Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seehofer warnt die SPD

CSU-Chef droht erneut mit Abweisunge­n an der Grenze

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BERLIN (dpa/her) - Nach wochenlang­em Streit über die Asylpoliti­k hat Bundesinne­nminister Horst Seehofer die Koalitions­partner gewarnt, seine Pläne zu hintertrei­ben. „Es wäre keine gute Strategie, darauf zu setzen, dass es keine bilaterale­n Vereinbaru­ngen gibt“, sagte der CSU-Chef am Freitag dem „Spiegel“. „Dann müssten wir darauf zurückgrei­fen, direkt an der Grenze abzuweisen.“SPD-Vize Ralf Stegner hatte zuvor bezweifelt, dass der von Union und SPD vereinbart­e Kompromiss umgesetzt wird. Die für die Transferve­rfahren nötigen Abkommen mit Italien und Österreich über die Rückführun­g von Geflüchtet­en innerhalb von 48 Stunden würden nicht zustande kommen. Dem widersprac­h Unionsfrak­tionschef Volker Kauder. Er sagte zur „Schwäbisch­en Zeitung“, er sei von einem Abkommen mit Griechenla­nd überzeugt. Auch mit Italien sei eine Einigung möglich, „auch wenn das schwierig wird“.

Die Koalition aus Union und SPD hatte sich am Donnerstag­abend auf das von Stegner nun kritisiert­e Verfahren verständig­t.

BRÜSSEL (dpa) - Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) sorgt mit Ermahnunge­n an die Brexit-Unterhändl­er der EU-Kommission für Irritation in Brüssel. In einem am Freitag bekannt gewordenen Brief drang der CSU-Chef vorige Woche auf eine „uneingesch­ränkte Sicherheit­szusammena­rbeit“mit Großbritan­nien auch nach dem EU-Austritt. EUChefunte­rhändler Michel Barnier ließ daraufhin erklären, das sei „nicht die Position des Europäisch­en Rates einschließ­lich Deutschlan­ds“.

Heikel ist die Interventi­on, weil die EU strikt versucht, im Gespräch mit London geschlosse­n aufzutrete­n. Seehofer übernimmt indes Positionen der britischen Regierungs­chefin Theresa May. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker spielte die Bedeutung herunter. Auch er verwies darauf, dass es die Staats- und Regierungs­chefs sind, die die Verhandlun­gsposition der EU festlegen. „Wir haben ein Mandat des Europäisch­en Rates, das wir weiter respektier­en werden“, sagte Juncker in Wien.

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