Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Lage ist das Problem der Veitsburg
Gastro-Experte kritisiert Gemeinderat Ravensburg und nimmt Wirt in Schutz
RAVENSBURG - Die Lage, nicht der Wirt, ist nach Aussage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands das Problem der Veitsburg. Kritik gibt es auch an der Stadt Ravensburg angesichts der Vorgaben für die Öffnungszeiten. „Vom Sitzungssaal kommen gerne mal Wünsche, die mit der Realität nicht unbedingt kompatibel sind“, sagt Geschäftsführer Bernd Dahringer.
Der derzeitige Pächter des Restaurants auf der Veitsburg steigt zum Jahresende vorzeitig aus seinem Vertrag aus. Der Grund: Gastwirt Michael Kruwinnus wollte die mit der Stadt vereinbarten Öffnungszeiten reduzieren, um wirtschaftlicher arbeiten zu können, was die Verwaltung ablehnte.
Bernd Dahringer, Geschäftsführer der Dehoga Ravensburg, hat Verständnis für die Entscheidung des Pächters. „Wenn der Gemeinderat bei den Öffnungszeiten mitredet, halte ich das für problematisch“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“. Öffnungszeiten seien eine unternehmerische Entscheidung, die an die Gegebenheiten angepassst werden müssten: „Wenn der Gemeinderat meint, Vorgaben machen zu müssen, dann muss der Leidtragende, also der Wirt, auch entsprechend unterstützt werden.“Dahringer weiter: „Wer mitredet und Forderungen stellt, muss auch monetäre Verantwortung übernehmen.“
Die Veitsburg sei zwar für die Ravensburger „gefühlt einzigartig“, doch das dortige Höhenrestaurant definitiv keine 1-a-Lage. „Die Veitsburg ist nicht annähernd so attraktiv wie die Innenstadt, speziell der Marienplatz“, sagt der Dehoga-Geschäftsführer. Die Lage sei der Grund für die Schwierigkeiten, nicht der Wirt, dem Bernd Dahringer eine solide Ausbildung und ausreichend gastronomische Erfahrung bescheinigt. Doch das Gastronomie-Geschäft sei einfach schwieriger geworden: „Dies wird auch ein Nachfolger des jetzigen Gastronomen merken.“
Vor allem die Vorhalte- und Personalkosten, aber auch die überbordende Bürokratie machen nach Aussage Dahringers den Wirten zu schaffen. Restaurantberiebe benötigten daher „einen hohen Umschlag pro Stuhl“: „Daran dürfte es in der Veitsburg fehlen, insbesondere in der ungemütlichen Jahreszeit.“Selbst eine gute Sommersaison reiche nicht, um die Wintermonate auszugleichen. Auf der sicheren Seite seien derzeit nur Restaurants, die auch ein Übernachtungsangebot haben. Wenn Beherbergung nicht möglich ist, müsste das Angebot an Veranstaltungen ausgebaut werden.
Gespannt ist Bernd Dahringer auf den Gastro-Experten, den die Stadt bei der Auswahl eines neuen Pächters mit ins Boot nehmen möchte: „Wenn das Ergebnis dann ist, dass die Veitsburg nur als Zweitbetrieb läuft und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet haben wird, dann muss man das eben akzeptieren.“Die Stadt will die Neuverpachtung im Herbst ausschreiben.