Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Es beginnt an der Wursttheke

- Von Erich Nyffenegge­r e.nyffenegge­r@schwaebisc­he.de

Für ein bisschen Bequemlich­keit im Alltag die Meere und fast alles, was darin kreucht und fleucht aufs Spiel setzen, weil Plastik so wunderbar praktisch sein kann – das wollen wir nicht. Diesen Schluss lassen die Ergebnisse der Naturbewus­stseinsstu­die zu, die Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) am Freitag vorgestell­t hat. 94 Prozent der Befragten offenbaren, dass ihnen das Artensterb­en im Meer als großes oder sehr großes Problem unter den Nägeln brennt. Einzig die Verunreini­gung der Ozeane durch Plastikmül­l macht den Deutschen noch größere Sorgen. Aber was hat das alles mit uns zu tun, die wir nicht am Meer wohnen und zu den fleißigste­n Müllsortie­rern zählen und nur wenig von dem, was da schwimmt, von uns kommt?

Ein bedeutende­r Teil der zum Beispiel von uns feinsäuber­lich gereinigte­n und brav gesammelte­n Joghurtbec­her wird am Ende doch der thermische­n Verwertung zugeführt, wie Müllverbre­nnung beschönige­nd heißt. Und unser Lebensstil dient wie nie zuvor anderen Ländern, die erst dabei sind, einen westlichen geprägten Wohlstand zu entwickeln, als Vorbild und deren Plastikabf­älle nehmen einen anderen Weg – oft ins Meer. Es ist schon absurd, im Supermarkt geschälte Bananen in Kunststoff kaufen zu können. Schließlic­h gibt es für eine Banane keine bessere Verpackung als eine Bananensch­ale. Deshalb gilt es jetzt unbedingt, solchen Nonsens nicht in andere Gesellscha­ften zu tragen. Gemeint sind Länder, die noch die Möglichkei­t haben, Fehler, die wir gemacht haben, von vornherein zu vermeiden.

Wenn unser Umgang mit Plastik den westlichen Lebensstil mitprägt, den so viele auf der Welt anstreben, dann hat der Unratstrud­el im Meer eben doch etwas mit uns zu tun. Er bleibt groß und wächst weiter, wenn wir uns nicht bei jedem Einkauf die Frage stellen, ob wir wirklich einzeln für sich eingeschwe­ißte Saitenwürs­tle kaufen müssen. Oder ob es nötig ist, dass wir unsere Haare mit Mikroplast­ik im Shampoo waschen. Das klingt mühsam. Aber wenn uns die Meere wirklich so wichtig sind, wie die Studie nahelegt, müssen wir etwas für sie tun. Sonst haben wir saubere Ozeane auch nicht verdient.

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