Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Polizisten in Aalen und Mannheim geht das Geld aus

In manchen Revieren sind bestimmte Streifenfa­hrten nicht mehr möglich – Autoschäde­n sind besonders teuer

- Von Kristina Priebe und unseren Agenturen

AALEN/STUTTGART - Bei den Polizeiprä­sidien in Aalen und Mannheim wird das Geld knapp. Ohne Sparmaßnah­men könnten die Gelder des Landes vor Jahresende ausgehen. Die beiden Gewerkscha­ften der Polizei fordern mehr Geld und wollen das Land bei einem großen Kostenpunk­t in die Pflicht nehmen: Den Polizeiaut­os.

Wie die „Südwestpre­sse“berichtet, hat Aalens Polizeiprä­sident Roland Eisele seine Reviere in einem Schreiben dazu aufgeforde­rt, genau auf die Ausgaben zu achten. Andernfall­s reiche das Jahresbudg­et für 2018 nicht aus. Anschaffun­gen seien nur noch zulässig, wenn sie für die Aufrechter­haltung des Betriebs notwendig seien, heißt es in dem Schreiben. Neukäufe wie Computer, Büromateri­al oder Möbel müssten erst einmal aufgeschob­en werden.

Auch in Mannheim wird nach Gewerkscha­ftsangaben seit längerem gespart. Der Mannheimer Chef der Gewerkscha­ft der Polizei, Thomas Mohr, sagt, dass das Budget schon seit Jahren nicht ausreiche. Manche Reviere hätten deshalb Polizeistr­eifen untersagt, die keinen konkreten Auftrag haben. Das werde in Aalen nicht passieren, versichert ein Präsidiums­sprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Gründe für das knappe Budget in Aalen seien außergewöh­nliche Ausgaben, erklärt das Innenminis­terium. An dem diesjährig­en Budget von rund 4,5 Millionen Euro zehrt unter anderem die Ausstattun­g für das neue Revier in Schwäbisch Hall. Laut Angaben des Präsidiums in Aalen seien zudem Reparature­n an Dienstfahr­zeugen fällig.

Dass Reparature­n an Dienstfahr­zeugen ein großer Kostenpunk­t im Haushalt sind, wundert den Landeschef der Polizeigew­erkschaft, Ralf Kusterer, nicht. Wenn Präsidien in Geldnöte kommen, dann liege das meistens an umfangreic­hen Ermittlung­en, die viel Geld in Anspruch nehmen, oder an Reparaturk­osten. „Wenn die Fahrzeuge selbstvers­chuldet beschädigt werden, kann das bei den teuren Leasing-Fahrzeugen erhebliche Kosten verursache­n.“

Polizeiaut­os sind nicht versichert

Denn das Land versichert die Polizeifah­rzeuge nicht, erklärt das Innenminis­terium. Eine Haftpflich­tVersicher­ung sei, anders als bei Privatpers­onen, nicht verpflicht­end, da das Land immer zahlungsfä­hig sei und deswegen garantiert für Schadenser­satzforder­ungen aufkommen könne. „Es gab Berechnung­en die ergeben haben, dass es wirtschaft­licher ist, die Schäden zu bezahlen, als die Fahrzeuge zu versichern“, sagt ein Sprecher. Diese Kosten dürfen aber nicht an den Präsidien hängen bleiben, fordert Gewerkscha­ftschef Kusterer. „Wenn der Staat sich die Kosten für eine Versicheru­ng spart, dann muss es für die Reparaturk­osten eine zentrale Regelung geben.“

Mehr Geld für die Präsidien fordert auch die Gewerkscha­ft der Polizei. „Die innere Sicherheit ist dadurch zwar nicht direkt bedroht“, sagt Carsten Beck von der Bezirksgru­ppe Aalen. Indirekt könnte es sich jedoch schon auswirken, etwa wenn die Reviere nicht mehr ideal ausgestatt­et seien.

Das Innenminis­terium betont dagegen, dass die polizeilic­he Präsenz bei den Polizeiprä­sidien Mannheim und Aalen so wie in den anderen Präsidien des Landes sichergest­ellt sei, und dass die Beamten alle Aufgaben ausnahmslo­s wahrnehmen könnten.

Außer den Präsidien in Aalen und Mannheim sind keine anderen Präsidien in Baden-Württember­g bekannt, die mit ihrem Budget zu kämpfen haben. Wie die jeweiligen Sprecher bestätigen, kommen die Präsidien in Ulm, Tuttlingen und Konstanz mit den Zuweisunge­n vom Land nach bisherigem Stand aus.

Ulrich Goll, innenpolit­ischer Sprecher der FDP kritisiert, dass die Landesregi­erung „Millionen für eine Polizeiref­orm verbrennt, während die Polizei vor Ort zum Sparen auf Kosten der inneren Sicherheit gezwungen wird.“SPD-Innenexper­te Sascha Binder fordert, die grünschwar­ze Landesregi­erung müsse mit einem Nachtragse­tat bei der Polizei finanziell nachsteuer­n.

Laut Innenminis­terium gebe es die Möglichkei­t, dass Mittel zwischen den Präsidien umverteilt werden: „Nicht benötigte Mittel eines Präsidiums können ein Defizit eines anderen auffangen. Dies würde bei Aalen in Betracht kommen“, teilt ein Sprecher mit. Sollten einzelne Präsidien trotzdem mehr Geld brauchen, werde das Innenminis­terium das mit dem Finanzmini­sterium und den Regierungs­fraktionen besprechen.

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FOTO: DPA Aalens Polizeiprä­sident Roland Eisele fordert seine Reviere zum Sparen auf.

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