Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radautobahn führt mitten durch Ravensburg
Fahrradfahrer sollen bald ohne Hindernisse bis zum Bodensee kommen
RAVENSBURG (fh) - Die Pläne für eine Radautobahn durch das Schussental werden immer konkreter. Die Strecke wird mitten durch das Ravensburger Zentrum führen und soll allen Radlern freie Fahrt zwischen Baindt und dem Bodensee gewähren. Doch bis es so weit ist, warten noch einige Herausforderungen.
2000 Radfahrer jeden Tag soll dieser Schnellweg sicher und komfortabel ans Ziel bringen – und zwar vor allem Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen, nicht in erster Linie Touristen beim Genussradeln. Eine Studie prüft, wie das funktionieren kann. Bezahlt wird sie weitgehend vom Land. Ravensburg und seine Nachbarn haben als einzige ländliche Region Geld aus einem Fördertopf bekommen. Das Ministerium für Verkehr plant bis zum Jahr 2025 landesweit zehn solcher Radschnellwege.
Der Ravensburger Radschnellweg wird in den meisten Abschnitten vier Meter breit sein, in beide Richtungen verlaufen und zwei Spuren haben, die durch einen Mittelstrich voneinander getrennt sind. Für Fußgänger ist die Strecke gesperrt. Nach Möglichkeit sollen weder Ampeln noch Querverkehr die freie Fahrt bremsen.
Ingenieure haben in den vergangenen Monaten mehrere mögliche Routen durch Ravensburg geprüft, jetzt zeichnet sich eine Trasse ab. Laut Timo Nordmann vom Stadtplanungsamt führt die künftige Radautobahn von Süden her über Meckenbeuren durch Untereschach auf der „alten“B30, die nach Fertigstellung der neuen Bundesstraße 2019 eine Kreisstraße werden wird. Weiter geht es nach Weißenau und über die Kaufland-Kreuzung, wo die Radler entweder über ein Bauwerk (eine Brücke) oder einen neuen Kreisverkehr in die Südstadt weitergeleitet werden sollen.
Über die Jahn-, Zwerger- und Olgastraße geht es zum größten Knackpunkt der Strecke, der Karlstraße. „Hier müssen wir noch eine Lösung finden“, so Nordmann. Diskutiert wird eine weitere Überführung oder eine Lösung per Ampelschaltung. Eine Fahrradstraße soll dann durch die komplette Nordstadt führen, über Berger-, Park- und Kuppelnauschule kommen die Fahrradfahrer auf die Gartenstraße und schließlich nach Weingarten. Beim Rutenfest und während der Oberschwabenschau dürfte es Umleitungen geben.
Die Grünen im Gemeinderat sind begeistert: Fraktionsvorsitzende Maria Weithmann hält die Radautobahn für ein „Leuchtturmprojekt“. Allerdings dürfe man beim Ausbau des innerstädtischen Radnetzes nicht nachlassen. Probleme angesichts der Streckenführung durch die Stadt erwarten Manfred Büchele (CDU) und Michael Lopez-Diaz (UL): „Wir müssen auch an die Fußgänger denken, das wird Konflikte geben.“Baubürgermeister Dirk Bastin spricht von einem „Projekt, das für die Zukunft der Stadt von hoher Bedeutung ist“: „Jetzt gilt es, den Radverkehr wirklich attraktiver zu machen, nämlich für die Leute, die ihn täglich nutzen.“
Auf die Frage nach einem möglichen Baubeginn hatte Timo Nordmann eine ganz besondere Antwort: „Mit einigen Dingen können wir jetzt gleich anfangen, beispielsweise mit den Fahrradstraßen in der Nordstadt.“