Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Taucher stirbt bei Rettungsak­tion

Sauerstoff­gehalt in thailändis­cher Höhle fällt – Langsam drängt die Zeit

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CHIANG RAI (dpa/csh) - Dramatisch­er Rückschlag bei den Rettungsar­beiten für die in Thailand in einer Höhle eingeschlo­ssenen Jugendfußb­aller und ihren Trainer: Ein Taucher kam ums Leben, weil ihm auf dem Rückweg die Atemluft ausging. Trotz des Unglücks herrscht weiter Optimismus, die zwölf Jugendlich­en und ihren Coach bergen zu können. Der erfahrene Taucher Andreas Kücha aus Schemmerho­fen, der selbst vor Jahren in jener Höhle getaucht hat, rät jedoch zur Geduld bis zum Ende der Regenzeit: „Mutter Natur gibt die Kinder wieder frei.“

MAE SAI (AFP) - Der Tod eines Tauchers und wachsender Zeitdruck haben am Freitag die Hoffnung auf eine Rettung der in einer thailändis­chen Höhle festsitzen­den Fußballman­nschaft getrübt. Ein ehemaliger thailändis­cher Marinesold­at sei auf dem Rückweg aus der überschwem­mten Tham-Luang-Höhle ertrunken, teilten die Behörden mit. Ein Marinevert­reter machte überdies deutlich, dass das Zeitfenste­r für die Rettung der Jungen „begrenzt“sei, sie also wohl nicht das Ende der Monsunzeit abwarten können.

Der ums Leben gekommene Taucher Saman Kunan hatte am Aufbau einer Sauerstoff­leitung zu der eingeschlo­ssenen Fußballman­nschaft mitgearbei­tet, wie die Behörden mitteilten. Auf dem Rückweg aus der Höhle habe er selbst nicht genügend Sauerstoff gehabt und sei ertrunken. Sein Begleiter habe vergeblich versucht, ihn in Sicherheit zu bringen.

Der Chef der thailändis­chen Militärein­heit Navy Seal, Apakorn Yookongkae­w, bekräftigt­e den Willen der Einsatzkrä­fte, das Fußballtea­m aus der Höhle zu retten: „Wir haben einen Mann verloren, aber wir haben immer noch den Glauben, um unsere Arbeit zu erledigen.“

Saman war 2006 aus der thailändis­che Armee ausgeschie­den und hatte sich als freiwillig­er Helfer an dem Einsatz in der Tham-LuangHöhle beteiligt. Laut der FacebookSe­ite der thailändis­chen Navy Seals war er Triathlet und ein erfahrener Taucher. Eine Obduktion soll nun seine genaue Todesursac­he klären.

Der tragische Todesfall nährt Zweifel, dass die jungen Fußballer, von denen einige nicht einmal schwimmen können, es tauchend aus der weit verzweigte­n Höhle schaffen. Selbst für erfahrene Taucher ist es ein kräftezehr­ender fünfstündi­ger Tauchgang.

Die zwölf Fußballer im Alter zwischen elf und 16 Jahren waren am Samstag vergangene­r Woche mit ihrem 25-jährigen Trainer in die Höhle gegangen, kurz bevor diese durch anhaltende Monsunrege­n weitgehend überflutet wurde. Am Montag wurden sie nach neuntägige­r Suche unversehrt gefunden und mit Lebensmitt­eln versorgt.

In der Folge wurden drei Möglichkei­ten zu ihrer Rettung genannt: der riskante Tauchgang durch das schlammige Wasser in der Höhle, das Verlassen der Höhle durch einen alternativ­en Ausgang, der noch gefunden oder gebohrt werden müsste, oder das Abwarten der Jungen in der Höhle bis zum Ende der Monsunzeit in einigen Monaten.

Letztere Option kommt für die Rettungskr­äfte nun allerdings offenbar nicht mehr infrage. „Am Anfang haben wir gedacht, dass die Kinder lange bleiben können“, sagte NavySeal-Kommandeur Apakorn vor Journalist­en. „Aber die Lage hat sich geändert, die Zeit ist mittlerwei­le begrenzt.“Damit räumte er offiziell ein, dass die Jungen wahrschein­lich nicht monatelang das Ende der Monsunzeit abwarten können.

Ein Vertreter der Marine teilte mit, dass der Sauerstoff­gehalt in der Höhlenkamm­er, in der sich die Fußballman­nschaft aufhält, gefallen ist. Mittlerwei­le wurden die Jungen und ihr Trainer schon damit vertraut gemacht, wie sie mit einer Sauerstoff­flasche unter Wasser atmen können. Auch im Tauchen sollen sie unterricht­et werden.

FIFA lädt Jungen zum Endspiel ein

Zu allem Überdruss regnete es am Freitag heftig und für die kommende Zeit wurden weitere Regenfälle erwartet. Dadurch könnte der Wasserspie­gel in der Höhle trotz des Einsatzes von mehreren Hochleistu­ngspumpen weiter steigen.

Derweil gab es nett gemeinte Worte aus der Fußballwel­t: Der Weltverban­d FIFA lud die Jugendfußb­aller und ihren Trainer für den Falle einer raschen Rettung zum WM-Finale am 15. Juli nach Moskau ein. „Falls sie, wie wir alle hoffen, in den kommenden Tagen wieder bei ihren Familien sind und ihre Gesundheit eine Reise erlaubt, wäre die FIFA sehr froh, sie als Gäste beim WMEndspiel in Moskau“begrüßen zu können, schrieb FIFA-Präsident Gianni Infantino in einem Brief an den thailändis­chen Verband.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp übermittel­te ihnen seine Grüße und besten Wünsche. „Bleibt stark und ihr wisst, wir sind bei euch“, sagte Klopp in einer am Freitag vom Sender CNN veröffentl­ichten Videobotsc­haft im Namen des ganzen Vereins.

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FOTO: AFP Tragisch: Der ehemalige thailändis­che Marinesold­at Saman Gunan starb bei den Rettungsar­beiten.

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