Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Chaos am Bahnübergang soll bald beendet werden
Abknickende Vorfahrt soll Problem in Markdorf lösen – Stadtverwaltung wartet auf letzte Genehmigungen
MARKDORF - Der Bahnübergang in Markdorf ist mit seiner kaputten Ampel seit Monaten eine Gefahrenstelle. Doch das soll sich bald ändern. Die Stadtverwaltung Markdorf hat eine neue Verkehrsregelung ausgearbeitet und hofft, dass Verkehrsbehörde und Deutsche Bahn dafür bald grünes Licht geben.
Das Problem ist, dass die Ampel, eine sogenannte Büstra-Anlage, an den Bahnübergang gekoppelt ist. Sobald sich ein Zug nähert, sollte sie eigentlich für die Fahrzeuge auf rot schalten, die die Gleise kreuzen. Schwierigkeiten und Ausfälle gab es schon seit Jahren, seit Februar funktioniert die Anlage aber überhaupt nicht mehr. Seither ist sie aus, schaltet jedoch an allen vier Seiten der Kreuzung auf rot, bevor die Schranken schließen. Ein rotes Signal bekommen dort auch die Fahrer, die bei geschlossenen Schranken fahren könnten. Sobald die Schranken sich öffnen, gehen alle vier Ampeln wieder aus – und zwar genau gleichzeitig. Um die Situation zumindest für die Fußgänger zu verbessern, hat die Stadt zwei mobile Fußgängerampeln aufgestellt.
Die alte Ampel wieder in Betrieb zu nehmen, ist nicht möglich. Ersatzteile für die Büstra-Anlage sind nicht mehr erhältlich. Außerdem ist die Technik so veraltet, dass sich kein Mechaniker mehr damit auskennt. Einzelne Rotlichtsignale dürfen auch nicht abgedeckt werden. „Das lässt die Bahn nicht zu“, sagt Jürgen Hess, Leiter des Ordnungsamts. Das Verkehrschaos soll nun beendet werden, indem die Ampel ganz abgebaut wird. Stattdessen soll auf der Kreuzung eine abknickende Vorfahrt eingerichtet werden. Sie soll gewährleisten, dass die Achse, die über den Bahnübergang führt, immer frei bleibt.
Momentan haben noch die Fahrer auf der Achse Berhardstraße/Ensisheimer Straße parallel zu den Gleisen Vorfahrt, wenn die Ampel aus ist. Ein langer Sattelschlepper, der auf der Gutenbergstraße an der Kreuzung steht und dessen Auflieger in den Gleisbereich ragt, kann deshalb nur dann links abbiegen und den Bahnübergang räumen, wenn die Ampeln rot werden – oder wenn er Vorfahrt erhält. „Die Einrichtung einer abknickenden Vorfahrt mit einer Bevorrechtigung der Achse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße hätte den Vorteil, dass auf eine mit dem Bahnverkehr gekoppelte Ampelregelung verzichtet werden könnte“, sagt Jürgen Hess.
Die DB Netz AG habe für eine solche Lösung ihre Zustimmung signalisiert, aber in ihrer letzten Stellungnahme ergänzende Untersuchungen gefordert. Dazu gehöre unter anderem eine Schleppkurvenberechnung für Lastwagen bis zu einer Länge von 27 Metern, um zu gewährleisten, dass ein Blockieren des Bahnübergangs durch ein solches Fahrzeug ausgeschlossen sei.
„Mit diesen umfangreichen verkehrstechnischen Untersuchungen haben wir ein Verkehrsingenieurbüro beauftragt“, sagt Hess. Die Ergebnisse und auch ein ausgearbeiteter Beschilderungsplan liegen seit Anfang Juli vor und seien von der Stadtverwaltung an die Verkehrsbehörde des Landratsamts weitergeleitet worden. Nach einer Abstimmung mit der Polizei werde die Neuplanung der Bahn zur Prüfung vorgelegt. „Sobald von dort eine positive Rückmeldung kommt wollen wir die abknickende Vorfahrt so schnell wie möglich realisieren“, sagt er.
Sollte die Bahn die Planungen wider Erwarten ablehnen, würde es möglicherweise mehrere Jahre dauern, bis eine geeignete Lösung für den Bahnübergang gefunden wird. Denn für den Bau einer neuen Büstra-Anlage sei ein bahnrechtliches Planfeststellungsverfahren erforderlich. „So etwas kann Jahre dauern. Schließlich geht es um die Sicherheit“, sagt Hess. Er ist aber optimistisch, dass mit der abknickenden Vorfahrt eine unkompliziertere Lösung gefunden werden kann. „Wir hoffen, dass die Bahn diesen Vorschlag mittragen kann“, sagt er.