Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Spahn will höhere Pflegelöhn­e

3000 Euro sollten laut Gesundheit­sminister „möglich sein“

- Von Florentine Dame

BERLIN (KNA/dpa) - Vor dem Besuch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in einem Seniorenhe­im hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn die Diskussion über Arbeitsbed­ingungen in der Pflege neu entfacht. Im ZDF-Morgenmaga­zin kündigte der CDU-Politiker am Montag an, sich für eine tarifgebun­dene Bezahlung in Altenpfleg­eheimen einzusetze­n. Diese sei in 80 Prozent der Einrichtun­gen nicht gegeben. Kritik übte Spahn dabei an kirchliche­n Trägern. Deren Tarifvertr­äge seien mitunter „nicht nur schön“. Grundsätzl­ich, so Spahn, solle es möglich sein, in der Altenpfleg­e zwischen 2500 und 3000 Euro zu verdienen.

Kanzlerin Merkel besuchte am Nachmittag ein Altenheim in Paderborn. Sie löste damit ein Verspreche­n aus dem Wahlkampf ein. In einer Fernsehsen­dung hatte sie dem Fachpflege­r Ferdi Cebi auf dessen Einladung hin zugesagt, ihn einmal bei seiner Tätigkeit zu begleiten.

PADERBORN (dpa) - Es war eine Stippvisit­e bei einem, der den Pflegeberu­f attraktive­r machen will. Doch ihren Besuch bei dem Altenpfleg­er Ferdi Cebi in Paderborn verband Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag mit einer klaren Botschaft: Um den Fachkräfte­mangel in dem Beruf in den Griff zu bekommen, muss es eine gute Bezahlung für Pflegekräf­te geben – egal, wo das Altenheim steht und wer es betreibt.

„Es gibt ganz unterschie­dlich getragene Einrichtun­gen und für alle gilt: Die Menschen, die dort arbeiten, müssen gut bezahlt werden, damit die Menschen, die dort leben, auch gute Pflege bekommen“, sagte Merkel nach dem Besuch des evangelisc­hen Altenheims St. Johannisst­ift.

Nicht ganz zwei Stunden Zeit nahm sich die Kanzlerin, um ein Verspreche­n einzulösen, das sie im Wahlkampf vor laufenden Kameras dem 36-jährigen Cebi gegeben hatte. In der ZDF-Sendung „Klartext, Frau Merkel“hatte dieser Personalno­t und mangelnde Bezahlung in der Pflege kritisiert. Er lud die Kanzlerin ein, sich selbst ein Bild von seinem Beruf zu machen.

Am Montag nutzte sie die Gelegenhei­t, um Cebi und seine Kollegen bei der Arbeit zu begleiten. Sie traf auf Pflegebedü­rftige und Demenzkran­ke und trank mit ihnen Kaffee. Pflegekräf­te bräuchten mehr Zeit, weniger Hektik, sagte Merkel. Es brauche eine bessere Ausbildung­svergütung und angemessen­e Löhne.

Ferdi Cebi zeigte sich nach dem Besuch der Kanzlerin hoffnungsv­oll, dass sich für seine Branche bald etwas ändern könnte: „Wir sind gerade dabei, etwas zu verändern, wir Pflegekräf­te“, sagte der 36-Jährige. „Das Thema war noch nie so präsent wie gerade“.

Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung verdienen Fachkräfte in der Krankenpfl­ege im Durchschni­tt monatlich 3239 Euro, in der Altenpfleg­e lediglich 2612 Euro. Erheblich sind die regionalen Unterschie­de: Im Jahr 2016 schwankte das Bruttoeink­ommen einer Vollzeit-Fachkraft in der Altenpfleg­e zwischen 2937 Euro in Baden-Württember­g und 1985 Euro in Sachsen-Anhalt.

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FOTO: DPA Kaffeetafe­l mit Kanzlerin: Angela Merkel und der Pfleger Ferdi Cebi sitzen mit Bewohnern der Altenhilfe vom St. Johannisst­ift zusammen.

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