weiteren Brückenschlag zu den Menschen die dort leben.
Vom „Roten Baron“
Heute zählt Schlesien zu Polen, „aber auch dort wollen die Menschen den Kontakt zu uns vertiefen“, sagt er aus eigener Erfahrung. Die Verbindung zwischen dem Bodensee und Schlesien werde in dieser Ausstellung deutlich. In beiden Regionen haben Luftfahrtpioniere ihre Träume Wirklichkeit werden lassen. Hier sei es der Graf Zeppelin gewesen und Schlesien habe eine große Anzahl begnadeter Flieger hervorgebracht, der bekannteste unter ihnen ist Manfred von Richthofen, bekannt als der „Rote Baron“. Den schlesischen Piloten und ihrem Lebenswerk ist ein Großteil der Ausstellung gewidmet. Darunter auch Hanna Reitsch, eine der ersten Testpilotinnen überhaupt. Aber nicht nur im motorisierten Flug hat Schlesien Geschichte geschrieben. Neben dem Riesengebirge entstand nach dem Ersten Weltkrieg die Segelflugschule Grunau. Das Segelflugzeug mit dem Namen „Grunau Baby“wurde von Edmund Schneider entwickelt und gebaut. Das Baby hat den Namen Grunaus in die Welt hinausgetragen.
In der Ausstellung sind viele Aspekte des Fliegens berücksichtigt worden. Der Motorbau in Breslau, die Geburtsstunde des Segelfliegens, Schlesien als Heimat der Luftbildfotografie, die ersten Luftpostzentren, der Luftkrieg über Schlesien bis zur heutigen Luftfahrt. Die Zäsur in Sachen schlesischer Fliegerei brachte der Zweite Weltkrieg mit sich und der zivile Luftverkehr kam erst zögerlich wieder in Gang.
Eine informative Ausstellung, die zu den Öffnungszeiten der Sparkasse besichtigt werden kann. Auch Andreas Köster sieht die Wanderausstellung als Brücke und Sinnbild zur Völkerverständigung. Vielleicht seien daraus Netzwerke und auch Freundschaften entstanden, ein wichtiger Aspekt in dieser Ausstellung, denn „gerade in der heutigen Zeit, in der das gemeinsame Europa zusehends in der Kritik steht, ist es umso wichtiger, dass die Menschen in Kontakt treten“, schließt er.
Die Ausstellung ist noch bis 2. August zu sehen.