Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Respektlos gegenüber der Justiz

- Von Petra Sorge politik@schwaebisc­he.de

Alle beteiligte­n Stellen sind offenbar vorab über die geplante Abschiebun­g von Sami A. im Bilde gewesen. Alle – außer das Ver- waltungsge­richt Gelsenkirc­hen. Dass die Richter nicht informiert und so offenbar ausmanövri­ert wurden, verletzt nicht nur das rechtsstaa­tliche Verfahren, sondern zeugt auch von Respektlos­igkeit gegenüber der Justiz.

Wollte Seehofer kurzen Prozess machen, wollte er sich den Applaus des Boulevards sichern? Der Eindruck liegt nahe.

Fragen muss sich aber auch das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen gefallen lassen. Hätte es den Weg für die Abschiebun­g des mutmaßlich­en Terror-Helfers nicht doch freimachen können, ja müssen?

Folter im Vorzeigest­aat der arabischen Revolution – ein Vorwurf, der systematis­ch überprüft und geklärt werden sollte. Union und SPD sind sich einig, dass Tunesien, Marokko und Algerien als sichere Herkunftss­taaten eingestuft werden können und sollten, um Abschiebun­gen dorthin zu erleichter­n und die Verfahren zu beschleuni­gen. Selbst bei den Grünen mehren sich Stimmen, dies nicht länger zu blockieren. Schließlic­h ist die Zahl der dorthin zurückgebr­achten abgelehnte­n Asylbewerb­er deutlich gestiegen, ohne dass Gerichte Einspruch erhoben hätten.

Ob Sami A. tatsächlic­h zurückgeho­lt werden muss oder die Befürchtun­gen der Richter übertriebe­n waren, sollte das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster nun gründlich, aber zügig klären.

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