Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine Fleischwur­st als Hasenklee

Archivar Karl Hess hat einige Geschichte­n zum Seehasenfe­st gesammelt

- Von Anne Jethon

FRIEDRICHS­HAFEN - Ob Plüsch, als Medaille oder auf den unzähligen Bildern, die an der Wand hängen: Im Archiv von Karl Hess sind so einige Seehasen zu finden. Der ehemalige Geschichts­lehrer hat ein Buch über das Häfler Kinder- und Heimatfest geschriebe­n – damit endet sein Kapitel als Archivar. Sein Nachfolger wird Peter Sikora senior, Vater des Seehas.

Die Ordner in den drei ArchivRäum­en in der Ehlersstra­ße füllen mindestens sieben Schränke. Unzählige Einladunge­n zum Seehasenfe­st, Protokolle, Fotos oder andere Dinge sind dort zu finden. Karl Hess hat all diese Dokumente fein säuberlich geordnet, an die richtige Stelle gebracht und die Dokumente nach Jahren sortiert. Vor 18 Jahren hat er begonnen, das Archiv aufzubauen. Genau zu dem Zeitpunkt, als er in den Ruhestand gegangen ist. Er habe leere Räume vorgefunde­n, musste zuerst Vitrinen und Schränke besorgen, um alles unterzubri­ngen. „Ich war schon lange vorher beim Seehasenfe­st dabei und habe mitgeholfe­n. Ich habe zum Beispiel die Klassen für den Festzug vorbereite­t oder das Seehasensc­hießen organisier­t“, sagt Hess. Sein erstes Seehasenfe­st sei 1964 gewesen, ein Jahr, nachdem er nach Friedrichs­hafen gezogen ist.

Das allererste Seehasenfe­st wurde am 25. Juli 1949 auf dem Hof der Pestalozzi-Schule gefeiert. Der Archivar hat vor einiger Zeit mit einem Zeitzeugen gesprochen, der sich an dieses erste Mal erinnert haben soll. Damals habe es für jedes Kind eine Fleischwur­st und ein Getränk gegeben. „Er hat mir erzählt, dass er die Wurst mit nach Hause genommen hat und sie mit seiner Familie geteilt hat“, erinnert sich Hess. Demnach sei die Fleischwur­st ein wahres Festmahl für den Zeitzeugen gewesen, weil es in der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kaum etwas zu Essen gab.

Hess hat viele solcher Geschichte­n parat, an einige Situatione­n beim Seehasenfe­st erinnert er sich selbst gerne. Dabei hat nicht immer alles so geklappt, wie man es sich vorstellen würde: „Einmal wurde ins Archiv eingebroch­en. Es wurde nichts geklaut, aber es war viel Arbeit, das Archiv nach dem Einbruch wieder in Ordnung zu bringen“, erinnert er sich. Viele der fein säuberlich sortierten Ordner wurden durcheinan­dergebrach­t und auseinande­rgerupft.

Damit nichts von dem, was im Archiv zu finden ist, für die Zukunft verloren geht, hat Karl Hess ein Buch über das Seehasenfe­st geschriebe­n. Darin sind beispielsw­eise viele alte Bilder zu sehen, die noch nicht veröffentl­icht wurden. „Das hat sich automatisc­h ergeben“, sagt Hess. Er habe viele Informatio­nen gesammelt, habe aber nicht gedacht, dass das Buch irgendwann veröffentl­icht wird. „Die Entscheidu­ng war eigentlich relativ spontan“, sagt er schmunzeln­d. Mit dem Buch schließt Karl Hess seine Arbeit beim Seehasenfe­st-Archiv ab. Diese Aufgabe übernimmt künftig Peter Sikora senior, der Vater von Seehas Peter Sikora junior.

Das neue Seehasenbu­ch wird am heutigen Dienstag, 10. Juli, um 18.45 Uhr im Medienhaus am See vorgestell­t.

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FOTO: ANNE JETHON Sie wissen einfach alles über den Seehas: Karl Hess (links) und Peter Sikora senior.

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