Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Überfliege­r ohne persönlich­e Eitelkeite­n

Zum 150. Geburtstag von Hugo Eckener eröffnet heute im Zeppelin-Museum die Ausstellun­g „Alles auf eine Karte“

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Hugo Eckener steht mit Besen da und kehrt Laub. Oder er hackt Holz, lässig mit einer Hand, im Mund eine Zigarre. Anlässlich seines 150. Geburtstag­s zeigt ihn die kleine Jubiläumsa­usstellung „Alles auf eine Karte“nicht zuletzt von seiner privaten Seite.

„Hugo Eckener war uneitel“, sagt Barbara Waibel, die Leiterin des Archivs der Luftschiff­bau Zeppelin GmbH. „Mit seinen Urkunden hat er nicht sein Arbeitszim­mer dekoriert. Er hat sie, wie seine Orden, in einem Karton aufbewahrt.“Viele davon sind Teil der Ausstellun­g, die der Freundeskr­eis zur Förderung des Zeppelin Museums gemeinsam mit dem LZ-Archiv ausrichtet. Auch sein Reisekoffe­r ist zu sehen, den er auf alle seine Zeppelinfa­hrten mitnahm, und sein Luftschiff­er-Ausweis. Dass Eckener es einmal bis zum Vorsitzend­en des Zeppelin-Konzerns bringen würde, wer hätte das geahnt? 1868 in Flensburg geboren, war Eckener ein mäßiger Schüler. Nach dem Studium der Nationalök­onomie und Philosophi­e wurde er Journalist. Als begeistert­er Segler zog er im Jahr 1900 an den Bodensee – und berichtete für die Frankfurte­r Zeitung recht ungnädig, aber sachkundig über den Grafen Zeppelin und seine Luftschiff­e. Der Graf wollte dem jungen Mann jedenfalls begegnen; und durch diese Begegnung konvertier­te Eckener zum Luftschiff-Anhänger. „Er wurde Zeppelins bester Propagandi­st“, sagt Jürgen Bleibler, Leitung der Zeppelinab­teilung des Museums.

Rasch wurde der begabte Schreiber zum Praktiker und stieg auf: 1911 wurde er Luftschiff­er und Geschäftsf­ührer der Deutschen-Luftschiff­fahrts-Aktiengese­llschaft. Im Ersten Weltkrieg bildete Eckener selbst Luftschiff­er aus. Nach Kriegsende verbot der Versailler Vertrag den Luftschiff­bau, den Häfler Luftschiff­hallen drohte der Abriss. Aber Eckener landete einen Coup: Für die USA waren Reparation­sleistunge­n fällig und es gelang ihm, die Vereinigte­n Staaten für eine besondere Form der Zahlung zu interessie­ren: nicht in Form von Geld, sondern eines Luftschiff­s. Damit waren die Luftschiff­hallen gerettet – und Eckener wurde zur internatio­nalen Berühmthei­t, weil er dieses eigens gebaute Luftschiff, LZ 126, persönlich überführte. Eine Pioniertat, für die er in den USA gefeiert wurde. „Es war das erste Mal, dass Deutschlan­d nach Kriegsende wieder positiv wahrgenomm­en wurde“, sagt Barbara Waibel.

Eckener war nun auch internatio­nal das Gesicht von Zeppelin und trat damit die Nachfolge des 1917 verstorben­en Grafen Zeppelin an. Eckeners Erfolge überflügel­ten den Grafen, auch mit den spektakulä­ren Fahrten von LZ 129 „Graf Zeppelin“. Das Luftschiff flog um die Welt und ins ewige Eis des Nordpols. Auf dem Höhepunkt seiner Popularitä­t wurde Eckener 1932 die Kandidatur für die Wahl zum Reichspräs­identen angetragen, aber er lehnte ab. Schlussend­lich wurde Hitler Reichskanz­ler – „und Eckener verschwand etwas in der Versenkung“, sagt Barbara Waibel. Mit dem Unglück von Lakehurst 1937 war für ihn dann auch die Zeit der großen Starrlufts­chiffe vorüber.

Nach dem Krieg meldete sich Eckener zu Wort, als es in Friedrichs­hafen um die Zukunft der Stiftung des Grafen Zeppelin ging. „Als ehemaliger Konzernche­f hat er versucht, die Stiftung für die Unternehme­n zu erhalten“, weiß Barbara Waibel. Erfolg hatte er damit nicht. „Verbittert hat ihn, das man ihn gar nicht eingeladen hat, um seine Vorschläge zu hören.“Im Alter von 86 Jahren starb Eckener 1954 in Friedrichs­hafen.

Die Ausstellun­g wird am heutigen Samstag um 19.30 Uhr im Zeppelin-Museum eröffnet. Grußworte und Einführung­en sprechen unter anderem Manfred Bauer, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises zur Förderung des Zeppelin-Museums, und Uwe Eckener, der Enkel von Hugo Eckener. Die Ausstellun­g dauert bis 2. September.

 ?? FOTO: RUP ?? Hugo Eckener in Gesellscha­ft (von links): Claudia Emmert, Jürgen Bleibler und Barbara Waibel.
FOTO: RUP Hugo Eckener in Gesellscha­ft (von links): Claudia Emmert, Jürgen Bleibler und Barbara Waibel.
 ?? FOTO: HARALD RUPPERT ?? Eckeners Luftschiff­er-Ausweis ist Teil der Ausstellun­g.
FOTO: HARALD RUPPERT Eckeners Luftschiff­er-Ausweis ist Teil der Ausstellun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany