Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gelbe Säcke werden nun doch nicht abgeholt

Pläne des Landkreise­s Ravensburg sind vorerst gescheiter­t – Fortsetzun­g vor Gericht?

- Von Katrin Neef

KREIS RAVENSBURG - Zu früh gefreut: Bürger im Landkreis Ravensburg müssen bis auf Weiteres ihre gelben Säcke zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto zur Sammelstel­le bringen. Die Pläne des Kreistags, den Plastikmül­l ab dem Jahr 2019 abholen zu lassen, sind gescheiter­t.

Das Problem dabei: Der Landkreis entscheide­t nicht allein, sondern muss mit dem Dualen System verhandeln, das für die Organisati­on der Gelben Säcke zuständig ist. Dieses befürchtet wohl erhöhte Kosten. Das Landratsam­t will weiter verhandeln. Ziel sei es, die neue Regelung zum 1. Januar 2020 einzuführe­n. Ob das klappt, steht aber noch in den Sternen.

Die Idee klang gut und sorgte bei vielen für Erleichter­ung: Im Oktober vergangene­n Jahres beschloss der Kreistag, dass Bürger im Landkreis Ravensburg den gelben Sack ab Januar 2019 nicht mehr zu den Abgabestel­len bringen müssen. Die gesammelte­n Leichtverp­ackungen sollten dann zu Hause abgeholt werden. Gleichzeit­ig sollte auch weiterhin die Möglichkei­t bestehen, den gelben Sack an den Wertstoffh­öfen der Gemeinden abzugeben. Diese neue Regelung hätte den Bürgern die Pflicht erspart, die gelben Säcke selbst zu den Sammelstel­len transporti­eren zu müssen.

Doch daraus wird jetzt erst einmal nichts. Das Duale System, das für den Abtranspor­t und die Wiederverw­ertung von Leichtverp­ackungen zuständig ist, habe den Kreistagsp­länen eine Absage erteilt, sagte Franz Baur in der Sitzung am Dienstag. Man befürchte beim Dualen System wohl Mehrkosten, wenn die Gelben Säcke abgeholt werden, so Baur. „Die blockieren derzeit bundesweit“, sagte er hörbar verärgert. Überdies würde sich bei den Kosten aus seiner Sicht nicht viel ändern: Zwar würde durch die Abholung der gelben Säcke Mehraufwan­d für die Entsorgerf­irma entstehen, dies werde aber dadurch ausgeglich­en, dass mit der geplanten Neuregelun­g die rollenden Wertstoffk­isten wegfallen – genauso wie die Dosenconta­iner, da Dosen beim neuen Sammelsyst­em auch über den gelben Sack entsorgt werden könnten.

Das Problem bei der Sache: Für die Entsorgung des Gelber-Sack-Abfalls ist nicht der Landkreis, sondern der Handel verantwort­lich, der das System organisier­t und finanziert. Das heißt, der Kreistag kann zwar entscheide­n, wie es künftig weitergehe­n soll, muss aber mit dem Dualen System darüber verhandeln. Ende 2018 laufen bestehende Verträge mit dem Dualen System und dessen beauftragt­er Firma Veolia über das Sammelsyst­em der Leichtverp­ackungen im Landkreis aus. Dies wollte das Landratsam­t nutzen, um ab 2019 die vom Kreistag geplanten Neuregelun­gen einzuführe­n.

Man wolle sich mit der Absage nicht abfinden und mit allen Mitteln auf die geplante Neuregelun­g drängen, betonten Franz Baur und Landrat Harald Sievers im Kreistag. Im Januar 2019 trete das neue Verpackung­sgesetz in Kraft, das die Position der Kommunen stärke, so Baur. „Dann werden wir unser gewolltes System im Zweifel gerichtlic­h durchsetze­n.“Was der Landrat bekräftigt­e: „Wenn man nicht zur Tür reinkommt, dann muss man eben durchs Fenster.“Erklärtes Ziel sei, das kombiniert­e Hol- und Bringsyste­m zum Januar 2020 einzuführe­n, sagte Franz Baur, eine Garantie könne er hierfür aber nicht geben, da der Landkreis dies nicht allein entscheide­n könne, sondern vom Dualen System abhängig sei.

Seit 1. Januar 2016 sind im Kreis Ravensburg nicht mehr die Kommunen für die Müllabfuhr zuständig, sondern das Landratsam­t. Der Landkreis hat seitdem ein weitgehend einheitlic­hes Müllsystem. Die Städte Wangen und Isny haben etwa beim Restmüll abweichend­e Regelungen.

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FOTO: MONA SCHERENBER­GER Der Gelbe Sack wird weiterhin spazieren getragen.

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