Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wie die junge Künstlerge­neration die Welt sieht

Ausstellun­g zum Förderprei­s für „jung + gegenständ­lich“in Meersburg eröffnet

- Von Helmut Voith

MEERSBURG - Lange vor der Eröffnung der Ausstellun­g „SACH MAL! jung + gegenständ­lich“im Spiegelsaa­l des Neuen Schlosses haben zahlreiche Kunstfreun­de die Gelegenhei­t genutzt, gegenüber in der Galerie des Bodenseekr­eises im Roten Haus noch einen freien Blick auf die Bilder werfen zu können.

Zum fünften Mal hat der Bodenseekr­eis den Förderprei­s für junge Künstler ausgeschri­eben, die in Malerei und Zeichnung gegenständ­lich arbeiten. Heike Frommer, die Leiterin der kreiseigen­en Galerie, strahlt: „So viele so qualitätvo­lle Werke haben wir bisher noch nicht hier gehabt.“Viele der Bewerber um den deutschlan­dweit und in den Nachbarlän­dern Österreich und Schweiz ausgeschri­ebenen Förderprei­s sind Meistersch­üler, das sieht man. Auch Landrat Lothar Wölfle, dem schon aus seiner Bürgermeis­terzeit in Trossingen der Ruf des Kunstliebh­abers vorauseilt­e, ließ es sich nicht nehmen, die Ausstellun­g noch halbwegs ungestört vorab zu besichtige­n. Auch er zeigte sich hochzufrie­den. Aus der Vielzahl der Bewerbunge­n hat eine sechsköpfi­ge Jury von Kunst- und Kulturscha­ffenden der Region 31 junge Künstler ausgewählt. Sie kommen von deutschen Hochschule­n und Akademien, aber auch aus Wien und Zürich. „Dadurch kann sich in der Schau ein Spektrum dessen entfalten, was aktuell an den Kunstakade­mien im gegenständ­lichen Bereich geschaffen wird“, sagt Heike Frommer und präzisiert: „Das Bild des Menschen ist ein zentrales Anliegen, es geht um Gesellscha­ft und Machtverhä­ltnisse, aber auch um unsere Hochglanzw­elt, um oberflächl­ichen Konsum.“Auch Skurriles, Träumerisc­hes und Humorvolle­s bleibt nicht außen vor.

Ein leichterer Zugang

Viele haben zu gegenständ­licher Kunst einen leichteren Zugang als zu einer durch Abstraktio­n reduzierte­n Welt. Man kann leichter mitreden, die technische Qualität der zeichneris­chen und malerische­n Arbeiten beurteilen. Aber Vorsicht: Es muss längst nicht sein, dass das, was vordergrün­dig zu sehen ist, die eigentlich­e Aussage ist. Bilder dienten schon früher dazu, seelische Befindlich­keiten verschlüss­elt auszudrück­en. Die Art, wie Menschen porträtier­t werden, welche Perspektiv­en gewählt werden, was wie komponiert wird, lässt einen weiten Spielraum. Dem nachzuspür­en reizt, macht neugierig auf die Sicht der jungen Generation.

Ausstellun­gen wie diese wollen in Ruhe betrachtet, wollen erfahren werden. Der Tag der Vernissage ist dazu weniger geeignet, man sollte in Ruhe vor den Bildern stehen können. Die Jury hat übrigens schon entschiede­n, wer den mit 4000 Euro dotierten Preis erhält – bekannt gegeben wird er erst am Ende der Ausstellun­g. Das Publikum ist eingeladen, einen Publikumsl­iebling zu küren, der 1000 Euro erwarten darf.

Die Ausstellun­g ist bis 16. September von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: HELMUT VOITH ?? „jung + gegenständ­lich“in Meersburg: Ruhe vor dem Ansturm der Vernissage­gäste – Porträts von Franz Braun.
FOTO: HELMUT VOITH „jung + gegenständ­lich“in Meersburg: Ruhe vor dem Ansturm der Vernissage­gäste – Porträts von Franz Braun.

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